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G E R D ' s

E L E V E N T Y

S E I T E N B L I C K

Das Geschäft

mit den Wehrdienst-Verweigerern

Das Titelbild ist ein Blick auf eine Seite eines bekannten Gebäudes in Österreich, welche thematisch in Zusammenhang mit dem Artikel hier steht.
Ob nun jener Blick auf den rechten oder den linken Flügel jenes Hauses fällt, wird wohl vom Standpunkt des Lesers, bzw. des Betrachters, abhängen. Jedenfalls fällt auf, dass dieser Blick ein wenig von hinten kommen muss, denn die Bemalung findet sich nur an der Seite, welche zu einer Straße oder zu einem Platz, von wo aus das Gebäude am meisten angeschaut wird, hin gewandt ist (im Bild etwa in der Mitte). Weiter hinten (im Bild weiter links davon) hört die Bemalung auf, und der künstlerische Ausdruck zieht sich etwas zurück.

Unsere Augabe beginnt mit einem Blick auf die skurrile Seite Österreichs, vielleicht eher eine rechte, wenn auch der Bauch in der Mitte liegen sollte. Vom Kopf jedenfalls scheint jene Skurrilität etwas weiter weg zu sein. Sie kommt schon weiter unten zu liegen, aber herzlich ist sie mir nicht, sie liegt noch weiter unten. Sie wird vielleicht einmal meinem Sohn Markus und seinem Freund Tobias unangenehm im Magen liegen, die Iris wird es noch nicht treffen ...
Aus der Dynamik interessanter Ideen aus Österreich geht es im Anschluss weiter mit einem Wort dieser Ausgabe, welche an Österreichs Hauptstadt anknüpft und eine Nähe zu ihrem Nachbarn sucht, gefolgt von unserer Fortsetzungsgeschichte aus
anderen Welten. Dann wagen wir einen Blick auf unser Vereinsgeschehen und darüber hinaus ...

 

So Werbungen wie diese, in Kombination mit einem Berufsheer, fühlen sich einem Nicht-Eingeweihtem, und davon finden sich auch im Inland genug, doch recht seltsam an:

Gibt es jetzt ein soziales Jahr beim Bundesheer, wenn es ein Berufsheer wird ? Oder ist das Berufsheer etwas anderes als das bisherige Bundesheer, wofür die Wehrpflicht gilt ? Ein soziales Jahr im Berufsheer, statt der Wehrpflicht im Bundesheer ? Finden Frauen jetzt das Berufsheer, attraktiv, weil dort ein soziales Jahr eingeführt wird ?

So Verwirrungen, wie sie etwa vom linken Plakat ausgehen, werden einige Österreicher von der Teilnahme bei unserer jüngsten Volksbefragung - übrigens die erste österreichweite in der zweiten Republik - abgehalten haben. Kurz: Das Thema Wehrpflicht in Verbindung mit dem Ersatzdienst dazu ist zu wenig aufbereitet und zu wenig öffentlich diskutiert worden. Bei etwas Nachdenken und ein paar Reflexionen kann ich mit dem skurrile Ergebnis besser umgehen.

Denn das Ergebnis der Volksbefragung ist wahrlich die jüngste Errungenschaft in Österreichs Sammlung der Skurrilitäten:

Wer hätte es so vor dreißig Jahren gedacht, dass ausgerechnet die Wehrdienst-Verweigerer - damals gerne als „links“, Verräter, Drückeberger, fahnenflüchtig oder anders beschimpft - den Hauptgrund für die Beibehaltung der Wehrpflicht abgeben werden ? Jetzt, wo wir als Volk einmal danach gefragt worden sind ! Wofür hat meine Generation gekämpft ?

 

Um diese Skurrilität besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Geschichte, deren Anfang im Ende der Besatzungszeit Österreichs nach dem zweiten Weltkrieg liegt.

