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G E R D s

E L E V E N T Y

P O L Y P H I L

Polyphilleben

für Lisi und Ulrike

Der Bögen und Schleifen Innewohnendes

Nach dem Abschluss meines Basis-Studiums in Eurythmie habe ich wieder mehr Zeit gefunden, zu üben und darin manchen Themen und Anliegen in diesen Tänzen, die ich meine, nachzugehen
Es ist mir sehr schön nach Erreichen eines Meilensteines Zeit zu haben. Da bräuchte ich nicht mal einen weiteren Lock Down oder ähnliches.

 

Zum Beispiel die Innen- und Außenführung im Bewegen von Formen.
Mal umhülle und behüte ich, bin gleich einem Begleitenden, gleich einem Trabanten an meiner Liab Seit', gleich dem Monde … Mal grüße ich die Welt und künde nach außen, gleich der Sonne …
In beiden Varianten ist es eine Zuwendung, der Liab oder der Außenwelt(en).

Die Umhüllung der Liab fällt mir da leichter … klar, damit bilde ich einen Raum, im Bewegen ähnlich einem Krug. Doch im Künden lehne ich mich gern nach außen … aber eine Zuwendung hin zu meinem Umkreis gestattet auch, dass von dort etwas an mich heran kommen darf. Ich wende mich also nicht nur nach außen, sondern gebe diesem Außen auch etwas Raum, und bleibe damit im Gleichgewicht. Vielleicht ist ein erster Schritt nach außen mal nur ein Zulassen, dass da etwas kommen darf, und dann daraus weitere meine Zuneigung, und dann dies zusammen durch meine Gestalt. Schön ist es mir, mal wieder aus dem Erleben ins Bewegen Kommen ...

 

Um dies zu bewegen, habe ich eine Übung (von Ailen) aufgegriffen, worin bei einem Fünfsternweg um eine Zacke ein Bogen und um die nächste am Weg eine Schleife bewegt wird, und dann wieder ein Bogen und so weiter. Den Bogen habe ich da in Außenführung, und die Schleife in Innenführung bewegt … und da bin ich aus diesem Bewegen auf eine Gesetzmäßigkeit, was in dieser Form an Musikalischem wohnt, gekommen. Weil es sich um eine Gesetzmäßigkeit (also um dasselbe Prinzip) handelt, kann sie auch am Dreieck bewegt und am Titelbild dieser Ausgabe gezeigt werden.

Ist am einfachsten so … dies an Hand von Dreiecksbeziehungen (wie schon mal) oder an Hand des Fünfsterns darzustellen, sonst wandelt sich der Status jener Beziehungen zu kompliziert.

Vor anderthalb Jahren ist der Fokus ein anderer gewesen, doch diesmal bin ich zuerst auf die Quintform gekommen.
Am Fünfstern bewege ich in dieser Übung eine Quint nach der anderen, und am Dreieck ist es genauso. Am Fünfstern sind es fünf, und am Dreieck eben drei. Am Titelbild ist nur eine Quintform gezeichnet. Hier im linken Bild alle fünf am Fünfstern.

In „meiner“ Quint bedrängt mich nichts, und auch ich selbst mich nicht. Dies gestattet mir eine Unvoreingenommenheit mit einer Gleich-Gültigkeit, im Sinne von: hier ist alles gleich gültig, da besitzt alles gleiches Gewicht im Gleich-Gewicht, es ist mir keine Richtung vorgegeben, und dadurch werde ich bereit und beweglich.

Zwischen den Quinten gehe ich hier durch einen „Quart-Punkt“. Nicht zufällig liegt dieser am Strahl von der Mitte der geometrischen Figur zum jeweiligen Eckpunkt (auch wenn das nicht immer so genau in der Zeichnung getroffen worden ist) … ist mir eine Quart durchaus eine Kante, ein Eck im Leben. Ich kenne Menschen, welche ein Kennenlernen von Charaktere an Hand von Ecken und Kanten interessant finden … dies macht wach für den Anderen, denke ich.

Beide ergänzen sich: Zum einen bin ich in der Quint als Gleicher von Vielen, im Gleichgewicht zwischen Innen und Außen und allen Richtungen, und zum anderen im Wachpunkt an den Ecken des Lebens, der auch aufhält und disharmonisch zu klingen vermag. Da ändert sich die Richtung im Bewegen der geometrischen Figur … und dadurch kann mir eine weitere Quint am Lebenswege der Beziehungen möglich werden, mit neuem Gleichgewicht …

Birgt nicht „Corona“ so viele Ecken und Kanten, die uns wach, z.B. für den Bedarf einer Reform in Medizin und Menschenbild, machen könn(t)en ?

Werden wir wach am Virus, und die nächste Quint kann kommen … am Fünfstern unserer Gesundheit.

