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G E R D s

E L E V E N T Y

A L L E S ~ S C H ~ W E B T

... im Wollen

Dazu greife ich andere Situationen, worin wir der Schwere ausgesetzt sind, oder uns dieser überlassen, auf:

Zum Beispiel der Opportunismus, worin sich das Handeln nur auf das Kalkül, ob sich Dies oder Jenes (wirtschaftlich) „rechnet“ richtet. Selbst wenn dies vernünftig, oder mit anderen Worten: zweckrational, erscheint, so fließt die Handelnde gleich einem Bach im Lauf ihrer Abhängigkeit von der vorgefundenen Schwerkraft und von der Haltekraft ihres Untergrundes. Sie ist dem von außen gegebenem Fallen und dem Halten gleichermaßen ausgesetzt und muss sich in ihrem Fließen beiden Kräften fügen. Mitunter folgen ihre Handlungen bloß der Resultierenden eines Parallelogram physikalischer Kräfte, jeweils genährt durch die Mächte in ihrem Umkreis.

So ein „Sich Gehen Lassen“ erlebe ich oft in meinem Umfeld, z.B. auch im Liberalismus oder auf deutsch: im Freisinnigen oder in der Freiheitlichkeit, wo sie ihre Fähnchen nach dem Wind hängen … Ja, ja, lasst sie so machen, lässt uns so machen … und doch folgen unsere Geschäfte nur der vorgegebenen Schwere, dem Ruf nach Unten - immerhin wie von selbst. So gehen sie alle klanglos zum Orkus hinab … (wie schon Friedrich Schiller das Gemeine am Schluss seines Gedichtes „Nänie“ erwähnt) … Alles muss nach Unten.

 

Wie aber gleiche ich diese vorgegebene Schwerkraft, dem Ruf nach Unten, aus ? Wie breche ich mitunter aus dieser Gefangenschaft aus ? Wie kann ich bestehen ?

Im Walde ist es mir gekommen: Jene Aktivität hängt mit dem Willen zusammen.

Gleich, ob Eurythmie oder Alltag: Aus der Schwere zur Aufrechten gelange ich durch den Willen.

 

So in der Eurythmie von der mitgebrachten alltäglichen Schwere zur „schwebenden ~ Quint in Gelassenheit“ und dann in Bewegung …

und im Alltag vom Sich und Treiben Lassen im berechenbarem Verhalten (wie es andere schematisch von mir erwarten) … zu mir … und dann ins Hinterfragen und zum Mut mal anders zu reagieren, vielleicht sogar zu agieren … etwas Unerwartetes tun im Nachgehen, was mein Leben (und jener in meinem unmittelbaren Umkreis) lebenswert macht ... und auf diese Weise mitunter selbst eine Gute Tat zu vollbringen.

Dabei existieren viele Ebenen des Fallens, oder auch des zum Ausgleich rückkehrendem Aufsteigens - je nachdem. So kann bei einem Sich Gehen Lassen im Bad seiner Gefühle oder Gewohnheiten bereits für das Kalkül einer berechnenden egoistischen Zweckmäßigkeit ein Wille erforderlich sein.

So ist vor einiger Zeit einer meiner Freunde als Buchhandelskaufmann gekündigt worden, obwohl er zu den besten hundert Rezitierenden im deutschsprachigem Raum gehörte und die meisten Kunden mit Kundenkarte gewonnen hat. Dies sieht mir so aus, dass das Management Sich im Schema, wonach die meistverdienenden Mitarbeiter, welche noch keine Führungskräfte sind, gekündigt werden, hat Gehen Lassen. Für das Anwerfen eines Taschenrechners im Gegenüberstellen, was ich am Mitarbeiter bereits verdient habe mit den Kosten, benötigt es einen Willen, ja einen Willen zur Kosten - Nutzen - Rechnung.

Anderes Beispiel ist ein professionelles Kunden Management, anstelle eines Sich Gehen Lassens im Gefühl der Große Chef zu sein, wonach meine Kunden Untertanen auf Zeit sind und es Unserer Milde zu verdanken haben, dass sie sich in Unserem Reich aufhalten dürfen …

Selbst für einen konsequent gelebten Materialismus des nachhaltigen Verdienens bedarf es des Willens.
So frage ich mich: Leben wir denn überhaupt in einem materialistischen Zeitalter, oder eher in einer Epoche, worin sich die meisten einfach Gehen und Treiben Lassen ?

Oder ergibt sich bloß der Materialismus durch das alleinige und unbeantwortete Wirken der Schwerkraft im „Sich Gehen Lassen“ mit dem Ausbleiben der spirituellen Aktivität ?

