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G E R D s

E L E V E N T Y

B A C K . I N . T I M E

Universalismus und der konkrete Mensch

Beitrag zu Thomas Buchtipp aus der vorigen Ausgabe

Mit diesem Tipp hat uns Thomas die Möglichkeit über ein durchaus zeitgenössisches Thema zu sprechen, diskutieren oder bloggen … gegeben.

Wie schon manchmal in unserer Vereinigung, bin ich (Gerd) selbst nicht auf dieses Thema gekommen, sondern es ist mir von Freunden zugetragen worden.

Daher folgen hier, wie in unserer vorigen Ausgabe der Zeitung versprochen, ein paar Gedanken und Wortspenden als Impuls für weitere Schritte …

 

Mich führen Thomas Ausführungen, worum es Omri Boehm im radikalen Universalismus geht, zum Thema der Motivation und der Beweggründe des konkreten Menschen im ergriffenem Einsehen in Freiheit.

Gerne greife ich hierzu das Kernstück, worin es um die (Nicht-) Opferung Isaaks geht, auf, weil mir darin Wesentliches angesprochen wird:

„Die übliche Deutung der Opferung Isaaks geht von einem frommen Abraham aus, der bereit ist, seinen Sohn zu opfern und dann von einem Engel aufgehalten wird. Soll heißen: Der Wille ist Gott genug, die grausame Tat ist nicht nötig. Boehm betont dagegen textkritisch, dass die Engelstelle später hinzugefügt wurde. Lässt man sie weg, trifft nicht mehr Gott die Entscheidung, Isaak am Leben zu lassen und stattdessen einen Widder zu opfern, sondern Abraham selbst. Für Boehm gehorcht er an dieser Stelle einer moralischen Autorität, die noch über Gott steht: der Gerechtigkeit.“

Wesentlich darin ist mir, dass Abraham selbst die Entscheidung trifft, seinen Sohn Isaak nicht zu opfern, und stattdessen auf den Widder im Busch zurückzugreifen.

Für mich steht da Abraham für einen neuen Anfang, für den Anfang nach dem Ende des Alten, das er mit seiner Entscheidung gesetzt hat - im Bilde durchaus gleich dem „Sprung vom unteren in den oberen Tetrakord“ (aber dies ist nur eines von vielen möglichen Bildern).

 

Mir spielt dabei keine Rolle, ob hier ein Engel im Spiel ist, oder nicht. Dies betrifft alleine Abraham.

Ich halte es aber für durchaus möglich, dass Abraham seine Entscheidung aus Einsicht und/oder aus einem Lernprozess in und aus der Begegnung mit dem Engel - mit seinem Engel ? - trifft. Der Engel zwingt ihn nicht, sondern weist in ihm - in seinem Ringen, ob er nun seinen Sohn opfern soll oder nicht - heilige Freiheit. Nicht mehr bedrängt Sein von äußerlichen Vorschriften und auch nicht mehr bedrängt Sein von sich selbst, könnte Abraham die seelische Voraussetzung für seine Entscheidungsfähigkeit werden.

Auch weiß ich nicht, ob Abraham in seiner Entscheidung einer „moralischen Autorität, die noch über Gott steht“, gehorcht, oder eben diese einfach nur selbst trifft. Auch dies betrifft alleine Abraham.
Ich halte es aber durchaus für möglich, dass nicht bloß die Idee der Gerechtigkeit, sondern
jene Aktivität, durch welche er zur Idee der Gerechtigkeit kommt (d.h. jene Qualität im Denken, welche Omro Boehm in Zusammenhang mit der Aufklärung erwähnt hat), jede Autorität übersteigt.

Mein Freund Jochi hat in Zusammenhang mit den Evangelien von einer „Theologie der Identifikation“ gesprochen. Steht nicht Abraham für jede Einzelne von uns ?

 

Verständlich ist mir die im Buchtipp wiedergegebene universelle Idee des Menschen als einem Wesen, das für das „absolute Gesetz“ offen ist, für das es aber keinen Gott mehr braucht, nicht mal nur einen einzigen.
Ich steigere noch: Es braucht auch keine Institutionen, welche z.B. mit der „Political Correctness“ den Weg zum oder die Anwendung der Gerechtigkeit sicherstellen wollen.

Aus der Freiheit der konkreten Menschen erwächst eben die offene Situation, ob meine Mitmenschen den erhofften Weg gehen oder nicht. Es gibt da keine Garantien für ein „happy-end“. Aber es gibt Möglichkeiten, sich selbst in diese schier unendliche Geschichte zu stellen und „seinen Vers hierzu beizutragen“.

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