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G E R D s

E L E V E N T Y

H E R Z . F R E I . B E W E G T

Zwischen Ende und Anfang

Und ist vorbei die Schicht, führt uns die Fahrt ins Licht.

für meine Liebe unter Freunden in Bewegung

 

Meine Frau Margit und ich haben bei unserer gemeinsamen Freundin Lisi (also in unserem Wiener Hauskreis) eine Episode aus einer Fernsehserie zur StarWars Familie angesehen.

In einer Szene darin kommt es zum Kampf zwischen einem Söldnerkrieger und einem mächtigen, saurierähnlichem Tier. Während des, für den Krieger aussichtslos erscheinenden, Kampfes wird das Tier (von einem Wesen, das der Krieger mit sich führt) in die Höhe gehoben. Das Tier schwebt nun mit seinen vier Beinen in der Luft und kann so dem Krieger nicht mehr weiter entgegen laufen.

Für den Verlauf des Kampfes erscheint uns dies als dem Krieger zugefallenes Glück, wodurch er seinem Ziel näher gekommen ist - doch wohnen mir in diesem Bilde noch weitere Aspekte, welche zwar mit dem Film weniger, aber vielmehr mit unserer Ausgangslage zu tun haben: 

Das auf den Krieger zulaufende Tier wird in die Höhe gehoben und verliert so den Bodenkontakt und entfremdet sich von der Erde … fremdgesteuert abgehoben … Wir unterhalten uns auf Englisch (und immer weniger in unserer Muttersprache), wir umschreiben anstatt etwas direkt anzusprechen oder „beim Namen zu nennen“, ein Schleier der Fachausdrücke und Komplexität verstellt uns den Blick auf das Wesentliche und macht uns unser Leben so kompliziert … usw.

Fremdgesteuert abgehoben … den Winden der politischen Farben ausgesetzt Sein … Da dies dem Tier wahrscheinlich nicht bewusst ist, bemerkt es seine Situation gar nicht. Möglicherweise würde es sich später gewissermaßen unwohl fühlen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, warum … Erst im Zwielicht des dämmernden Bewusstseins würde es allmählich seine unfreiwillige Lage erkennen und sich zunächst wohl darüber ärgern.

 

Das Zwielicht der Dämmerung im aufgehenden Bewusstsein mag eine Station in (m)einem langen Lebensweg sein. Da sind (mir) die Biografien im Erwach(s)en, (Selbst-) Erkennen und Klarerwerden sehr unterschiedlich. Meist klärt sich mir der zurückgelegte Weg, und der Prozess in welchem ich mich befinde, erst im Rückblick während des aufgehenden Bewusstseins, oder auch: „aufgehenden zu mir Kommens“ …

Mir ist darin jedenfalls ein „zur Erde Kommen“ wichtig geworden. Um wieder das Bild aus der Kampfszene aufzugreifen: Als das Tier wieder herunter gekommen ist, hat es weiterlaufen können. Umgemünzt auf meine Situation: Mein Bodenkontakt erlaubt mir die Tragfähigkeit des erdhaft Festen zu spüren. Es geht ja gar nicht darum, in die Erde einzusinken, sondern die Tragfähigkeit der Erde zu erfahren … denn diese erst ermöglicht mir (m)eine Aufrichtigkeit. Würde mich die Erde (des Gewordenen, also der Vater) nicht tragen, ich könnte mich nicht zwischen Himmel und Erde stellen.

„Es wäre eine eigentümliche, schöne Idee, sich selber von außen und innen zum Kunstwerk zu machen“ meint der siebzehnjährige Robert Hammerling im Juli 1847.

Freilich wohnt darin eine gewisse Aktivität … aber (für meine Freunde im Glauben) … auch das Aufgreifen, dass wir schon ein „Kunstwerk Gottes“ sind, zum Beispiel in unserer Leiblichkeit, welche ein Selbsttragen im Aufrechten zwischen Himmel und Erde gestattet. Was ist schöner und wirklicher, als all dies am eigenen Leib zu erfahren ?

