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G E R D ' s

E L E V E N T Y

I N N E N L I C H T . 2 0 0 9

Dreißig Meter bis Ortsende,

und fünfzig bis in eine andere Welt

Eigentlich ist „meine“ „Eleventy“ immer schon eine Weltenzeitung gewesen. Diesem Motto wird sie wieder gerecht werden, wenn darin Kurzgeschichten erzählt werden.
In den vorigen Ausgaben habe ich darüber berichtet, dass meine Freunde mit mir in unserem Verein persönliche und uns gefallende Charaktere durch phantastische Völker beschreiben.

Als Überleitung zu den (so Gott will) kommenden Geschichten stelle ich den mir vertrauten Charakter vor, welchen ich mittlerweile gar nicht mehr als „meine Völker“, sondern als allgemein zugänglich verstehe. Wie schon in den Treffen unseres Vereines, mache ich das am liebsten durch die Erzählung eines Prozesses:

 

Für Annett, eine Tanzkünstlerin (und Tochter von Walter, der auch Mitglied unserer Vereinigung ist), von deren Aufführung „out of the box“ ich schon berichtete, liegt der Anfang in der Enge und Beklemmung der Schublade, in der Dich andere stecken. Sie haben ein ganz bestimmtes Bild von Dir und sind nicht offen für Eindrücke, welche nicht zu ihrem Bild passen. Du bist in ihrem Rahmen und „normal“.

Du bist aber auch gefangen in Deinen eigenen Vorstellungen über Dich und Deiner Umwelt, und, gewohnt von Deiner Umgebung, steckst auch Du Leute und Eindrücke in die dafür bereit gestellten Schubladen. Jene Enge und Beklemmung treten dann ein, wenn einerseits Dir Deine Umwelt zu verstehen gibt, endlich mit Deinen Bestrebungen Du selbst zu sein aufzuhören, und andererseits wenn Du selbst verstrickt bist in Deinen eigenen Regeln, Systemen und „Ordnungen“, wie Du es am richtigsten zu machen hast.

Ich sage euch, am schlimmsten sind dabei die eigenen Verstrickungen in selbstentwickelte (oder übernommene) Muster und Schemen, eben das Verweilen in der eigenen Box, in der es gewöhnlich dunkel ist. Das Leben in der Box ist die Ausgangslage in jenen Geschichten und das Dunkle Zeitalter.

 

Wenn von irgendwo her ein Licht in das Dunkle eindringt, oder unvoreingenommene Aufmerksamkeit auf Dich trifft, setzt sich ein Prozess in Gang, wodurch Deine Lage überhaupt erst zu einem Anfang einer Zeitlinie wird. Der Anfang davon ist das in Bewegung Kommen, dann beginnst Du zu gehen, später dann gut zu gehen. Da geht es Dir besser ...

Gleich jenen, die am Boden kleben, aber dies ist nur eine andere Darstellung. Es geht Dir besser, wenn es Dir gegeben wird, Dich aus den Verstrickungen fort zu entwickeln, auszubreiten und zu entfalten, etwa gleich wie eine Raupe sich nach der Verpuppung aus ihrer Box, der alten Hülle, befreien kann, sich trocknet ihre Flügel ausbreitet und dann ihre kleine Welt in die Große hin zu verlassen beginnt.

Von der Stimmung her ist das wie ein Aufsteigen aus der Erdkruste einer unterirdischen Höhle, das eben die eigene Box darstellt. Wenn es Dir also gegeben ist, aus Deiner Box, vom Boden aufzusteigen, dann lasse alles zurück, was Dich schwer macht und allzustark an die Welt bindet, wie etwa Taschen mit all den Ordnern, Orden, Auszeichnungen und äußeren Erfolgen, die Dir, vielleicht nur scheinbar, Anerkennung verschaffen oder verschafft haben.

