für
Donata.
In
der vorigen Ausgabe
habe ich von verloren gegangenen Worten und von
Grundlagen für Verwandlungen, aus welchen ich
dereinst Verlorenes wiederfinde (oder das Verloren
Geglaubte mich wiederfindet), erzählt. Mit dem
mir daraus erwachsenen Thema Verlieren
- Verwandeln -
Wiederfinden
könnte ich nun - abgesehen von
weiterführenden Überlegungen, aus welchen
weitere Artikel entstehen - auf verschiedene Weise
umgehen.
Damit
schon hier
meine Worte nicht verloren gehen, komme ich auf die
Umsetzung - auf den Ausdruck
- zu sprechen.
Welche Möglichkeiten erwachsen mir, das
Gedankliche (Geist) oder (daraus) Erlebtes (Seele)
mit dem Weltlichen (Materie) in ein gemeinsames
Spiel zu bringen ?
Eine
Methode ist, mir etwas aus der Kunst zu meinem
Thema zu suchen, also was einem Menschen als Poet,
Maler, Bildhauer, Musiker
schon dazu etwas
gekommen ist.
Das könnte eine Erzählung, ein Gedicht,
ein Bild im Stillleben, eine Skulptur, oder auch
ein Musikstück sein.
Weiter
geht es dann an die wiedergebende
Umsetzung mit denselben Mitteln der Kunst, woraus
das Gewählte entstanden ist: also den
gewählten Text (sprachgestaltend) vortragen,
das gewählte Lied im Chor singen, das
gewählte Musikstück mit meinem
Musikinstrument spielen, das gewählte Bild
abmalen, und so weiter
Das
machen wohl die meisten Leute: Ich suche mir
beispielsweise ein Gedicht, je nach Stimmung in
meinem Thema oder Erlebnis (diesmal eine
herbstliche Stimmung im Türkenschanzpark),
z.B. von Morgenstern "Novembertag" (wenn neblig mit
Grautönen) oder von Fr. Hebbel "Herbstbild"
(wenn sonnig und strahlendes goldgelb). Dieses
Gedicht trage ich dann bei einer Lesung
vor.
Anders
weiter geht es mir dann als Umsetzender wenn ich,
um jetzt mal bei Text und Musik zu bleiben, das
gewählte Gedicht oder Musikstück, nicht
vortrage, singe oder instrumental spiele, sondern
bewege.
Denn
am Nächsten ist wohl einer jeden eigener Leib
und wohl auch am praktischten zum Anfangen:
Etwas am oder mit dem eigenen Leib ausprobieren und
gleich darauf bemerken, wie es mir damit geht.
Naheliegender und meines Erachtens einfacher ist
kein Weg zur Verwirklichung der Worte, auf dass sie
nicht verloren gehen.
Am
und mit eigenem Leib wahrnehmen
erkennen
erleben
Was liegt näher als auch
am und mit eigenem Leib zu tun und zu bewegen, was
mich bewegt ?
Als
eurythmisch Bewegender könnte ich so weiter an
der Umsetzung des gewählten Stückes
arbeiten, und mitunter dieser mit einer Gruppe
anderer Seelenturnender entwickeln.
Gleich
wie in der Musik Ton, Intervall, Rhythmus, Takt ...
(mit Notation durch Noten, Notenwerte und
Beschreibungen auf italienisch ...),
oder gleich wie in der Sprache Laut/Klang, Silbe
(als Lautkombination), Betonung, Rhythmus (das
Musikalische in der Sprache), und so weiter mit
anderen Ausdrucksmitteln,
existieren
auch in der Eurythmie Gestaltungsebenen, wie etwa
(nur ein paar davon): räumliche
Verhältnisse, zeitliche Verhältnisse
(darunter Rhythmus), Spannung - Entspannung,
Schwere - Leichte, usw.
Dies
verbunden mit der Dynamik
in der Bewegung selbst, oder wie ich mich vom einer
Eigenschaft in die andere bewege (z.B. meine
Bewegung in der Bewegung
etwa von leicht zu
schwer - wie langsam, schnell oder in welcher
Kraftgestalt dieser Verlauf von leicht zu schwer
oder umgekehrt geschieht -,
von Spannung in
die Entspannung oder umgekehrt,
von der
Aufrechten in eine Wölbung nach vorne,
usw.)
