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G E R D ' s

E L E V E N T Y

Verlorene Worte

für Harald

 

Neulich habe ich wieder mal länger auf den Kellner warten müssen. Irgendwann ist dann einer gekommen, und ich habe ihm dann meinen Wunsch, etwas zu bestellen, mitgeteilt.
Der hat gerade woanders Geschirr abserviert und mir geantwortet, dass dann bald wer (zu mir) kommen wird.

Da habe ich mir gedacht, dass der Kellner auf seinen eigenen Worte hin, seinen Kollegen meinen Wunsch weitergibt, oder sich irgendetwas ereignet, eben dass er sein Versprechen einlöst.
Nun, passiert ist daraufhin nichts, rein gar nichts. Auf diese Worte ist keine Tat gefolgt. Diese Worte sind mir dann bedeutungslos geworden, weil aus diesen nichts folgt.
Diese Worte haben nichts bewirkt, sind mir gleich einem ungedeckten Scheck geworden.

Warum hat mir der Abservierende überhaupt gesagt, dass bald wer kommen wird ? … Es ist zwar irgendwann wirklich wer gekommen, aber auf seine Worte hin ist niemand gekommen.
Sie haben nichts bewirkt, mich bestenfalls über etwas informiert, was ohnedies zu erwarten ist, was ich ohnedies weiß: Denn freilich wird bald mal dann irgendwer kommen …
So viel Servicepersonal hat diese Gastwirtschaft schon.

Also: Hier hat sich nichts von Bedeutung ereignet - wir setzen unser Warten fort … ?

 

Und doch ist diese Lappalie für mich bedeutsam gewesen, denn sonst ich hätte hierzu wohl nichts geschrieben. Denn sie führt mich zum Gedanken, dass gesprochene Worte etwas bewirken sollen:
Es möge sich auf Gesprochenes etwas
ereignen - und wenn nicht, frage ich mich, ob es dann nicht besser gewesen wäre, ich hätte nichts gesagt ...

Ereignet sich nämlich nichts, dann sind meine Worte verloren. Ich habe dann über Dieses und Jenes einige Worte verloren, und jene Diskussion hat zu einer Welt der verlorenen Worte beigetragen. Werden wir dann in so einer Welt sogar die Sprache verlieren ? Ich möchte mir das nicht ausmalen … Manch eine, meint auf Etwas, sie sei sprachlos. Sind ihr oder jenem Etwas verlorene Worte vorangegangen ?

Viele meiner Berufskollegen und ich erleben die meisten Schwachstellen weniger in der Planung und Konzipierung, als vielmehr in der Umsetzung. Mir selbst ist dies in der Verwirklichung der Tänze, die ich meine, untergekommen. Das Erleben - und das daraus „Konzipieren“ (von mitunter Geschichten) - ist mir relativ leicht gefallen, aber meine Aufgaben erstrecken sich auf die Umsetzung dieses Erlebten …

 

Manche ärgern sich und wollen dann hitzköpfig Wort und Tat zwangsverheiraten, oder sich zumindest ihre Worte aufschreiben lassen, so als ob alleine die Niederschriftlichkeit in der Protokollmappe die eingeforderte Ehe zwischen Wort und Tat belegen würde. Sogar die Veranlassung des jeweiligen Protokolls muss dann durch weitere Schriftlichkeiten nachvollziehbar gemacht werden, damit die zur Verantwortlichkeit Gezwungenen belegen können, dass zumindest ihre Worte nicht verloren gegangen sind …

Das kommt vor allem dann vor, wenn Sprechende und Ausführende nicht dieselben sind - aber immerhin handelt sich da schon um kein Solostück mehr ... Wenn aber die Ausführenden fehlen, werden die Sprechenden alleine bleiben. Sie werden dann - gleich wie ihre Worte - verloren sein in den ihnen von weiter oben aufgezwungenen Verantwortlichkeiten zugeteilter Services.

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