Du steigt nur auf als dies, was Du bist und was Du Dir als bleibende Fähigkeiten erworben hast. Nachzuhängen, was die Leute von Dir denken oder was sie von Dir halten, macht Dich nur schwer und zieht nach unten, weil Du dann nämlich den Vorstellungen anderer gefallen musst und darin nie zu Dir selbst, nie zu dem Dir Gegebenen und Deinen Quellen kommst. Du aber bist für etwas Größeres bestimmt, weil Du bereits beim Größeren vor allen Anfängen Gefallen gefunden hast.

In Deinem Aufsteigen sind Deine Hände leer, denn Du trägst dies, worauf es ankommt bereits in Dir. (Dies Aufsteigen erfolgt in der Erzählung aber nicht körperlos, doch davon später.) Als erstes fällt Dir das Verlieren des Bodens unter Deinen Füßen auf. Im Aufsteigen erwächst der Bedarf sich auf eine wesentlichere Grundlage zu stellen, wofür Dir das Unten der Welt nur als Muster, als Beispiel und Vorlage dient. Die Grundlage ist im Innen zu suchen,... denn eigentlich steigst Du im Vergegenwärtigen des in Dir Gegebenen und Deiner selbst auf.

Die ersten dreißig Meter sind noch im Ortsgebiet, also in der Box des Großstadtsumpfes. Darüber aber herrschen Winde vor, vor denen Dich die Häuser oder Gewächse des Ortsgebietes noch geschützt haben. Durch die Gefahr einfach wie ein Blatt im Herbstwind fortgeblasen zu werden, erwächst der Bedarf nach einer eigenen, inneren Steuerung der Bewegung, der den Strömungen da oben auch zu widerstehen vermag, es bedarf eines klaren und eigenen Willens, womit Du Dich da oben bewegst. Ebenso ist Orientierung vonnöten, aber mit dem weiteren Aufsteigen bekommst Du einen Überblick.

Jene Feste, welche durch das Aufsteigen verloren geht, muss darin auf wesentlichere Grundlage wieder gewonnen werden. Ein für mich ansprechendes Beispiel ist die Religion als Bindung an den Wesentlichen mit ihrer Wertewelt als Orientierung, welche jedoch selbst nachvollzogen werden will. Es ist auch wie ein Exodus von der vorgegebenen Welt in eine höhere und allgemeinere, worin Du Dich als Du selbst fortbewegst und „Deine Welt“ mit Dir trägst.

 

Unsere Welt dient hier als Darstellung und bietet Eigenschaften an, wofür im Oben Entsprechungen gefunden werden können: Der Boden als Grundlage, auf welcher ich stehe. Die Schwerkraft als Anziehung zum Geliebten Einen. Das Wandeln am Boden mein Fortbewegen und Handeln auf wesentlichem Grund, und die Aufrechte darin als freier Mensch. Ich falle nicht hin, denn der Eine, zu welchem es mich immer wieder hinzieht, schenkt mir die Levitation, mit welcher ich gehe, mit welcher es mir gut geht.

Es ist gewissermaßen eine „Welt“ in meinem Innen, welche ich mit mir trage. Dies gestattet die freie Fortbewegung in allen Dimensionen. Sie lehnt die äußeren Eigenschaften nicht ab, aber die allzustarke Bindung an die Welt ist endlich aufgehoben, ermöglicht aus einer Bindung zu Wesentlicherem im Himmel, eben durch das Licht im Inneren.

 

Jetzt noch zur Frage, warum als Körperlicher aufsteigen ? (In den Erzählungen von den mir vertrautem Charakter steigen dessen „Vertreter“ zwar zuerst als Strömung auf und finden dann aber zu ihren Körpern.)

Deswegen, weil ein Aufsteigen (in das Wesentliche) auch in dieser Welt erlebt werden und dieses später als Handlungsgrundlage dienen kann. Das Bild von „fliegenden Körpern“ steht einerseits für die Wendigkeit aus dem Geiste, welche in der Gestaltung der Welt oder des Zwischenmenschliche, einfließt, was durchaus Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit haben kann, und andererseits für die geistige Grundlage unserer Körper, worin der Körper als dessen Ausdruck verstanden wird.

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