©
Thomas
Fritzenwallner
Erst
mal die Vorgeschichte: Bei einem Hauskreistreffen
verwendete Thomas im Scherz den (eigens zu diesem
Behufe neu erdachten) Begriff
porzellanen (als Verb) anstelle von
e-mailen.
Ich mag Wortwitz, besonders etwas komplizierten. In
diesem konkreten Falle bezog es sich auf ein
Synonym eines Homonyms (ja, man lernt viele
schöne Worte an der Universität...).
Ein
Homonym ist ein Wort, das mehrere verschiedene
Bedeutungen hat. In diesem Fall handelt es sich
eigentlich um ein unechtes Homonym, da es aus zwei
verschiedenen Sprachen stammt:
Einerseits das E-Mail, sprich <i-mel>, also
elektronische Post, und andererseits das - gleich
geschriebene - Email, sprich <e-mail>, also
eine Topfbeschichtung. Porzellan ist sozusagen ein
Synonym, also ein anderes Wort der gleichen
Bedeutung, für Email. Alles in allem handelt
es sich hierbei um einen Witz, der ein wenig
Gehirnarbeit voraussetzt - eine sehr erfreuliche
Sache, besonders für jemanden, der von Zeit zu
Zeit das mitbekommt, was die verschiedenen
Fernsehsender als lustig befinden bzw. bezeichnen
oder besser: verkaufen.
*
Ich
habe mich gefragt, ob ich weitere Homonyme finde.
Eines davon ist Lauf. Es hat zwei
Bedeutungen: Einerseits Lauf!, als
Befehl, als Aufruf, zu rennen, so wie es mich
regelmäßig überkommt, in
Liebesfilmen mitwirkenden Personen zuzurufen:
Lauf! Entferne dich so schnell wie
möglich aus der Handlung! Noch kannst du dein
Gehirn retten!
Es
ist natürlich noch nie jemand gelaufen.
Konsequenterweise hat natürlich auch noch kaum
eine handelnde Figur einer melodramatischen Romanze
ihr Gehirn aus der Sache herausgerettet, allerdings
muss ich zugeben, dass die wenigsten Figuren eine
nennenswerte Menge Gehirn mitbringen. Neunzig
Prozent aller Probleme würde ein
klärendes Gespräch lösen, und
für die restlichen zehn Prozent haben wir ja
C.S.I. vom anderen Kanal...
Die
andere Bedeutung ist der Lauf, also das Ding, in
das Action-Helden vollkommen ruhig blicken, ehe sie
eine Kugel aus einem eigenen Lauf abfeuern. Hier
wird Handlung nicht auf zuviel Gefühl, sondern
auf zu wenig Handlung reduziert. Hauptsache, es ist
laut und irgendetwas explodiert. Manchmal habe ich
den Eindruck, gewisse Filme würden von
Hirntoten für Hirntote produziert - aber zum
Glück sind solche Filme sehr selten. Oder
zumindest sehe ich sie praktisch nie, was auch
damit zusammenhängen kann, dass ich solche
Filme so gut wie gar nicht ansehe.
Was
ich gern drehen würde, wäre ein Film, der
unmittelbar an die vorherigen Kategorien
anschließt: Einen Film, in dem die vorher
romantisch Verknallten nun langweilig verheiratet
sind (kennt jemand Kishons Es war die
Lerche? Ein großartiger Film über
Romeo und Julia als alterndes Ehepaar) oder aber
über all das Leid und die
Wiederaufbauarbeiten, die so ein Action-Film
verursacht hat.
*
Über
ein anderes Homonym gibt es bereits einen
älteren Witz, bei dem der Feldwebel die
Rekruten anweist zu schwärmen (er
meint ausschwärmen), worauf ein Rekrut den
Namen seiner Freundin seufzt...
Es
gibt sogar noch schönere Homonyme,
nämlich solche Worte, die eine einzige
Bedeutung haben, deren ironische Zweitbedeutung
aber doch alle kennen. Ich möchte hier nur mal
Parteifreund nennen.
Oder
Kompetenz. Das kann heißen, dass
jemand etwas kann, oder aber, dass es erlaubt ist,
sodass leider oft Leute die Kompetenz(en) haben,
Dinge zu entscheiden, für die sie gar keine
Kompetenz haben - das nennt sich dann Kabinett der
besten Köpfe.
Aber
genug davon. Schließen wir mit einem
schönen Homonym, nämlich
Glück. Es bedeutet entweder ein
positiv-zufälliges Ereignis oder aber das
dabei entstehende Gefühl. Interessanterweise
ist das Gegenteil kein Homonym: Unglück oder
Pech sind Synonyme, bezeichnen aber beide nur den
negativen Zufall. Für das Gefühl
lässt sich Unglück zwar noch
verwenden, aber es ist nicht ganz
zutreffend.
In
jedem Fall wünsche ich allen Lesern und
Leserinnen jedenfalls viel Glück. In beiden
Sinnen. (Sinnen - das sind auch die Mittel der
Wahrnehmung, im Akkusativ Plural. Oder der Nachname
einer deutschen Prominenten (mit von
davor). Dieser Nachname wiederum ist ein Synonym
von verrückt, das seinerseits ein
Homonym ist - es bedeutet geistig nicht ganz
normal ebenso wie von dem vorherigen
Standort entrückt. Entrückt
wiederum - aber hier höre ich mal lieber
auf.
*
Wussten
Sie, dass ich es nicht mag, wenn jemand nicht und
nicht zum Ende kommen kann, egal ob bei einer
Symphonie oder einem Aufsatz?
(PS:
Aufsatz bezeichnet entweder einen Text
oder einen aufsetzbaren Teil eines
Gegenstandes.)
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