Der neue Anfang Österreichs lag im Staatsvertrag, worauf Österreich dann aus freien Stücken am 26.10.1955 seine immerwährende Neutralität erklärte. Jener Tag dieses Beschlusses vom österreichischen Nationalrat wird noch heute als Nationalfeiertag begangen. Daran knüpft sich die allgemeine Wehrpflicht für Männer; geht es auch darum, diese Neutralität erforderlichenfalls mit der Waffe zu verteidigen.

Die Wehrpflicht ist also in erster Linie mit der Verteidigung der Neutralität und wohl kaum mit den Wehrdienst-Verweigerern in Verbindung zu bringen. Worum es hier also geht, oder besser gesagt: gehen sollte, ist schlicht nicht verstanden worden. Wir müssen uns vielmehr die Frage stellen, wie professioneller die Neutralität wohl mit einem Berufsheer ohne dem Ballast ungelernter Wehrpflichtigen verteidigt werden kann, oder ob auf Grund der sich schon seit vierzig Jahren ändernden Situation Österreichs und seiner Nachbarn in Europa die Verteidigung der Neutralität mit der Waffe noch eine solche Relevanz besitzt wie in der Nachkriegszeit mit dem Eisernen Vorhang und angesichts des Einmarsches sowjetischer Truppen in zwei unserer Nachbarstaaten, um die dortigen Aufstände niederzuschlagen. Das war schon eine andere Zeit damals !

Beschäftigt sich man mit der Wehrpflicht, wie sie ursprünglich gedacht und vorgesehen war, kommen ganz andere Betrachtungen auf.
So z.B. Ängste, dass ein Berufsheer eine Vorform dessen Eingliederung in die NATO darstellt, oder dadurch Österreich ein Angriffsziel darstellen könnte. Das hört sich für mich aber so an, als ob wir durch die Wehrpflicht absichtlich ein unqualifiziertes Bundesheer wollten, damit wir nicht angegriffen werden oder für die NATO uninteressant wären. Deutschland ist trotz Wehrpflicht NATO-Mitglied. Wer glaubt, dass uns unsere Wehrpflicht vor der NATO (egal, ob Mitgliedschaft oder nicht) schützt, muss schon reichlich naiv sein, denke ich. ... Oder dass eine etwaige Putschgefahr durch ein Berufsheer größer als bei einem Milizheer wäre ist ein Argument, das vor gut zwanzig Jahren gerne auch von Mitarbeitern des Evangelischen Jugendwerkes in den damaligen Diskussionen zum Berufsheer eingebracht wurde.
Wie auch immer, es lohnt sich allemal bei einer Diskussion über die Abschaffung der
Wehrpflicht über diese selbst nachzudenken, und nicht zu ihrem Ersatzdienst abzuschweifen. Es hätte bei der Volksbefragung nicht um den Zivildienst gehen dürfen !

Jener Einsatz für Österreich war ursprünglich nur für unser Bundesheer, eben für die Landesverteidigung, und nicht als Dumping in sozialen Dienstleistungen vorgesehen !

 

Leider wird das gerne vergessen, und mitunter durchaus absichtlich, weil sich die Wehrdienst-Verweigerer zu einem Wirtschaftsfaktor für jene Institutionen - darunter, ach so soziale, Organisationen wie Rettung, Pflegedienste, Behindertenarbeit u.dgl. - welche diese zugeteilt bekommen, gemausert haben.

Die Wehrdienst-Verweigerer als Wirtschaftsfaktor für eine Begründung zum Beibehalt der Wehrpflicht ! Wer hätte das gedacht ? Wer hätte sich einen solchen Unfug ausgemalt ?

 

Die Wehrpflicht erwächst im 21. Jahrhundert zum Geschäft mit deren Verweigerern. Das erinnert doch an die Prohibition, nur eben andersrum.

Dies alleine sollte schon, selbst für das Militär, ausreichen, diese „Wehrpflicht“ endlich abzuschaffen. Lassen wir uns doch nicht mehr länger auf unserer Nase herumtanzen !
Schluß mit dieser Heuchelei und dem Missbrauch !

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