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G E R D s

E L E V E N T Y

S P R A C H E N D . L A C H E N D

Vom Bedarf der Fähigkeit zur Tat

für Susi

 

Am Anfang einer Initiative steht oft eine lodernde Begeisterung über eine Idee, Bild oder Geschichte, wie es sein könnte, bzw. was jene Gruppe erreichen will; gleich, ob es sich um eine demokratische Bank für Gemeinwohl, das Grundeinkommen, eine ökumenische Entwicklungsgenossenschaft zur finanziellen Inklusion des globalen Südens, einen Grünen Frieden zum Klimaschutz, oder etwa um eine soziale Beziehungskunst handelt.

Dieser Begeisterung folgt zum einen ein eher meditiativer Weg im besonnenen Diskurs und Gedankenaustausch, und zum anderen ein Weg der Umsetzung und Verwirklichung.
Beide Wege ergänzen sich, und in beiden bleibt uns die Dramatik im Sozialen nicht erspart, doch hier folge ich (Gerd) mal dem Prozess der Verwirklichung.

Also packen wir's an (im Vergleich zu „schauen wir einmal …“), angetrieben von der Begeiterung und dem Willen zur Umsetzung.

Auch dies fällt vielen Initiativen leicht. Schnell ist eine Vereinigung, eine Gesellschaft oder andere juristische Person gegründet, worin sich die Träger der Initiative organisieren und Mitglieder, bzw. Mitarbeitende, werben. Ich habe dies selbst z.B. im österreichischen Förderkreis der ökumenischen Entwicklungsgenossenschaft (EDCS Austria) als Vorstands- und Gründungsmitglied erlebt und gemeinsam mit Michael, dem Vorsitzenden, die Mitgliederverwaltung mit einigen administrativen Hilfsdiensten in der Freizeit nach dem Büro besorgt.

Ich bin in meiner Vergangenheit bei so manchen Initiativen mit Alternativcharakter dabeigewesen, und doch ist die Oikocredit (welche aus der EDCS mit seinen regionalen Förderkreisen hervorgegangen ist) die einzige „alternative Initiative“, aus der etwas in den letzten Jahrzehnten Sichtbares mit einer Breitenwirkung geworden ist. Es darf mich zwar mit Stolz erfüllen, hier im österreichischen Anfang der heutigen Oikocredit dabeigewesen zu sein, aber der Durchbruch ist erst später mit völlig anderen Personen, Umfeldern und Beziehungen gelungen. Was ist da, im Vergleich zu anderen Gruppen, welche klein und ein wenig „hausbacken“ geblieben sind, anders gelaufen ?

Der Durchbruch ist mit den Bankern gekommen. Dies sind Menschen, welche etwas vom Geschäft des Bank- und Kreditwesens verstehen, Networking betreiben und in ihrer Domäne zu Hause sind.
Um ethische Geldveranlagungen anzubieten genügt eben nicht der Wille zu einer gerechteren Welt auf christlicher Grundlage, gefolgt vom Antrieb zu ihrer Verwirklichung im Finanzwesen, sondern es braucht auch Menschen, welche sich bei Veranlagungen auskennen und darin arbeiten.

Kurz: jede praktische Ethik resultiert auch aus den Fähigkeiten zur Umsetzung jener Idee, wenn sie nicht bloß im Himmlischen bleiben, sondern auch auf die Welt kommen soll.

 

Hierzu als Beispiele ein Musiker, ein spezieller Künstler und ein Speerwerfer:

Wohl alle drei sind anfangs begeistert, wollen dies auch tun und finden sich jeweils in einer Gruppe oder in einem Verein Gleichgestimmter ein.

Der Musiker wird das Spiel auf seinem Instrument erlernen (müssen, um in den Verein aufgenommen zu werden, bzw. in der Gruppe mitspielen zu können).
Der Musiker stimmt und pflegt sein Instrument, und manche bauen sich ihr Instrument selbst.

