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G E R D s

E L E V E N T Y

W E R D E G A N G

Bilder aus der Titel Zeichnung

Nachdem ich mich wieder ein wenig mit Wickie beschäftigt habe, ist mein Blick auf die Zeichnung zum Titel dieser Zeitungsausgabe gefallen -
und sogleich ist mir der Gedanke gekommen, es könnte sich jemand fragen, ob dies etwa ein Kind gezeichnet hat ?

Oder das Kind im Zeichnenden ? Ein „Wickie“ im Zeichnenden ? Und weiter: Was will es damit sagen ?

Wie der Titel hierzu meint, handelt es sich um einen Werdegang - in der Zeichnung mit mehreren Stationen oder Zuständen, welche von links nach rechts verlaufend miteinander verbunden sind.

So erzähle ich (Gerd) uns eine kleine Geschichte in mehreren Bildern:

 

Die Dauer

Am Beginn erscheint das Leben vorgezeichnet.

Es verläuft so gleichmäßig dahin, wie der Gleitflug eines Adlers über der Landschaft. Der braucht sich nicht sonderlich anzustrengen, sondern nur seine ihm gegebenen Flügel auszubreiten.
Er spielt ein wenig mit den Winden, aber vor allem lässt er sich von ihnen tragen … im Gleichgewichte zwischen dem Tragen der Aufwinde und der Schwerkraft.

Diese Gleichmäßigkeit erinnert mich auch an einen See mit spiegelglatter Oberfläche. Am wohligen Abend eines Spätsommertages sonne ich mich und fühle mich geborgen im güldnen Lichte … bin zuhause und blicke dann auf den See … geleite in dieser Gemütlichkeit ein wenig ins Träumen …

Erzähle ich dies bewegt, so eignet sich mir diese Stimmung für die apollinische Dauer schlechthin … eine schier zur Ewigkeit ausgedehnte Eigenschaft … einst errungen … jetzt gegeben … So war es … ist es … und wird wohl immer so sein …

 

Der Nöck

Im rezitierenden Nachzeichnen der des Adlers Gleitflug Linie und der glatten Oberfläche des Sees erwächst eine Form, welche dem mathematischen Ist-Gleich Zeichen = gleicht.

und so …

Das Sein, es verzehrt das Wesen … ausfließend … dann Ein Halt … Im Wesen doch hält sich Sein.

Im Wirken entschwindet Werden … ausfließend … dann Ein Halt … Im Werden verharret Wirken.

Wie kommt es dazu ?

 

In der geheimnisvoll gewordenen Abenddämmerung der Sommernacht, in welche ich mich zuvor hineingeträumt habe, verwischen sich nun die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, zwischen dem gewohnten und zeichnendem Alltags-Dasein und der nächtlichen Ahnungen, welche mir so manches Bild malen.

Da hebt sich der Nöck aus der Tiefe des See. Kaum die Oberfläche durchbrechend, verkörpert der Nöck (oder Wassermann) ein unbewusstes „Wissen“ aus dem Reich der [Er-]Ahn[ung]en, welches aus der Tiefe unserer wässrigen Seele auftaucht und in unser über dem See schwebendes Bewusstsein eindringt. Das verdächtige, anschwellende und sanfte Auftauchen bringt Herausforderungen und Verletzlichkeiten mit sich, welche uns aus unserer Komfortzone bringen können.

Soweit der Beobachter.

Aus eigenem Erleben heraus kommt mir jedenfalls einiges in Bewegung … ob „Oh, Schreck !“, oder ob aus dem Traume ein mitgebrachter Gedanke … Im schweißgebadeten, oder vielleicht im inzwischen gelassen und ehrfürchtig gewordenem, Aufwachen … kommt das Ganze in Bewegung und Wandlung, und gleich der vom Auftauchen des Wassermanns oder vom Einfall des Gedankens ausgehenden kreisförmig ausbreitenden Wellen am See webet die Oberfläche zwischen Wasser und Luft - zwischen Nächtlichem und Täglichem - nun auf und ab.

 

Die Sammlung

Gleich wie in der vorigen Geschichte mit Stationen und Bildern im Bewältigen von Krisen, eröffnen sich auch in dieser Geschichte eines Werdegangs mehrere Möglichkeiten, wie sie weitergehen könnte:

Zum einen könnte sich - frei nach Grönemeyers „... sehen kurz auf, und grasen dann gemütlich weiter ...“ - das in Bewegung Gekommene wieder beruhigen, und die Oberfläche des Sees nimmt wieder den glatten und ebenen Zustand ein … und der Adler gleitet weiter so dahin … =

Zum anderen könnte ich den Wendepunkt vom ausgeatmeten Ausgedehnt-Seins im Traum und Schlafe zum einatmenden Sich-Sammeln, ein Sich-Zusammen-Nehmen im wachwerdendem Sinne, aufgreifen.
Ich setze die Geschichte mit dieser Möglichkeit fort.

In der Zeichung ist dies jene Stelle, wo sich die zwei Linien vereinigen, sich der Raum zwischen ihnen verdichtet, also vom Umkreis zum Punkte kommt.
Ja, ich komme im Innehalten und im Mich-Sammeln auf den Punkt und stehe aus der liegenden Horizontalen auf.

 

Die Erde

Laut der Zeichnung verlaufen die Linie der Sammlung aus der Wellenbewegung aufwachend zuerst nach oben und setzen sich nach der Sammlung als eine gemeinsame Linie nach unten fort.
Im Aufstehen gelange ich in der Gestalt in die Vertikale und berühre, auf die Füße kommend, die Erde.

