(von
Thomas Fritzenwallner)
Die
"kleine Welt", eine Region, entspricht in etwa
einem politischen Bezirk mit einer Hauptstadt und
dem Umland. Dies ist vergleichbar mir der antiken
griechischen "Polis".
Großstädte, die nicht in dieses Bild
passen, sind eine Fehlentwicklung aus Zeiten der
Monarchien des Mittelalters, eine Folge von
Machtkonzentration und übergeordnetem,
aufoktroyiertem Zentralismus.
Das
Stadtleben übte im Mittelalter wie heute
für viele einen gewissen Reiz aus, nur sind
Großstädte ausgeartet und viel zu
groß, um Fehlentwicklungen entgegenwirken zu
können.
Denn trotz immer steigender realer Vernetzung,
fehlt es immer mehr an der Fähigkeit, vernetzt
zu denken.
Dies
gilt nicht nur für Schüler, sondern setzt
sich fort bis in die hohe Politik:
Verkehr
ist schlecht für die Umwelt, doch gerade die
Zentralisierung/Globalisierung erzwingt
erhöhtes Verkehrsaufkommen.
Weltweite
Konzerne planen für maximal drei Monate.
Kurzfristige, punktuelle Ziele werden auf Kosten
langfristiger, nachhaltiger Entwicklung
vorangetrieben.
Als
Beispiel dient hier die englische Bahn, die
seinerzeit als Vorbild für alle Bahnen
gehandelt wurde, allerdings nach der Privatisierung
auf Grund mangelnder Bereitschaft der Manager, in
Modernisierung oder Reparatur zu investieren,
verlotterte und nun praktisch tot ist.
Dass
Regionalität und Globalisierung jedoch nicht
zwangsläufig konkurrieren müssen, zeigen
folgende Beispiele:
Ein
Bauer, der neben seinem Stall eine Biogasanlage
baut, in der er aus Mist Strom produziert oder ein
Unternehmen, das in Kombination mit einem
Ökostromproduzenten aus Plastikmüll
Benzin produziert, tragen nachhaltig zur Linderung,
wenn nicht langfristig sogar Lösung, globaler
Probleme wie Klimawandel oder Rohstoffverknappung
bei.
Hier
kann die Individualität der regionalen
Bedingungen, die oftmals eine realistische
Alternative zu "allgemeinen Werten" und Usancen
darstellt, ein wesentlicher Motor für
Innovation entgegen festgefahrener Handlungsweisen,
die aufgrund mangelnder Kreativität
Problemlösungen blockieren oder bremsen und /
oder viel Arbeitsaufwand für geringe bis keine
Verbesserung erfordern, sein.
Dies
zeigt sich beispielsweise in der regionalen
Wirtschaft. Der Einzelhändler vor Ort bedient
seine Kunden gut, um zufriedene, treue Kunden und
keine schlechte Nachrede zu haben, während
dies global agierenden Ketten nicht nur egal ist,
sondern diese sogar aus dem Umstand schlechter
Qualität gezielt Profit ziehen wollen, da
mangelnde Haltbarkeit die Notwendigkeit zum Neukauf
mit sich bringt.
Eine
weitere Folge der Globalisierung ist eine
unübersichtliche Masse an Informationen, die
in derartigem Maße überfordert, dass wir
sie von anderen filtern und aussortieren lassen,
wodurch oft auch Wichtigeres, Dinge, die uns
näher sind als andere, aus unserem Blickfeld
verschwindet. Das gilt ebenso auch für
wichtige Entscheidungsträger. Diese erhalten
Analysen und Zusammenfassungen ausgewiesener,
manchmal auch selbsternannter Spezialisten,und
haben so oft auch selbst nur die Wahl zwischen
Entscheidungen, die andere für sie
vorausgewählt haben. Auf diese Weise kann auch
beispielsweise ein Sektions-Chef problemlos einen
Minister "einfahren" lassen (und dies nicht immer
zum Wohle des Volkes).
