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G E R D s

E L E V E N T Y

H E R Z . F R E I . B E W E G T

Du bist ein Gott, der mich sieht (Genesis 16, 13)

ein Beitrag zur Dramatik zwischen den Zeiten

Hier greife ich (Gerd) eine Jahreslosung auf, welche Margit und mir am Neujahrstag 2023 in der evangelischen Kirche von Floridsdorf zugetragen worden ist.

Darin ist eine Frau auf der Flucht. Sie befindet sich in einer Lage, in welche jede aus ihren Auseinandersetzungen - in ihrer praktischen Septime - zu geraten vermag. Bereits um sich zu sammeln - sprichwörtlich: „um sich zusammen zu nehmen“ - braucht sie mitunter ihre „äußerliche Flucht“ zu ihren Innenraum in einer möglichst „neutralen“ und sie freilassenden Umgebung … zum Beispiel die Leere einer Wüste, eine andere Egalität der Natur, …

Oder eine Begegnung, welche sich aus einem Sich ihrer Annehmen Gottes einstellt.
Oft befreit eine Begegnung aus dem Gefangensein in eigenen Überlegungen, Grüblereien, Befürchtungen, Ängsten, usw. Es braucht eine Begegnung, die nicht zwingt, sondern ein Sich Aufrichten ermöglicht, eröffnet.

Sehr schön kommt mir dies im nebenstehenden Bild von Stephanie Bahringer zum Ausdruck:

Greife ich dazu Bilder aus dem Jahreskreis auf, so erinnern mich das rechts liegende Gelb und Rot an das Verfärben der Blätter im Herbst, oder auch an die Früchte, kurz: an das Gewordene, welches am Wege in der Vergangenheit liegt, bzw. ich in meiner Flucht gerne zurücklassen möchte, während das Blau und Grün mich an das Werdende, z.B. im Spätwinter und beginnenden Frühling, erinnern. Das Werdende, aus der blauen Hülle Kommende, liegt hier vor mir, in der Zukunft. Da gehe ich hin.

(Das obere Gelb hingegen steht (mir) für den Himmel, welcher beide Zeiten verbindet und auch der Quellort für den Lichtstrahl ist.)

Wie aber gehe ich - geht es mir - in meiner Flucht ? Unfrei bin ich in Bedrängnis aus Vergangenem, aus welchem ich fliehe, und unfrei sehe ich mich einer ungewissen Zukunft entgegenlaufend. Überhaupt entgegenlaufend ? Nein, hier bereits zusammengebrochend und weinend …

Doch aus dem Sich Annehmen der Frau - dem Sich meiner Erbarmen - Gottes ändert sich die Lage.

Der weiße Lichtstrahl teilt die Farben des Regenbogens … G … Er wendet sich der Frau zu … O … Er trifft auf sie … TT … und verschafft ihr ihre Gegenwart, jener Raum (auch im T um mein Haupt …) zwischen bedrängender Vergangenheit und ungewisser Zukunft.

Ihr Raum der Gegenwart, worin sie ungestört mit dem Engel spricht, gestattet ihr, ihre Mitte zu finden und sich aufzurichten … ihre „praktische Septime“ aufzulösen … sich, vom Leitton inspiriert, zum ihrem Grundton zu erheben … erhöht.

Zum Beispiel aus meiner Beugung am Grabe von der Schwere in die Aufrechte gelangen … aus dem Dunkel in das Licht … wieder selbst zu strahlen, zu sein ... in und für alle Richtungen gleicher Gültigkeit … I ch … bin.

Und warum hat sich Gott ihrer angenommen ?

Weil Er sie sieht. Im Afrikanischen etwa sagt man einer/m, wenn man sie/ihn liebt „Ich sehe Dich“.

So kann Hagar befreit lobsingen: Du bist ein Gott, der mich sieht.

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