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C I N Q U E

T E R R E

Was wir gemacht haben - (Gerds) Resümee, Rück- und Ausblick zu den Fantasiespielen unserer Cinque Terre.

 

Angefangen haben wir mit Beschreibungen von Landschaften und den darin lebenden Völkern. Eine Landschaft mit dem innewohnenden Volk, einer Volks-Familie oder -Gruppe, gibt etwas vom Charakter oder Wesenszug vom jeweiligen Autor wieder. Dies haben wir dann zur einer „Welt“ zusammengefügt, wobei jene „Cinque Terre“ auf dieser Welt ein Kontinent der fünf Landschaften ist. Weitere Kontinente, Inseln und Ozeane existieren außerhalb davon, aber auf derselben Welt, auf welcher auch andere Völker leben.

Zum einen beschreiben wir „stehende“, bzw. seiende, gewordene Charaktere, und zum anderen erzählen wir uns Entwicklungs-Geschichten werdender „beweglicher“ Charaktere.

Nach den Beschreibungen kommt es zu Begegnungen, welche bereits auch in den Entwicklungs-Geschichten erwähnt werden. Jene Begegnungen erzählen wir uns einander aus der Perspektive des jeweiligen Volkes.

 

Zu den Fantasiespielen ist es dann durch bestimmte Geschichten und Handlungen gekommen, welche wir uns bei regelmäßigen Treffen gemeinsam einander erzählt haben.
Unser Schriftführer Johannes hat diese dann mitgeschrieben, und jene Mitschrift ist dann der Rahmen und die Basis für jeden Autor diese gemeinsam entwickelte Geschichte aus der Sicht „seines“ Volkes zu erzählen.

Reihum hat jeder Autor ein Ereignis als Beginn einer gemeinsamen Geschichte in den Raum gestellt.
Gespielt haben wir in den jeweiligen gemeinsamen Geschichten, worin die Völker gewissermaßen als Avatare auftreten und wirken.

Vielleicht bin ich (Gerd) während unserer Spiele zu einem Realisten (im philosophischen Sinne) geworden, oder bin es latent schon gewesen und in unseren Spielen ist dies dann bemerkbarer geworden.
Denn immerhin wird das Entwickeln von „Meta-Ebenen“, in welchen wir uns einfacher und leichter begegnen und austauschen können, schon 1998 in der Erstfassung der Statuten unserer Vereinigung erwähnt.

 

Chronologisch erst im Nachhinein bin ich auf folgenden Text von Norbert Liszt aus Wien gestoßen, welcher mir gut beschreibt, was wir eigentlich gemacht haben:

Die Kunst erlaubt sich über das sinnlich Wirkliche hinauszugehen. Sie begibt sich in eine Scheinwelt. Friedrich Schiller hätte gesagt, der Künstler spielt mit der Wirklichkeit. Er respektiert sie, anerkennt ihre Gesetze, aber er will sich von ihren Gesetzen nicht einschränken lassen und kreiert einen ästhetischen Schein. Bliebe er bei der bestehenden Wirklichkeit und würde er diese einfach nur nachbilden, wären seine Werke keine Kunst im eigentlichen Sinne.

Soll es einen Fortschritt geben, kann man nicht beim Bestehenden bleiben. Das gilt für alle Lebensbereiche. Alles Tun kann in diesem Sinne zur Kunst werden.
Wer Neues entwickeln will, muss sich über die Wirklichkeit hinauswagen, um in sich etwas erscheinen zu lassen, das von geistiger Art ist.

Diesem in ihm auflebenden Ideenhaft-Geistigen kann dann eine physische Form gegeben werden. Damit prägt der Menschengeist dem Stoff eine Idee, ein Geistiges, ein.
(Stoff ist hier sehr weit gefasst gemeint - er kann Wort, Klang, Farbe, Stein … oder eben Geschichten ... sein).

 

Dadurch, dass ich erst im Nachhinein auf diese Beschreibung - welche auch auf Gefahren und auf deren Begegnungsmöglichkeiten hinweist - gekommen bin, haben wir uns das oben Angeführte nie vorsätzlich vorgenommen. In unseren Spielen ist kaum etwas vorausgeplant oder gar durch ein Programm festgelegt worden. Wir haben uns lediglich über einen gemeinsamen Rahmen abgestimmt, sodass die einzelnen Geschichten zusammenpassen und nicht einander im Widerspruch stehen.