Die
Zentralisierung sorgt aber nicht nur für eine
Reduktion der Möglichkeiten, sondern
führt mitunter auch zur Degeneration
kultureller Vielfalt. So hat beispielsweise durch
das Fernsehen und die Zentralisierung Italienisch
in Italien zum Verlust regionaler Sprachen
geführt. Auch hierzulande sind Dialekte und
regionsspezifische Bezeichnungen immer mehr im
Verschwinden begriffen.
Das
Verschwinden von Eingeborenen-Kulturen in vielen
Ländern der Erde zeigt dieses Phänomen
nur allzu deutlich.
Andererseits
werden im Internet virtuelle Regionen aufgebaut,
die den Bezug zur Wirklichkeit verschwimmen, wenn
nicht gar erlöschen lassen.
In
der Region funktioniert das Leben durch
Aufmerksamkeit der Personen für einander, die
globalisierte Welt neigt zur
Virtualisierung.
Hier
ist wieder der Begriff der Heimat ins Spiel zu
bringen, ein Recht auf Heimat, auf einen Alltag als
Heimat.
Heimat, die auch als Erdung, die Abgehobenheit
verhindern soll, erlebt werden kann.
Heimatlos
ist nicht der freie, der Enge entronnene Mensch,
sondern die gänzlich fungibel und flexibel
gewordene Arbeitskraft. Maschinen diktieren und die
Menschen müssen sich anpassen. Aber Menschen
sind Individuen, die nicht wie Maschinen beliebig
austauschbar sind. Das wird heute oft
übersehen, insbesondere in großen
Konzernen. Wird die Produktion ent-menschlicht
(Arbeiter sind keine Mitarbeiter, sondern essende
Maschinen) leidet die Qualität
darunter.
Das
Wirtschaftssystem funktioniert nicht, wenn man die
Löhne drückt, denn bei niedrigem Lohn
kann keiner konsumieren und das schadet der
(Real-)Wirtschaft.
Auslagern
in billigere Regionen hat oft mangelnde
Qualität, schlechte Kompatibilität und
Produktpiraterie zur Folge.
Rein auf Export getrimmte Wirtschaft funktioniert
in Europa nicht. Hinzu kommt die Frage, für
wen Qualität produziert wird.
Kann
man sich nur 2 Uhren im Leben leisen, die aber das
ganze Leben funktionieren, ist man versorgt.
Im Gegensatz dazu stehen billige Uhren, die schnell
kaputt gehen und alle paar Jahre neu gekauft werden
müssen.
Früher
war es wichtig, dass Dinge leicht zu reparieren
sind, was nicht zu reparieren ist, hat niemand
gekauft. Heute dominiert die
Wegwerfgesellschaft.
Wir
brauchen eine Bedarfserhebung,
was die Leute
brauchen,
nicht, wie es am billigsten geht.
Einen Plan entsprechend dem Ortsbild: Was brauchen
die Menschen, die dort leben (sollen).
Der
Begriff Heimat ist nicht nur stofflich zu
verstehen, sondern auch sozial, spirituell,
etc.
Rein stoffliche Auslegung birgt die Gefahr der
Enge, des "Lokalchauvinismus", damit auch der
Ausgrenzung und Zwangs-Uniformität.
Heimat
muss Individualität zulassen.
Heimat
vor dem dörflichen Hintergrund kann bedeuten
"die gehören zu uns", Integration, die
Freiheit bringt, im Gegensatz zur Ghettobildung in
Großstädten.
Das
kann auch als "Wir sind Wir, die anderen
gehören nicht dazu" ausgelegt
werden.
Heimat
kann bedeuten: Hier bin ich ich.
Jeder
Mensch ist individuell, eine Gruppe setzt sich aus
Individuen zusammen.Somit kann eine für eine
bestimmte Situation passende Methode nicht
universell auf alles angewandt werden. Grenzen
engen nicht nur ein, sie geben auch Sicherheit vor
negativen Einflüssen von außen.
Problematisch wird es, wenn die gegenwärtige
Situation zur Absoluten erklärt wird. Ein
kaputtes Ideal wird zur Ideologie.
Die
Erde ist nicht statisch; sie ändert sich nur
sehr langsam. Das Leben, die Evolution ist wie ein
Staffellauf, Anpassung an die Situation.
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