Diese Bewegung ergibt sich zum einen aus dem Umgehen mit der Schwerkraft … ich habe einst auf Erden stehen und gehen gelernt …, und zum anderen laut der Physik aus der Schwerkraft selbst, wonach sich das Verdichtete und Konzentrierte (durch sein höher gewordenes spezifisches Gewicht) im Verhältnis zur ausgedehnteren und „leichteren“ Umgebung nach unten sinkt.

 

Ein „Hinfallen und Aufstehen“ setzt sich in der Bewegung, auf folgende Art und Weise fort:

Das kann auf eine sanfte Art erfolgen, wo mich im Auftreten der Boden willkommen heißt … ich dies spüre … mir dies bewusster wird … es schätze … wie die Erde trägt.
Ich sinke nicht ein, sondern der steinige Boden, der Fels, oder die Erde unter mir am Wege trägt mich.

Das kann aber auch auf dramatischere Art erfolgen, etwa wie ich dies vor gut sieben Jahren in einer fortgesetzten Geschichte von Troubadix erzählt habe.
Er hat sich so richtig
ausgesungen, darin zwar etwas in seiner Umwelt bewirkt, aber selbst ist er gefallen … auf den Boden gefallen.

Aber der Boden hat ihn aufgefangen. Der Boden hat ihn ermöglicht, aus seinem Fall wieder aufzustehen … in der Geschichte ist ihm das immer wieder passiert … aussingen, fallen, aufgefangen werden … es darf seine Zeit haben … bis sich in seinem Inneren Dunkelraum der Unhörbare Anlaut eingefunden hat.

Bleibe ich bei den dramatischen Möglichkeiten, so komme ich auf auf eine nordische Variante des Aufstampfens (z.B. in Alliterationen) … eines rhythmischen Aufstampfens in die Erde hinein … und sogleich in gleicher Intensität den Unhörbaren Anlaut als „Antwort“ spürend … und diesem nachgehend … dann ausholen und wieder auf den Boden stampfen …

Immer wieder aufstampfen … es gibt Menschen, die meinen, immer wieder auf Erden geboren zu werden … Gehe ich dem nach, frage ich nicht nach dem Danach, sondern (ausnahmsweise ?) mal nach dem Davor. Da bin ich auf ein Bild in einer Kirche gekommen, welches ich ebenso (ausnahmsweise ?) anders, als gewohnt, betrachtet habe. Davon habe ich in der Dramatik des „ich bin wer bin ich“ erzählt. Der nach oben hin gebogene Rand des Bildes ähnelt der Bewegung in der Zeichnung.

Wird es möglich, dass - jetzt in dieser Geschichte hier - jene größere und sehr schön anzusehende Gestalt im Bilde von meinem Davor, oder zumindest von meiner Umgebung im Raume des Davor erzählt, und ich auf Erden dann klein und in nackter Gestalt geboren worden bin ? … Ich schaue auch auf ganz oben und ganz unten in diesem Bilde … Gar Vergangenheit und Zukunft ?

 

Zwar in die Schwere gehend und ankommend, aber dann sofort gegen zuviel Schwere aufbegehren … nicht nur wegen der Tragfähigkeit des Boden (wahrlich ein Boden.Schatz) … sondern nun bewusster den Wendepunkt vom Abwärtslasten der Schwere zum Aufwärtsstreben des Lichtes ergreifen.

Geübt und kultiviert erwächst dann im Sprachlichen das Deklamieren im Betonen aus dem Willen.

Zwar etwas weniger dramatisch, aber dennoch bewusst und geführt, gehe ich bewusst in die Schwere, komme an und strecke mich (dann dem Unhörbaren Anlaut folgend und wach) hineinstellend in die Welt.

 

Die Souveränität

So muss ich nicht mehr am Boden aufprallen, sondern vermag ihn nun geführt zu berühren und mich zwischen „Himmel und Erde“ zu bewegen … und die Zeichnung erzählt mir von einer möglichen Zukunft, welche anders als die beim zuvor erwähnten Bilde aus der Kirche sein wird.

Aus dem gewonnenen Reich der Mitte erweitert sich die Bewegung ins himmlisch Lichte wie auch ins irdisch Erdhafte, es nicht nur berührend, sondern da auch hinein und sich jeweils „dort“ eine Weile bewegend: etwa beim Denken im Lichten und im Tun auf Erden.

Abgeleitet von einer anderen bereits erwähnten Zeichnung mit dem gleichen Formelement wie hier, bin ich abwechselnd in der Domäne des „Himmels“ und der „Erde“, hin und her mit gleichzeitigem Fortschreiten von links nach rechts (und hier nicht entlang eines Kreises). Dies erzählt (mir) vom Zuerst Denken und vom Dann Handeln, bzw. ins Gespräch kommen … freilich im Bilde vorausgesetzt, dass es eben nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel gibt. Andernfalls wäre mir dies eine Mangelerscheinung, worüber ich im nächsten Beitrag erzähle.

So ergeben sich mir zwei Wege, jener des Meditierens hin zum Gedanken (Höhepunkt) bis zu dessen Auseinandersetzung mit der Welt, sowie jener der Tat (Tiefpunkt) und deren Auswirkungen auf die Zukunft.
Im dazwischen liegenden mittleren Bereich befindet sich der Beginn, und v.l.n.r. weiter vorangeschritten das Ende, des jeweiligen Weges, welcher einer Du-Form entspricht. Im Linienverlauf der Zeichnung findet sich die Richtungsänderung idealerweise in der Mitte zwischen den zwei Kreuzungen. Der Beginn des jeweiligen Weges liegt also am Wendepunkt aus der Mitte.

Auch diese Bewegung wird sich irgendwann wieder ändern. Doch wie, entzieht sich zur Zeit meiner Kenntnis.

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