 

Aus jener Aufrechten und der Tragfähigkeit der Erde erwächst der weitere Schritt, überhaupt erst mal ein Schritt nach gewonnenem Standpunkt … (m)ein Gehen, Voranschreiten im Prozess des Werdens (im Sohn) und Entwickelns.

 

Aus einem der vielen „Meilensteine“ jenes Prozesses, ist mir gekommen, dass aus der bisherigen Tradition meiner sozialen Umgebung nichts mehr, aber schon rein gar nichts mehr uns Menschen bewegt oder voranzubringen vermag. Alles muss ich bewusst aufgreifen … selbst den Vater, zu dem niemand kommt, denn durch Seinen Sohn, sowie den Heiligen Geist unserer Zukunft, welche just in diesem Augenblick beginnt.

Es genügt nicht mehr allein aus der gewohnten Tradition in Bewegung zu kommen. Die Traditionen werden praktisch ständig hinterfragt, oder krampfhaft versucht der Jugend aufzuzwingen … das inzwischen von vielen schon aufgegeben worden ist … Die Traditionen sind von sich aus schon lange nicht mehr tragfähig und verblassen daher langsam. Das wird, denke ich, weltweit erfolgen. Unser Kulturraum ist mir da nur am weitesten fortgeschritten. Auch Diktaturen werden der Menschheit nicht weiterhelfen. Beispiele brauche ich inzwischen wohl keine mehr zu nennen.

 

Wenn jedoch da nichts mehr ist, bedrängt mich auch nichts mehr …

Oder anders gesagt: Jenes, was mich da noch bedrängen will, ist substanzlos. Darin liegt nichts mehr Wesentliches, und demnach brauche ich mir davon nicht viel zu erwarten ... Auch dies kann mir schon mal als Orientierung dienen … Die alte Zeit der Vorgaben ist zu Ende. Da lohnt sich eine Kultur des Aufhörens. Aber womit anfangen ? Manche fragen sich vielleicht: Wozu dann überhaupt noch etwas anfangen ? …

Wenn sich aber die alten Vorgaben und die alten Geschichten nun erledigt haben und zu einem Ende haben kommen müssen, ist doch die Zeit für die Muße reif geworden. Von dieser habe ich in anderen Worten in Beiträgen von einem Anfang nach dem Ende erzählt.

Herz frei bewegt … zwischen dem Ende notwendiger Geschichten und dem Ergreifen neuer freier Geschichten liegt die Zeit der Muße, beziehungsweise des Müßiggangs, woraus wir unsere Beweggründe gewinnen können.

Die Muße haben schon die alten Griechen in der Antike, darunter Aristoteles, geschätzt … und Søren Kierkegaard meint „Müßiggang als solcher ist keineswegs eine Wurzel des Übels, im Gegenteil, er ist ein wahrhaft göttliches Leben, wenn man sich nur nicht langweilt.“

 

Dazu ein kleiner Witz für meine Freunde in Bewegung: Was kommt vor dem Schreiten ? Der Müßiggang.

Freie Zeiten der Muße sind der notwendige Übergang in mein ergriffenes Neue in Freiheit. Welche Not wird da gewendet ? Jene aus dem Stillstand, der Stagnation, des groben Materialismus, der Selbstaufgabe …

Von der Muße möchte ich nichts fordern, denn dann würde ich wieder bedrängt werden, zu etwas gezwungen werden, und ich könnte meine „Quint Herz Frei --> Sext …“ nicht entwickeln. Dieses Entwickeln, Bilden und Werden muß frei sein (für manche: aus dem Freien Geistesleben kommen).

Aus der Muße gelange ich in Bewegung … und so muß mir vor einer agil entwickelten und ausgeführten Bewegungskunst die Muße im besonderen Augenblick, im Stillleben am Trail im Walde, im Motiv, im Thema, … zum Beweg-Grund … kommen.

Das (Er-) Greifen - ja wohl alles künstleriches Tun - braucht die Muße.

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