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G E R D s

E L E V E N T Y

H I M M E L F R E I

Buchtipp von Jens Heisterkamp

oder: „Nicht jeder, der weint, ist ein Verwundeter“

Im Zuge meines (Gerds) Interesses zu „Verletzliche Demokratie - wie belastbar ist unser Gesellschaftssystem ?“ ist mir ein Tipp zu einem Buch, das mir - und ich denke, auch einige meiner Freund*innen in Bewegung - aus der Seele spricht, entgegen gekommen.

Hier der Text zur Buchempfehlung, welcher*m ich mich gerne anschließe:

Gendersensible Sprache, die Sorge um postkoloniale Spuren in unserem Denken und Verhalten sowie das Bemühen um nicht-diskriminierende Kommunikation: das alles sind Bemühungen um mehr Achtsamkeit in der Welt. Insbesondere im akademischen Betrieb, aber auch in vielen Medien und in Teilen des Kulturlebens hat dieses Bemühen eine ideologische Form angenommen (man spricht auch von „Wokeness“), die ihrerseits zu Ausgrenzungen und Tabuisierungen führt. Es genügt dann, sich von bestimmten Formulierungen verletzt zu fühlen (oder auch nur anzunehmen, dass sich jemand verletzt fühlen könnte), um Diskurse einzuschränken.

Eine junge kritische Stimme, die sich gegen solche Einseitigkeiten wehrt, ist die Publizistin Pauline Voss.
In ihrem aktuellen Buch mit dem provokanten Titel Generation Krokodilstränen greift sie so heikle Themen auf wie Quotenregelungen nach ethnischen Vorgaben oder das neue Selbstbestimmungsgesetz, demzufolge für die Geschlechtszuordnung eine Selbsterklärung ausreichen soll.

Im Interview mit der Zeitschrift info3 sagte sie über sich: „Ich bin bei meinen Eltern in einer linken, diskussionsfreudigen Kultur aufgewachsen. So kenne ich die alte Linke: Man diskutiert und lässt auch die Gegenseite zu Wort kommen. An meiner Generation stört mich, dass man in diesen Dialog meist gar nicht erst kommt.“

Auch wenn man der Autorin nicht in jedem Punkt folgen muss, zeugt ihr Buch vom authentischen Ringen eines freiheitsliebenden jungen Menschen.

 

„Mit einem Male wird Kirche lebensnotwendig“ meinte einst Jochi, als ich ihm vom Werden meiner Diplomarbeit erzählte und mir dabei ein Thema wichtig geworden, das ich in meine Arbeit nicht mehr integrieren konnte … aber ich jemanden begegnet bin, der sich dieses Themas in seiner Arbeit angenommen hat.

Auch mir ist es so wie der Autorin ergangen und habe davon hier mehrmals, zuletzt im unteren Drittel zum Artikel „Gedanken zur Wahl“, erzählt.
Nun bin ich froh darüber, dass sie sich dieses Themas angenommen, die Ursachen erforscht und daraus ein Buch geschrieben hat.

Hier eine Leseprobe.

Junge „woke“ Aktivisten berufen sich oft auf Theorien des französischen Philosophen Michel Foucault und seine Kernfrage, inwieweit wir durch unser Sprechen Macht ausüben.
In ihrem Buch dreht Paulive Voss den Spieß um und will die woke Argumentation als totalitäres Machtinstrument entlarven.

»Keine Zone unseres Privatlebens lässt die politische Korrektheit im Schatten. Alles scheint einem Tribunal der Moral zu unterstehen, zu dessen Richter sich jeder beliebige Fremde aufschwingen darf.
Gleichzeitig ist es kaum möglich, diesen indiskreten Zugriff als solchen zu benennen: Die Prozesse der Disziplinierung laufen so diskret ab, dass häufig gar ihre Existenz geleugnet wird.
Allein die Beschwerde über den Zugriff auf unsere Privatsphäre wird oftmals als Beweis einer ›rechten‹ Geisteshaltung gewertet, der eine noch intensivere Disziplinierung rechtfertigt.«

 

Pauline Voss, geb. 1993, begann ihre Laufbahn als Autorin in einer Videoagentur in Frankfurt am Main und wechselte dann als Redakteurin ins Auslandsressort der Neuen Zürcher Zeitung.
Seit Oktober 2023 ist sie als freie Journalistin tätig.

 

»Um es vorwegzunehmen: Es ist ein brillantes, noch dazu gut lesbares Buch geworden, welches die ehemalige NZZ- und heutige freie Journalistin da vorgelegt hat.
Schonungslos, aber nicht polemisch, mit intellektueller Schärfe legt sie den Finger auf den Aberwitz zeitgeistiger Diskurse.« - Rudolf Mitlöhner, kurier.at

»Es zeigt mit einer Fülle von Beispielen und guten Analysen, dass viele Institutionen bereits antidemokratische Verhaltensweisen praktizieren. Und die Ursache dafür ist die ideologische Dominanz der völlig unwissenschaftlichen, gegenaufklärerischen woken Ideologie, die im Kern antidemokratisch, totalitär und übergriffig ist - und deshalb eine Ideologie, die dringend bekämpft gehört.« - Udo Brandes, nachdenkseiten.de

»Generation Krokodilstränen reiht sich in eine Serie jüngst erschienener Bücher, die sich der «woken» Ideologie widmen. Trotzdem sticht Voss’ Analyse heraus, weil sie nicht von außen auf jene Generation blickt, die dieser Ideologie erst zu ihrem breiten Siegeszug verholfen hat. Weil sie selbst dazugehört, kann sie diese aus einer Innenansicht beschreiben. Und zwar theoretisch stringent und sprachlich elegant.« - Michèle Binswanger, tagesanzeiger.ch

 

Bleibt mir also jenes Zitat zu erwähnen, welches zu meinem Anliegen schon aus und seit meiner Kindheit, passt,
sowie einer
enneagrammischen Vier gut steht: „Lieber aus der Norm tanzen, als immer in der Reihe stehen.“

 

Das Buch „Generation Krokodilstränen - Über die Machttechniken der Wokeness“ ist im Europa Verlag, gebunden mit Schutzumschlag, 200 Seiten, erschienen; und ist im Buchhandel um rund 22 Euro erhältlich.

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