Ist ein Künstler mit seinem Wesen, Leib und Seele selbst das Instrument, dann wird er sich dieses an sich selbst bilden. Er wird sich bilden, gleich wie Bildung einem verwandeln und befähigen kann.
Gleich wie der Musiker stimmt und pflegt auch jener Künstler
an sich selbst sein Instrument.

Der Speerwerfer lernt die Techniken und trainiert diese. Er übt das Werfen, gleich wie der Musiker und Künstler das Spiel auf und mit seinem Instrument.

 

Nach dem Üben, Proben und Trainieren folgt das Spiel, Festspiel und der Speerwurf als die Tat.

Der Speer kommt an, gleich wie der ins Wasser geworfene Stein - das Ereignis.

Die Wellen im Erdboden oder im Wasser bewirken Weiteres, worin der Speerwerfer involviert sein wird …

Gleiches folgt im und nach dem Spiel und Festspiel. Es wird mit den Sinnen eines jeden im Publikum wahrgenommen, und es bewirkt dann auch etwas, was als Feedback (durchaus im weiteren Sinne) auf den Musiker, Künstler oder Speerwerfer zurück kommt und ihn in weiterer Folge auch zu verwandeln vermag, wenn er dies annimmt.

 

Um diesen Prozess nach Begeisterung und dem Antrieb zur Umsetzung weiter zu führen, braucht es eben die entsprechende Fähigkeit zur beabsichtigten Tat.
Dies gerät manchmal im Ehrenamt und in Freizeitaktivitäten außer Observanz, obwohl doch vielen Menschen die Anforderung einer entsprechenden Fähigkeit im Ausüben ihres Berufes selbstverständlich erscheint.
Oder erscheinen sollte.

 

So ist mir im Zivildienst (im vorigen Jahrhundert) die Illusion begegnet, wonach der Wille zum Ersatzdienst zum Bundesheer wohl ausreicht, um in der Hauskrankenpflege zu arbeiten. Ich hätte ja dann zum Bundesheer gehen können … so als ob mich die schlichte Verpflichtung zum Ersatzdienst zur Pflege befähigt, einzig unterstützt durch das Weitersagen was zu tun ist durch einen anderen Zivildiener mit kaum einer Ausbildung.

Auch dieses Unverständnis meiner Umgebung vom Bedarf zur Fähigkeit zur Tat ist für mich ein Grund gewesen bei der Volksbefragung für ein Berufsheer ohne die Naturalsteuer zur Wehrpflicht zu stimmen, worüber ich hier schon erzählt habe. Selbst wenn meine Begeisterung und mein innerer Drang meinem Vaterland zu dienen über das Verpflichtende hinaus gewachsen wäre: es hätte mich zwar motiviert, aber nicht befähigt. Der Antrieb zur Tat ist nicht mit der auszubildenden Fähigkeit zur Tat gleichzusetzen.

Neulich habe ich in einem Kurs, worin die Leiterin verhindert gewesen ist, teilgenommen. Die Leiterin ist von einer langjährigen Teilnehmerin vertreten worden. Wohl gut gemeint, hat sie uns von der Bedeutung des jeweiligen Textes erzählt und feurig versucht uns dafür zu begeistern … Das hat mich zwar motiviert zu sprechen, aber ich habe nichts über die Techniken und das Wie erfahren. Wohl bin ich motiviert zu lernen gewesen, aber ich habe nichts gelernt, weil mir Derartiges nicht vermittelt worden ist. Dies hat mich nicht qualifiziert, eher frustriert …

Ich kann es eben alleine aus Begeisterung und Antrieb nicht tun.

Auch noch in diesem Jahrhundert hat es Lehrer*innen gegeben, welche in diesem (ihnen nicht bewussten ?) Irrtum gelebt haben, dass alleine die ansprechende Idee oder das Bild befähigt.
Hierzu möchte ich gerne auf einen Beitrag von Johannes als sein damaliges „Wort der Ausgabe“ zurückgreifen, worin er auf die Gefahr der
Selbstüberschätzung hinweist.

 

Vater ... und führe uns in der Versuchung und erlöse uns von dem Bösen ...

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