Was
ich unlängst in einer Vorbereitung für
die nächste Veranstaltung in Kobersdorf mal
einfach ausprobiert habe, ist im Takt zu gehen und
mich doch in unterschiedlicher Geschwindigkeit, in
Abhängigkeit was sich da im Musikstück
tut, zu bewegen.
Zudem
existieren auch Gesetzmäßigkeiten, wie
z.B. in der Lautierung oder in den Tönen und
Intervallen.
Ein
gewähltes Stück zu meinem Thema zu
eurythmisieren kann ein ganz schönes
Stück Arbeit sein. So lernen wir Eurythmie in
der Ausbildung: Wir entwickeln gemeinsam, und mit
Hilfe des Dozenten bei Bedarf, z.B. zu einem zur
Jahresstimmung vorgegebenem oder selbst
gewähltem, recherchiertem Gedicht mit den
bislang erlernten Gestaltungsebenen unseren "Tanz"
des Stückes selbst. Im "Tanz" dann wird das
Stück gesprochen. So bewegen wir Gesprochenes
oder Musiziertes und stimmen uns in der Entwicklung
des "Tanzes" (des Stückes) immer stets mit dem
Sprechenden oder Musiker ab.
Damit,
und auch schon im Interpretieren des gewählten
Stückes zu meinem Thema mit anderen Mitteln
der Kunst als jenes Gewählte,
komme ich in einen neuen Bereich. Ich sprenge das
einfache oder auch bewegte Wiedergeben
durch
das Komponieren
!
Mit
dem Komponieren begebe ich mich, je nach
Fähigkeiten, bereits in die Domäne der
jeweiligen Künstler, aus deren Artefakte ich
etwas zu meinem Thema gewählt habe.
Jetzt
komponiere ich zu meinem Thema etwas
selbst:
Als Maler male ich ein Bild, als Musiker komponiere
ich eine einfache Melodie und singe diese im Walde
vor mich her
, als Schriftsteller verfasse
ich einen Text
und als
Geschichtenerzähler lasse ich in unserer Welt
der Qinque
Terre
die Chamenauli in ihrer Bewegtheit mit der
Gartentanzgemeinschaft ihre bisherige Gesundheit
verlieren, sich aus ihrem Verlust verwandeln, das
auch eine Verwandlung ihres Umkreises auslöst,
und schließlich in ihrer Heilung ihre
Gesundheit am Völkermarkt auf höherer
Ebene wiederfinden (musikalisch: aufsteigende
Oktave
Wir sehen schon, Vieles wird
möglich
)
Das
Komponierte könnte dann, wenn es sich eignet,
wiederum mit den Mitteln der Eurythmie umgesetzt
werden. Auf diese Weise habe ich bereits einige
Worte im Erzählen (wieder ?) gefunden.
Ich habe zu Prozessen aus den Geschichten
Lautkombinationen gefunden und bewegt
und
aus einer
sogar eine kleine Inszenierung
entworfen.
Also
beschreibe ich z.B. die erlebte Herbststimmung
selbst
durch ein Gedicht, oder komponiere - eben selbst -
eine Melodie, ein Lied. Danach geht es dann weiter
wie bei einem gewählten Stück.
Dieses kann ich zum einen bei einer Lesung aus
eigenen Werken (z.B. was wir im Verein
alljährlich
in Kobersdorf machen) vortragen, und zum anderen
eben auch bewegen.
Ich wäre dann der Sprecher - hierzu lernen wir
in unserer Ausbildung Sprachgestaltung - und die
anderen aus der Gruppe meines Jahrganges
bewegen
mein Gedicht, oder ein anderer spricht meinen Text
und ich bewege mit, nehme andere darin mit, oder
spüre hin, wie andere bewegt meinen Text
erleben ... wie auch immer.
Das
geht noch weiter in eine Königsdisziplin.
Für
mich derzeit die höchste Stufe im Spielen, da
sie mir bislang noch nicht bekannt gewesen ist.
Demnach kommen da viele Fragen
und dann
mitunter auch Erkenntnisse ...
|