 

Es ist ja auch durchaus möglich, sich in der vorgefundenen Landschaft (im Bilde) zu bewegen und sich darin sogar der Schwere zu überlassen, doch möge dies eine bewusste Entscheidung sein.

Dafür braucht es den Willen, denke ich.

 

Ein Beispiel für eine etwas höhere Ebene ist mir bei einer Dokumentation zur nordfriesischen Insel Sylt gekommen.
Durch den Tourismus, der Bekanntheit und dem Bauboom, sind Grundstücke mit traditionellen Häuser unglaublich im Wert gestiegen (Ähnliches habe ich schon aus manchen anderen
Gegenden erwähnt).

Drei Brüder haben ihr Elternhaus geerbt, und einer der drei ist bereit dieses zu übernehmen, sich darum zu kümmern und das Familiengut zu erhalten. Da haben sich die beiden anderen gefreut und gleich dazugesagt, wenn er sie auszahlt, könne er dies machen … Meines Erachtens haben sie sich in den konventionellen Gewohnheiten, wie so etwas abgewickelt wird, gehenlassen. Sie möchten dies, was alle möchten (weil es so üblich und einfacher ist, geht wie von selbst) … und so wird wohl das Familiengut verkauft werden müssen, und es wird wohl wieder ein Stück Heimat verlorengehen, und aus der Enttäuschung der Nachbarn, bzw. anderer Einheimischer darüber, werden wieder mal so manche Populisten profitieren …

Dabei gäbe es ja noch andere Möglichkeiten. Was z.B. wäre, wenn alle drei ihr gemeinsames Familiengut behalten und mit dem einen, der dies erhalten will, einen Vertrag schließen ? Er müsste nichts auszahlen, darf dort bleiben, und verpflichtet sich zu dem, was er ohnedies will: sich um alles Nötige zu kümmern - und zu finanzieren … wohnt er ja auch dort und braucht den anderen keine Miete zu zahlen … bei den enormen Wert der Immobilie auf Sylt ist dies um Welten besser, als seine beiden Brüder auszahlen zu müssen.

Für diese wäre dies ein geparktes Vermögen, eine stetig steigende Wertanlage, wovon viele nur träumen, und welche sie bereits haben, ohne dazu eine Immobilie kaufen zu müssen. Sie könnten gegen Beiträge Heimaturlaub machen, oder sich weitere Optionen für ihre Kinder offen lassen … Ich denke, mit einem guten Notar und brüderlichem Miteinander finden sich Lösungen - anstatt sich keine Gedanken zu machen und bequem der Schwere zu überlassen.

*

In die dazu ausgleichende Leichte komme ich erst mal nur durch den Willen und in Wachheit.

Aus der Enge meines Standpunktes in die lichte Weite meiner Möglichkeiten und Reisen gelange ich durch den Willen.

Jene Domäne, wodurch mir Freiheit und Demokratie im Umgang miteinander möglich wird, und von welcher ich in Bildern schon geschrieben habe, ist mir durch den Willen zugänglich.

Das muss ich tun … gleich der Inschrift des AURYN, das Zeichen der Kindlichen Kaiserin in Michael Endes „Die unendliche Geschichte“.

… und
so meine ich, wenn ich spreche: „Ich muss (auch) was tun für mein Glück“, oder wenn ich auf „Geht es Dir gut ?“ dann „Ich muss dafür sorgen, dass es mir gut geht … (nichts kommt von allein)“ antworte.

 

Nun, Letzteres habe ich in Klammer gesetzt, denn freilich bin auf Jenes, was mir aus jener Domäne entgegenkommt und Zuversicht beschert, angewiesen.

Aber auch,

  • um mal eine offene Situation anzunehmen, sich vom Perfektionismus zu verabschieden, und sich auf die unsichtbare Brücke zu begeben
  • um das kleine „H“ kommen zu lassen und sich im Winde aus dem Reflex zu mir zurück und in den Himmel mitnehmen zu lassen
    (mir ein Sinnbild für das Überdenken meiner Gewohnheiten und darüber hinaus, etwa im Vertrauen in Christus als Heiland),
  • eben für die spirituelle Aktivität

bedarf es (mir) des Willens …

Darin darf ich ja auch wach beobachten, wohin die Reise geht und welchen Personen ich begegne, ich bin ja dabei … eben an-wesen-d.

 

Für meine Freunde im Glauben: Gleich wie das Annehmen des Geschenkes Jesu Christi an mich.

Das Annehmen erfolgt willentlich … willen tl ich … willen licht … im Willenslicht, das wach macht.

 

Es heißt doch: Wo ein Wille, da ein Weg. Wollen wohlt.

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