In derselben Form im Strömen von Bogen und Schleifen am Dreieck oder am Weg des Fünfstern, oder gar des Siebenstern … finde ich ein zweites Paar von musikalischen Intervallformen. Ausgehend von den Schleifen komme ich zur Sextform, die Sexten mit jeweils einem Bogen verbunden. Da fallen mir mehrere Geschichten ein, hier nur auszugsweise:

Zum einen eine Dur-Sext ... (aus einer Quint kommend, oder eben auch direkt) in Freude, und in Freiheit auf ein „Es ist, was es ist (sagt die Liebe)“ zuzugehen ... wahre (bildlich) „Himmelsbrücken im Großen Rund der Welten“ … gepaart mit einer Moll-Terz … Daraus kommt mir etwas entgegen - zu mir (zurück), was auch mich wieder zurück bringt und verändert.

Zum anderen gerade umgekehrt, eine Dur-Terz … etwa feeling philianic - das Leben ist schön … gefolgt von einer Moll-Sext … die (übersinnliche) Wirklichkeit ist wahrlich schöner und wahrhaftiger als die Scheinwelt aus meiner Phantasie … da ist mir etwas entgegen gekommen, etwa eine Entsprechung des zuvor gefühlt-Erahntem aus der Realität (habe ich persönlich oft in der Eurythmie erlebt).

Beides ergänzt sich jeweils. Möglich ist auch, die Sext führt mich zu mir … Wer sich bewegt, kommt zu sich selbst … zu jenem, was ich in der Welt eigentlich (anfangen/machen) will.

(Und für die Fortgeschrittenen meiner Freunde in Bewegung ... möglich ist auch: Linkes Bild: Quint mit Grundton. Rechtes Bild: Sext mit Grundton.)

All dies wohnt mir in dieselben Form, nur wird sie anders bewegt. Ähnlich wie sich in C-Dur und in A-Moll dieselben Töne, aber eben in einer anderen Reihenfolge auf der Himmelsleiter, finden.

 

Polyphilianie

Das klingt mir zunächst wie so eine „persönliche Terz“ im Dur, welche ihre Entsprechung in der Wirklichkeit sucht …

Tatsächlich haben wir uns am gemeinsam einundelfzigsten Geburtstag von Margit und von mir unter vier weiteren Freunden in gedanklicher Weise recht „terzartig im Dur“ bewegt, aber jener Begriff ist erst danach gekommen. Kurz: Im Diskurs unter sechs Freundinnen und Freunden hat sich der Bogen von der Polygamie zur Polyamorie gespannt. Da sind mir dann die drei Arten der Liebe aus dem Griechischen eingefallen und bin sogleich auf die Philia, die Liebe unter Freunden, gekommen. Sie ist mir da die Mitte zwischen Eros und Agape. Ebenso ist mir die Philia (Gefühl/Herzen) die Mitte zwischen der Astra (Denken/Kopf) und der Luna (Wollen/Glieder) aus anderen Zusammenhängen.

Daraus ist dann der Begriff der Polyphilianie erwachsen, welcher dann genau das Gemeinte getroffen hat.

Wieder zuhause weiter gedacht ist mir dann „polyphil“ als kompakteres Eigenschaftswort stimmiger geworden. Daraus ist dann der Titelname dieser Zeitungsausgabe entstanden.

 

Der Zusammenhang zu den Bögen und Schleifen ist mir aus der Anzahl der Quarten … ach, Ecken, Eckpunkte … der jeweiligen geometrischen Figur gekommen:

Gibt es nur (m)einen (Stand-) Punkt, bewege ich mich nur im Kreis - und es gibt auch keinen Krümmungspunkt in der Form, bzw. keine Wende in meinem Lebensweg.

Existieren zwei Punkte, also eine Strecke auf einer durch diese Punkte begrenzten Geraden, so ergibt sich eine Lemniskate, gleich einer Acht, wo die Kreuzung idealerweise nicht in der Mitte zwischen den beiden Punkten zu liegen braucht. Das gibt schon mehr her als der Punkt.

Erst (in einer Fläche) ab drei Ecken, ab den schon erzählten „Dreiecksbeziehungen“, findet sich eine Vielfalt, welche mit der idealerweise ungeraden Anzahl der Eckpunkte steigt. Es müssen aber nicht allzu viele Ecken sein. Dasselbe Prinzip jener Vielfalt ist schon in der Bewegung von Bögen und Schleifen bei einer geometrischen Figur mit drei Ecken erlebbar. Sehr schön finde ich auch den Fünfstern / das Pentagramm, welcher eine Entsprechung zu unserem Leib innewohnt. Kopf, rechter Fuß, linker Arm, rechter Arm, linker Fuß und wieder zurück zum Kopf.

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