Vieles hat sich frei ergeben … und mir dann umsomehr im Erzählen der Geschichten, welche in unserem Organ in Fortsetzungen erschienen sind. Über meine damalige Ausdrucksweise der Umschreibungen mag man geteilter Meinung sein (ich habe später im „bewegten Erzählen“ andere Möglichkeiten gefunden), aber die freie Entwicklung der Charaktere und jener, welche mit ihnen zusammengewirkt haben, hat mich u.a. zu einem Aspekt des Freien Geisteslebens der Sozialen Dreigliederung geführt. Endlich mal ein Liberalismus im wörtlichen Sinne. Mit jener Freiheitlichkeit kann ich etwas anfangen.

Sehr schön ist (mir) dies in den späteren Geschichten, mit mehr Dramatik darin, herausgekommen, z.B. in „Feu Nobeili“, oder in „Völkermarkt“, worin ein souverän geglaubter Charakter bewusst an seine seine Grenzen geführt wird, und die Hilfe aller anderen braucht … mit einer Kritik an ein Wirken nur unter Seinesgleichen … und mit vielen Wandlungen, woraus schließlich ein Forum erwächst.

 

Mich persönlich haben diese Spiele zur Eurythmie (Bewegungskunst) geführt, worin ich so Manches aus den Geschichten nicht nur gedanklich, sondern auch am eigenem Leibe erleben und darin besser auf Stimmigkeit prüfen kann.

Daraus hat sich mein Anliegen des Bezug eines Themas, Gedichtes, Musikstückes, oder einer Geschichte daraus, zur Wirklichkeit verstärkt. Das Bewegte oder bewegt Erzählte muss mir einen Bezug zum meinem Kontext, wo ich im Leben und Alltag stehe, haben; sonst könnte ich damit kaum etwas anfangen. Nur dieser Bezug gestattet mir eine kündendere Intention im Bewegtem, und in weiterer Folge werden mir auch Kompositionen und Anwendungen möglich.

Und doch bin ich dabei jenes geblieben, was mir einst Jochi schon auf seinen Reisen attestiert hat: ein Prediger … und jetzt ein Geschichten Erzähler ?

 

Was könnte werden ?

Zum Beispiel die Weiter-Entwicklung unserer Kunst im Verein in eine Methode oder zu einer Kreativitätstechnik, worin soziale Beziehungen durch (Bilder-) Geschichten beschrieben werden:

Zur Begegnung schwieriger Situationen entbindet eine entsprechende Scheinwelt, in welcher die Geschichte spielt, die Beteiligten aus der Gefangenschaft ihres Alltags. Die Geschichte möge nun im Raum der „Freiheit der Scheinwelt“ weitererzählt werden, um zu neuen Einfällen zu kommen und weiter sogar Lösungen agil zu entwickeln. Ist die erweiterte Geschichte soweit für die Beteiligten befriedigend, wäre der nächste Schritt eine Rück-Übersetzung der Eigenschaften und Prozesse in den konkreten Alltag …

In unserem Verein haben sich bislang derartige Weiter-Entwicklungen nicht ergeben. So bleibt mir derzeit nur die Eurythmie als mögliche Anwendungskunst im Sozialen, das mir schon seit meiner Jugendzeit ein Anliegen (gewesen) ist. Ein bereits im Gespräch mit einem meiner Studentenkollegen und auch mit der Frau einer meiner Dozenten angewendetes Beispiel ist die Harmonische Acht in partnerschaftlichen Beziehungen.

 

Denn was spricht dagegen, unseren Krisen auf künstlerische Weise zu begegnen ?

Zum Beispiel in der Beziehungsarbeit Elemente aus der Eurythmie anzuwenden, sowie die Eurythmie zu einer Anwendungskunst für die Beziehungsarbeit (wie das z.B. mit der Heil-Eurythmie geschehen ist) weiter zu entwickeln … Daraus erwachse Beziehungskunst.


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