für
Harald
Neulich
habe ich wieder mal länger auf den Kellner
warten müssen. Irgendwann ist dann einer
gekommen, und ich habe ihm dann meinen Wunsch,
etwas zu bestellen, mitgeteilt.
Der hat gerade woanders Geschirr abserviert und mir
geantwortet, dass dann bald wer (zu mir) kommen
wird.
Da
habe ich mir gedacht, dass der Kellner auf seinen
eigenen Worte hin, seinen Kollegen meinen Wunsch
weitergibt, oder sich irgendetwas ereignet, eben
dass er sein Versprechen einlöst.
Nun, passiert ist daraufhin nichts, rein gar
nichts. Auf diese Worte ist keine Tat gefolgt.
Diese Worte sind mir dann bedeutungslos geworden,
weil aus diesen nichts folgt.
Diese Worte haben nichts bewirkt, sind mir gleich
einem ungedeckten Scheck geworden.
Warum
hat mir der Abservierende überhaupt gesagt,
dass bald wer kommen wird ?
Es ist zwar
irgendwann wirklich wer gekommen, aber
auf
seine Worte hin
ist niemand gekommen.
Sie
haben nichts
bewirkt,
mich bestenfalls über etwas informiert, was
ohnedies zu erwarten ist, was ich ohnedies
weiß: Denn freilich wird bald mal dann
irgendwer kommen
So viel Servicepersonal hat diese Gastwirtschaft
schon.
Also:
Hier hat sich nichts von Bedeutung ereignet - wir
setzen unser Warten fort
?
Und
doch ist diese Lappalie für mich bedeutsam
gewesen, denn sonst ich hätte hierzu wohl
nichts geschrieben. Denn sie führt mich zum
Gedanken, dass gesprochene Worte etwas bewirken
sollen:
Es möge sich auf Gesprochenes etwas
ereignen
- und wenn nicht, frage ich mich, ob es dann nicht
besser gewesen wäre, ich hätte nichts
gesagt ...
Ereignet
sich nämlich nichts, dann sind meine Worte
verloren.
Ich habe dann über Dieses und Jenes einige
Worte verloren, und jene Diskussion hat zu einer
Welt der verlorenen Worte beigetragen. Werden wir
dann in so einer Welt sogar die Sprache verlieren ?
Ich möchte mir das nicht ausmalen
Manch
eine, meint auf Etwas, sie sei sprachlos. Sind ihr
oder jenem Etwas verlorene Worte vorangegangen
?
Viele
meiner Berufskollegen und ich erleben die meisten
Schwachstellen weniger in der Planung und
Konzipierung, als vielmehr in der Umsetzung. Mir
selbst ist dies in der Verwirklichung der
Tänze,
die ich meine,
untergekommen. Das Erleben - und das daraus
Konzipieren (von mitunter Geschichten)
- ist mir relativ leicht gefallen, aber meine
Aufgaben erstrecken sich auf die
Umsetzung
dieses Erlebten
Manche
ärgern sich und wollen dann hitzköpfig
Wort und Tat zwangsverheiraten, oder sich zumindest
ihre Worte aufschreiben lassen, so als ob alleine
die Niederschriftlichkeit in der Protokollmappe die
eingeforderte Ehe zwischen Wort und Tat belegen
würde. Sogar die Veranlassung des jeweiligen
Protokolls muss dann durch weitere
Schriftlichkeiten nachvollziehbar gemacht werden,
damit die zur Verantwortlichkeit Gezwungenen
belegen können, dass zumindest
ihre
Worte nicht verloren gegangen sind
Das
kommt vor allem dann vor, wenn Sprechende und
Ausführende nicht dieselben sind - aber
immerhin handelt sich da schon um kein
Solostück mehr ... Wenn aber die
Ausführenden fehlen, werden die Sprechenden
alleine bleiben. Sie werden dann - gleich wie ihre
Worte - verloren
sein in den ihnen von weiter oben aufgezwungenen
Verantwortlichkeiten zugeteilter
Services.
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