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Mikl-Leitner, Bundesministerium für Inneres,
laut Zitat Heute-Zeitung.
Bekanntermaßen
ist die deutsche Sprache nicht sehr einfach zu
sprechen. Es gibt sehr viele Worte, sehr
komplizierte Regeln und noch viel mehr Ausnahmen
dazu, und wenn einem das noch nicht genug ist, so
kann man sich ja selbst noch das eine oder andere
Wort erfinden, indem einfach existierende Worte
zusammengehängt werden. Allerdings wäre
es wirklich günstig, dabei genau darauf zu
achten, was das Wort dann aussagt ...
Im
konkreten Fall geht es darum, dass die
Justizbeamten wie Richter und Staatsanwälte zu
Seminaren geschickt wurden, damit sie lernen,
besser und schneller mit den vielfältigen
Erscheinungen von Korruption fertig zu werden,
oder, um ein besonders unnötiges und
gemeingefährliches Schlagwort zu verwenden:
Sie sollten sich Kompetenzen aneignen.
(Kompetenzen haben ist heutzutage das
Synonym für können.) Leider
hätte sich die Ministerin wohl erst mal
Sprachkompetenzen aneignen sollen, denn - genau wie
bei dem analogen Wort Sprachkompetenz - würde
die von ihr verwendete Kombination bedeuten, dass
Richter etc. ab jetzt besonders kompetent korrupt
wären. (Was sie meinte, wäre mit dem
Wortungetüm
Korruptionsbekämpfungskompetenzen zu
beschreiben.)
Allerdings
wirkt das doch sinnlos, Kurse zu geben für
Korruptionskompetenz. In der letzten Zeit hat man
verstärkt den Eindruck, dass die
entsprechenden Befähigungen bei weitem zu sehr
verbreitet und zu groß sind. Eine
Korruptionsvermeidungs- oder
-verweigerungskompetenz wäre hier gut, aber
dieses Wort scheint wohl eher ein abstraktes
Konzept zu bleiben, das keinerlei Realität
beschreibt - vergleichbar dem Wort
Weltfrieden.
Andererseits
ist wohl eher Korruptionsbereitschaft weit
verbreitet. In den mit Unschuldsvermutungen
überschwemmten Nachrichten bekommen wir armen
Leser derzeit den Eindruck, dass alle korrupt
seien, sobald sie von egal wem gewählt wurden
oder deutlich mehr als der Durchschnitt verdienen.
Was natürlich fatal ist, aber auf eine
erstaunliche Schwäche aufmerksam macht:
Offensichtlich sind all diese Leute inkompetent
korrupt, denn die kompetent Korrupten dürfte
man ja gar nie schnappen. Vermutlich passiert das
auch nicht, dafür gibt es ja das schöne
Wort Dunkelziffer. In diesem Fall
wäre eher der Begriff
Verdunkelungszahlen
angebracht.
Korruption
ist natürlich ein großes Problem, denn
sie ist der Grundlage des Rechtsstaates diametral
entgegengesetzt. Das allgemeine Ergebnis ist ja,
dass jemand etwas bekommt, was ihm selbst nach
Meinung des Staates, so absurd oder falsch die
Gesetzeslage auch sein mag, nicht zusteht - oder
umgekehrt. Kurz: Korruption ist der freie Handel
mit dem Recht anderer Leute. Wenn man dies bedenkt,
fragt man sich doch, wieso sie so weit verbreitet
ist. Nun, einerseits dürfte mitspielen, dass
die unmittelbar beteiligten zueinander fair sind
und nur anonyme, nicht anwesende Dritte
geschädigt werden - mithin Leute, deren
Existenz man nur abstrakt annimmt. Außerdem
geht es ja nur gegen den Staat, der hat
ja genug...
Erstens:
Nein, hat er nicht. Zweitens: An dieser Stelle muss
gesagt werden, dass viele, viele Leute versuchen,
möglichst viel vom Staat zu bekommen und ihm
möglichst wenig zu geben. Damit ist die
kleine, fast unmerkliche Grundlage von Korruption
schon angelegt. Zum Glück haben die Wenigsten
Zeit, andauernd auf die Jagd zu gehen, um dort ihre
einschlägigen Kompetenzen zu
vergrößern. Ach, wo bleibt die
Korruptionsaufklärungskompetenz ? Vermutlich
wird auf genau die Jagd gemacht ...
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