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G E R D s

E L E V E N T Y

B R A Z I L D O

Die Zeit der Partituren ist vorbei

(für Angelus)

 

Vor rund fünf Jahren haben wir im kreativen Hauskreis unserer Vereinigung mit dem Fantasiespiel unserer „Fünf Erden“ zu Gunsten sachbezogenerer Themen, wie z.B. das Grundeinkommen, aufgehört.

Obwohl auch für mich damals ein Meilenstein erreicht war, habe ich noch ein paar Geschichten - als (mein) Feedback aus dem erreichten Meilenstein - erzählt. Darin bin ich von der ausgebreitet-bildhaften in die bewegte Erzählweise mit Gestaltungselementen der Eurythmie gekommen. Wie (auch aus dem Beruf) gewohnt, habe ich in den Kompositionen ebenfalls die Bewegungen aus der Umsetzung von Bildern und Themen niedergeschrieben … mal einfach als Übung und zum Bewusstwerden, was und wie ich eigentlich so „mache“ und bewege.

Denn die Affinitäten aus den mir zuvor noch un- oder nur dämmer- bewussten Erfahrungen sind unglaublich stark und so selbstverständlich vorhanden, dass ich mir manchmal gar darin gefangen vorkomme … wenn mir dies dann bewusster wird. Es ist mir eine Sache der künstlerischen Freiheit jene Assoziationen zu Bildern, etwa durch das Arbeiten mit Gegensätzen, zu hinterfragen:

Zum Beispiel im aufsteigendem Moll in Forte und im absteigendem Dur in Piano, oder im Fokus nach Unten den Strom nach Oben spüren (ich bin unten, und der Himmel ist über mir … ja gerade im Untensein wird mir der Himmel gewahr - und schon bin ich mitten im Evangelium zur Aufrichtigkeit), oder im Fokus nach Oben den Strom nach Unten bemerken (ich bin oben und werde der Erde gewahr, aus gewonnenem Überblick ein Teil vom Himmel zur Erde zu bringen, was gerade jetzt in einem aktuellen Projekt im Beruf meine Aufgabe ist), oder im langsamen Tempo in der Leichte wandeln, oder in raschem Tempo geschmeidig in und mit der Schwere ringen … zur Dramatik der Welt … Willensformen …

 

Aus dem Herniederschreiben von Bewegtem oder Komponiertem vermag mir manches bewusst zu werden.

Doch sind jene „Konzepte“ sehr aufwändig zu erstellen und noch aufwändiger umzusetzen, zumal auch eine Notation für die Gestaltungsebenen zu erfinden wäre. Mich erinnern derartige Konzepte und Partituren, welche „nur vom Blatt“ zu gespielt werden brauchen, an reproduzierende Kunst, während mir jedoch die Bewegungskunst jene Geschichte immer neu erschafft. Natürlich helfen schriftliche und grafische Aufzeichnungen, aber Entwickeln und Umsetzen erfolgen erneut … etwa wie im Kunsthandwerk der einzelangefertigte Gegenstand neu entsteht.

So komme ich darauf, dass zum einen für das Erinnern und Wiederaufgreifen die Schriftlichkeit als „Gedächtnis“ bei Weitem nicht ausreichend ist (und der Aufwand in keinem Verhältnis zum „Nutzen“ steht), und zum andern das aufführbare Werk - bzw. die bewegte Geschichte - stets agil und gemeinsam entwickelt werden muss. Selbst aus einem Grob-, statt Detailkonzept, kommen zwar Impulse und Ideen, aber es genügt nicht für die Umsetzung.

 

So bedarf es (mir) in der Kunst an Sozialem:

Ist die Zeit des einsamen Komponisten, dessen Werk von einem Orchester oder einer Tanzgruppe vom Blatt gespielt wird, nicht bereits vorüber gegangen ? Ist es heute noch künstlerisch bloß vom Blatt zu spielen ?
Selbst in der Software Entwicklung von EDV Lösungen ist dieses Vorgehen nach dem „Wasserfall Modell“ veraltet geworden.

Anstelle einer bloßen Dualität zwischen dem Maestro (der etwas ersonnen hat) und den „Umsetzern“ (die etwas können) - worin ihr Austausch lediglich auf Rückfragen und deren Beantwortung minimiert wird - tritt ein „Entwickler-Team“ mit mehreren Rollen auf Augenhöhe, worin ein merkurischer Austausch zwischen dem Bilde und der erwachsenden bewegten Geschichte erfolgt … Das Erwachsen selbst ist ein Vorgang, ein Prozess mit live Dabei Sein der Anwesenden in bewegt Bewegenden, und dieses Werden mag künstlerisch gestaltet werden.

So wird (mir) die Kunst vielschichtiger: Sie wohnt in der bewegten Geschichte. Sie wohnt im Wahr-Nehmen des Motivs im besonderen Augenblick, im Werden des Motivs zum Beweggrund, im wechselnden ~ Komponieren und Umsetzen ~ wie im Festspielen.

 

Im Künstlerischen durchaus möglich - obwohl mir für die Softwareentwicklung dazu noch nichts einfällt - ist (wie schon berichtet), mit keiner Idee mehr anzufangen, sondern die Motive während des Bewegens, im Darin-Sein, im Flow … kommen zu lassen … Manchen Künstlern fällt dies ganz leicht, und es funktioniert … Sie haben nur ein ganzes Leben gebraucht, um darauf zu kommen.

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