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Wie
schon vor rund zwei Jahren angekündigt,
fühle ich mich bei bestimmten Motiven - vor
allem, wenn sie aus dem Stillleben kommen - als
Geschichtenerzähler wohler, als als Reporter,
welcher über das ihn Berührende einen
Sachartikel schreibt. In diesen Begebenheiten
begnüge ich mich nicht mehr mit der anfangs
beobachtenden Distanz, sondern gehe weiter in
(m)ein anwesendes Dabei Sein, welches mir in
weiterer Folge erst das Erzählen
gestattet.
So
kann ich mir vorstellen, dass ein
geschichtenerzählender Reporter
mitunter für gemischte Gefühlen sorgt,
weil man da einen Verlust an Objektivität und
Unvoreingenommenheit vermutet.
So möge jener Storyteller
denn vielmehr seine Erlebnisse als
überprüfte Sachverhalte mitteilen, und
diese sogar als Fake News missverstanden werden.
Ersetzen da Geschichten die Recherchen ?
Tatsächlich
ist mir dies eine offene Situation mit
vergleichsweise mehr Risiken von
Missverständnissen als die gewohnten Berichte
des unvoreingenommenen Beobachters, welcher die
Ereignisse aus seiner Loge kommentiert (aber
eigentlich damit nichts zu tun hat). Denn darin
wohnt die Frage, welches Verhältnis das
Subjekt zum Objekt mit der Neutralität zu
Gunsten der Wirklichkeit einnimmt:
Eine
mir geläufige Meinung ist jene, wonach sich
das Subjekt möglichst zurücknehmen und in
seiner Rolle des Wahrnehmenden verbleiben soll.
Keineswegs möge das Wahrnehmen durch die
Gefühle im Erleben (oder des Erlebten)
getrübt werden. Der Berichtende ist bloß
Sprachrohr oder (in alten Zeiten) nur Kanal dessen,
was sich mitteilen will. Das Subjekt ist nicht
beteiligt und daher mitungter sogar abwesend
vielleicht sogar in der Art Gut, dass ich
nicht da bin., wenn es ihm unangenehm werden
würde.
Dies
ist ja inzwischen im Trend des mobile
first bis zur Belanglosigkeit steigerbar
Alles erledigt der Rasende auf Tour im
Vorbeigehen auf seinem kleinen Taschenrechner.
Immer unterwegs und sich keine Ruhe, Bleibe und
Heimat gönnend
Solche Menschen
können einem leidtun.
Eine
mir inzwischen stimmigere Meinung ist jene, wonach
eine Objektivität ohne das Subjekt nicht
möglich ist, bzw. sich Subjekt und Objekt -
mit anderen Worten: der Anwesende und das
Wesentliche - begegnen.
Und darin erwächst mir die o.a. offene
Situation, weil sich jenes Verhältnis zwischen
anwesender Person und dem Wesentlichen (z.B. aus
dem Stillleben) entwickelnd
nach und nach einstellt, aber nicht von Vornherein
schon gegeben ist.
Das
Erwachsen jenes Verhältnisses ist (mir) ein
Weg, ein Prozess, ein Werden, denn in dieser
Beziehung stellen sich für die anwesende
Person viel mehr und höhere Anforderungen als
beim lediglichen Beobachter. Schon alleine die
Qualität (m)einer Anwesenheit bedarf gewisser
Übungen und Pflege von zum Beispiel einer
Gelassenheit und Ausgeglichenheit im
Gefühlsleben. Habe ich meinen
Beweggrund
gefunden, dann stelle ich mich in das Geschehen
hinein und wirke mitunter mit. Dies mag im
Vergleich zur Neutralität anstrengender und
riskanter sein, doch darin wohnt die Chance mich
selbst aufzugreifen - mich ins Spiel zu bringen,
anstatt mich in meiner Abwesenheit dereinst
aufgegeben zu haben
Eine
dafür mögliche Entwickungs-Umgebung sind
mir die Phantasiespiele unserer Vereinigung
gewesen,
worin wir einander im Spiele zunächst
Beschreibungen und dann Handlungen erzählt
haben. Neben dieser sozialen Umgebung, worin wir
uns den Rahmen erarbeitet haben, sind meine eigenen
Erzählungen (innerhalb des Rahmens) auch aus
dem Waldbaden, das in dieser Ausgabe im
Buchtipp
erwähnt wird, erwachsen. So korrespondieren
Bilder aus meinen Geschichten mit realen
Plätzen und Örtlichkeiten im Wald, wovon
ich hier schon erzählt
habe, auf ausgedehnten Flächen mit Wald und
Wiesen, oder auf wenig befahrenen
Straßenkreuzungen mit viel Grün und
offenem Raum. Geschichten aus dem
Wienerwald bekommen auf diese Weise mal eine
andere Bedeutung.
Jene
Spiele erfolgen jedoch, zum einen mangels Interesse
der anderen Autoren und zum anderen durch meine
Entwicklung zum bewegten
Erzählen
(worin Bild und Bewegung in Wechselbeziehung
kommen), nicht mehr in der ursprünglichen
Weise. Damit frei von Abstimmbedürfnissen,
greife ich dennoch aus dieser Welt Charaktere auf
und lasse die Geschichte an beliebigen
Örtlichkeiten geschehen
weil es eigentlich egal ist, wo sich
diese zuträgt.
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