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G E R D ' s

E L E V E N T Y

T I E F W E I S S . 2 0 0 9

Johannes Wort des Monats: Porzellanen

© Thomas Fritzenwallner

Erst mal die Vorgeschichte: Bei einem Hauskreistreffen verwendete Thomas im Scherz den (eigens zu diesem Behufe neu erdachten) Begriff „porzellanen“ (als Verb) anstelle von „e-mailen“.
Ich mag Wortwitz, besonders etwas komplizierten. In diesem konkreten Falle bezog es sich auf ein Synonym eines Homonyms (ja, man lernt viele schöne Worte an der Universität...).

Ein Homonym ist ein Wort, das mehrere verschiedene Bedeutungen hat. In diesem Fall handelt es sich eigentlich um ein unechtes Homonym, da es aus zwei verschiedenen Sprachen stammt:
Einerseits das E-Mail, sprich <i-mel>, also elektronische Post, und andererseits das - gleich geschriebene - Email, sprich <e-mail>, also eine Topfbeschichtung. Porzellan ist sozusagen ein Synonym, also ein anderes Wort der gleichen Bedeutung, für Email. Alles in allem handelt es sich hierbei um einen Witz, der ein wenig Gehirnarbeit voraussetzt - eine sehr erfreuliche Sache, besonders für jemanden, der von Zeit zu Zeit das mitbekommt, was die verschiedenen Fernsehsender als lustig befinden bzw. bezeichnen oder besser: verkaufen.

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Ich habe mich gefragt, ob ich weitere Homonyme finde. Eines davon ist „Lauf“. Es hat zwei Bedeutungen: Einerseits „Lauf!“, als Befehl, als Aufruf, zu rennen, so wie es mich regelmäßig überkommt, in Liebesfilmen mitwirkenden Personen zuzurufen: „Lauf! Entferne dich so schnell wie möglich aus der Handlung! Noch kannst du dein Gehirn retten!“

Es ist natürlich noch nie jemand gelaufen. Konsequenterweise hat natürlich auch noch kaum eine handelnde Figur einer melodramatischen Romanze ihr Gehirn aus der Sache herausgerettet, allerdings muss ich zugeben, dass die wenigsten Figuren eine nennenswerte Menge Gehirn mitbringen. Neunzig Prozent aller Probleme würde ein klärendes Gespräch lösen, und für die restlichen zehn Prozent haben wir ja C.S.I. vom anderen Kanal...

Die andere Bedeutung ist der Lauf, also das Ding, in das Action-Helden vollkommen ruhig blicken, ehe sie eine Kugel aus einem eigenen Lauf abfeuern. Hier wird Handlung nicht auf zuviel Gefühl, sondern auf zu wenig Handlung reduziert. Hauptsache, es ist laut und irgendetwas explodiert. Manchmal habe ich den Eindruck, gewisse Filme würden von Hirntoten für Hirntote produziert - aber zum Glück sind solche Filme sehr selten. Oder zumindest sehe ich sie praktisch nie, was auch damit zusammenhängen kann, dass ich solche Filme so gut wie gar nicht ansehe.

Was ich gern drehen würde, wäre ein Film, der unmittelbar an die vorherigen Kategorien anschließt: Einen Film, in dem die vorher romantisch Verknallten nun langweilig verheiratet sind (kennt jemand Kishons „Es war die Lerche“? Ein großartiger Film über Romeo und Julia als alterndes Ehepaar) oder aber über all das Leid und die Wiederaufbauarbeiten, die so ein Action-Film verursacht hat.

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Über ein anderes Homonym gibt es bereits einen älteren Witz, bei dem der Feldwebel die Rekruten anweist zu „schwärmen“ (er meint ausschwärmen), worauf ein Rekrut den Namen seiner Freundin seufzt...

Es gibt sogar noch schönere Homonyme, nämlich solche Worte, die eine einzige Bedeutung haben, deren ironische Zweitbedeutung aber doch alle kennen. Ich möchte hier nur mal „Parteifreund“ nennen.

Oder „Kompetenz“. Das kann heißen, dass jemand etwas kann, oder aber, dass es erlaubt ist, sodass leider oft Leute die Kompetenz(en) haben, Dinge zu entscheiden, für die sie gar keine Kompetenz haben - das nennt sich dann Kabinett der besten Köpfe.

Aber genug davon. Schließen wir mit einem schönen Homonym, nämlich „Glück“. Es bedeutet entweder ein positiv-zufälliges Ereignis oder aber das dabei entstehende Gefühl. Interessanterweise ist das Gegenteil kein Homonym: Unglück oder Pech sind Synonyme, bezeichnen aber beide nur den negativen Zufall. Für das Gefühl lässt sich „Unglück“ zwar noch verwenden, aber es ist nicht ganz zutreffend.

In jedem Fall wünsche ich allen Lesern und Leserinnen jedenfalls viel Glück. In beiden Sinnen. (Sinnen - das sind auch die Mittel der Wahrnehmung, im Akkusativ Plural. Oder der Nachname einer deutschen Prominenten (mit „von“ davor). Dieser Nachname wiederum ist ein Synonym von „verrückt“, das seinerseits ein Homonym ist - es bedeutet „geistig nicht ganz normal“ ebenso wie „von dem vorherigen Standort entrückt“. Entrückt wiederum - aber hier höre ich mal lieber auf.

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Wussten Sie, dass ich es nicht mag, wenn jemand nicht und nicht zum Ende kommen kann, egal ob bei einer Symphonie oder einem Aufsatz?

(PS: „Aufsatz“ bezeichnet entweder einen Text oder einen aufsetzbaren Teil eines Gegenstandes.)

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