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G E R D s

E L E V E N T Y

A B E N D F A L T E R

Dabei Sein und (Ver-) antworten

(für Sonja)

Zum Umgehen mit, oder besser: zur Vermeidung, einer Bindestrich-Verantwortung.

 

Es folgen zwei praktische Aspekte aus meinem vorhin beschriebenen Dabei Sein.

Zum einen gestattet mir jenes Dabei Sein mein Antworten auf die Fragen der Zeit - worin ich beteiligt bin. Denn eigentlich kann ich ja nur zu etwas, wo ich live dabei bin meinend beitragen. Nun komme ich darauf, dass dies wenige Bereiche von „großen weiten Welt“ sind, aber dafür umso mehrere vor Ort, wo ich wirke. Schon alleine um der Wahrheit willen, benötigen wir also mehr Lokalität bei Meinungen und mehr Handlungskompetenz vor Ort.

Darüber hinaus, also überregional, braucht es das Gestatten, mitunter einen Schutzraum der Vielfalt und des Diskurses. Denn je mehr über die konkreten Menschen „darübergefahren“ wird, bzw. diese übergangen werden, desto mehr ahne ich ein Abdriften in Scheinwelten der Modelle und Simulationen, welche an unserer Realität vorbeigehen … egal, welche Seite oder gar Lager dies macht.

 

Oder anders, etwas mehr weltanschaulicher, gesagt:

Durchaus bewährt hat sich die Betrachtungsweise, welche für das aus einstiger Bewegung zur Ruhe Geronnene angewendet wird. Entsprechungen dazu finden sich im Mineralischen, in der unbelebten Materie, wie auch in Gesetzmäßigkeiten der Mathematik und Physik … Maß, Zahl und Gewicht haben ihre Berechtigung.

Doch je (dazu) anders (also je lebendiger, seelischer oder sogar wesenhafter) der Bereich ist , worin dieselbe Anschauungsweise immer noch angewendet wird, desto mehr könnte es sich um Scheinwelten handeln, welche am Betrachteten vorbeigehen, oder es ignorieren. Wie sollte z.B. ein Werdendes, ein Sich Verwandelndes, mit einer Betrachtungsweise für das Ruhende und Gewordene stimmig beschrieben werden können ? Bloß im Aneinanderreihen von Fotos oder von dokumentierten Meilensteinen, worin die Auflösung nur so fein zu sein braucht, dass es einer betrachtenden Person wie eine Bewegung vokommt ?

Da sind wir schon im nächsten Thema: Bin ich im falschen Film ? Oder bloß in einem geglaubten Dasein … in einem Schein-Dasein ? Bin ich denn wirklich dabei, wenn ich mir die „laufenden Bilder“ betrachte, die Protokolle und Dokumente lese, oder erst wenn mich selbst im Prozess live bewege ?

 

So kommt zum anderen mein Bedarf eines „Dabei Sein ist alles“ vorwiegend aus dem Berufsleben.

Denn um für etwas eine Verantwortung übernehmen zu können, muss ich dessen Werdeprozessen dabei gewesen sein. Trete ich im Nachlesen des Dokumentierten aus dem Zählen oder Abzeichnen diverser Stunden in ein Schein-Dasein, werde ich nie da gewesen, und die Verantwortung wird nur zum Schein gewesen sein …

Den Abgehobenen (oder auch den in einseitiger Betrachtung Gefangenen) mag dies entgehen oder sogar egal sein. Nur jene bodenständigen (und zugleich sich am Boden bewegenden) Kollegen - egal welcher Welten - werden dies nachvollziehen können, meine ich … zum Triumph der Ist-Werte ...

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