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G E R D ' s

E L E V E N T Y

P di M . 45

Ein Rollout der speziellen Art

Die Chronologie der drei abrahamitischen Religionen erinnert mich an die Phasen eines Produkt-Rollouts, bzw. wie ein Rollout eigentlich sein könnte.

Denn die Menschen sind in Entwicklung und brauchen ihre Geschichte. In meiner beruflichen Praxis habe ich oft erlebt, dass es unklug wäre, den Leuten gleich alles zu erzählen oder zu zeigen und ihnen damit mit der Türe in ihr Haus zu fallen. Das wäre doch zuviel des Guten. Gestehe ich ihnen jedoch das Recht auf eigene Erfahrungen zu, muss die Einführung eines gelungenen und umgesetzten Konzeptes in mehreren Phasen erfolgen.

Dabei gilt es auch die drei abrahamitischen Religionen auf diese Weise untereinander in Beziehung zu bringen und zusammen als durchgängigen Prozess betrachten zu lernen.

Das auserwählte Volk - die erste Liebe

Der Pilot ist immer ein Auserwählter. In der Wahl des „erwählten Volkes“ werden schon ein paar Eigenschaften des Wählenden sichtbar. Im Judentum sind es die Armen, ein Volk der Unterlegenen und Schwächeren. Ganz untypisch für jene Zeit, in welcher die Götter auf der Seite des Stärkeren waren, bzw. die Götter der Stärkeren jene der Unterlegenen ablösten.

Das erwählte Volk in „Gottes erster Liebe“ wurde aus der Sklaverei in das Gelobte Land geführt, und Gott zieht mit Seinem erwählten Volk mit, dargestellt durch die „Hütte des Herrn“ und der Bundeslade. Schon am Piloten wird das Eingehen Gottes auf den konkreten Menschen offenbar, und die Geschichte zeigt uns, dass dies viel Zeit in Anspruch nimmt. Von außen wirkt dies so, als ob der Wählende und der Pilot miteinander lernten; der Wählende nimmt sich nicht als All-Wissender und All-Überlegender aus (obwohl er hier dies freilich ist !), sondern zeigt seine Nähe durch eine gewisse Herzlichkeit und „Menschlichkeit“. Er hat recht, schafft Recht - das Gesetz -, aber er ist nicht rechthaberisch.

Er ist jedoch eifersüchtig, ist doch die Nähe und Beziehung zu Ihm, Seine Religion, offensichtlich Teil Seines Projektes. Die „Anwender-Dokumentation“ sind die Heiligen Schriften, den Anwendern in vielfältigster Weise offenbart und von ihnen im Herzen bewahrt und niedergeschrieben.

Der Wählende und Sein Auserwählter haben eine gemeinsame Geschichte, die sie auch miteinander feiern. Der Pilot wird nie unwichtig werden, aber ihm bietet sich die Gelegenheit bei allen weiteren Phasen dabei zu sein und durch sein Beispiel in der gemeinsamen Geschichte integrierend zu wirken.

 

Der Ermöglichende - die umfassende Liebe

Irgendwann wird offenbar, dass das „Produkt“ sich "auf die ganze Welt" bezieht. Es soll „breit eingesetzt“ und zum Standard werden.
Seine Religion soll hier zum Weltstandard, ja zur Weltreligion, werden. Damit wird der Wählende für alle Völker und Gruppen zugänglicher, weil Er sich nicht mehr nur auf den Piloten bezieht. In unserem Fall kommt Sein Gesandter sogar aus den Reihen des Piloten und stellt noch keinen „ermahnenden Außenstehenden“ dar, denn dies kommt erst mit der nächsten Phase.

Der Gesandte aus den Reihen des Piloten ist in erster Linie ein Ermöglichender, der den Weg zum Herrn ebnet und für alle zugänglich macht. Ich glaube, dass mir in Christus das Indikativ, die Voraussetzung zur Religion überhaupt gegeben ist. In Afrika etwa sehen wir, dass in der daraus abgeleiteten Religions-Kultur das Handeln, Feiern und Leben von der Dankbarkeit für die Zugänglichkeit Gottes geprägt ist. Der Mensch muss nicht Gottes Wohlgefallen für einen späteren oder sogar jenseitigen Lohn erreichen, sondern der Mensch will von innen heraus so leben, wie es Gott gefällt, weil er Gott für dies, was Er an ihn Gutes getan und ermöglicht hat, dankbar ist.

Das Leben aus Dankbarkeit ist eine völlig andere Motivation und Grundlage zum Handeln, weil es zu Gott hinzieht und weil es nicht zwingt.
Gottes Geschenk (z.B in Seiner von uns erlebbaren Eigenschaft als „al-Wahhab“) und die Freiheit sind da wie zwei Seiten derselben Münze.

Weil das Wirken des Messias oft als vorschreibend oder allzu vorgebend missverstanden wird, kommt es oft auch beim Rollout gewöhnlicher Produkte vor, dass Menschen von sich behaupten nicht wie der Messias in den Fachdienststellen zu agieren und sie quasi zum Glück zwingen zu wollen. Aber eigentlich ist das schade, weil damit die Menschen nicht gewonnen werden, sondern sich „der Gesandte“ resignierend zurückzieht. Das erinnert mich an „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und dann wird euch der Rest zufallen“. Das auszurollende Produkt soll durchdacht sein, Sinn machen, ein bisschen vom „Reich Gottes auf Erden“ verwirklichen, den Menschen ein Wohlgefallen sein, einen Impuls in diese Richtung geben, oder zumindest diesen ermöglichen (z.B. wo Hindernisse weggeräumt werden oder Praktiken einfacher werden ...), ansonsten man dessen Einsatz besser unterlassen sollte.

Im Christentum sehen wir zwei Eigenschaften, die so ein „breiter Standard“ haben sollte: Er ist umsonst, und die Menschen haben die freie Wahl, ob sie ihn annehmen oder nicht.

Der Messias hat die Menschen nie zum Pfad unseres Herren gezwungen, er hat ihnen ihn „nur“ ermöglicht, und den Himmel endlich frei und zugänglich gemacht. Die „Kosten“ für den Angesprochenen liegen nur im Ändern des eigenen Verhaltens und der eigenen Prozesse in der Konsequenz diesen Pfad zu beschreiten, sowie in der Freiwilligkeit des Mittragens und Mitmachens aus Dankbarkeit für das Erfahrene.

 

Die schöne Ermahnung zur konsequenten Liebe

Die nächste Phase der Geschichte Seiner Religion in der Welt verweist genau auf die „Kosten“ aus der Annahme Seines Geschenkes an uns. Sie fordert eigentlich nur die Konsequenz und holt eventuelle Schwärmer zurück in die Nüchternheit der Gesetzmäßigkeiten:
Beschreitet der Mensch Seinen Pfad, wird er sein tägliches Brot und seinen Seelenfrieden finden; und das tägliche Brot mit dem Seelenfrieden wird auch den jeweiligen Menschen finden. Wandelt der Mensch auf dem Weg der Irregeleiteten, wird es ihm entsprechend ergehen. Es geht jemanden so gut wie eben der Weg ist, auf dem er geht.

So werden wir uns beispielsweise auf längere Sicht unsere Lebensweise nicht mehr leisten können, denn das größte Opfer des „sozialen Fortschritts“ war und ist unsere Umwelt. Wenn also Europas und Amerikas Küsten im Meer oder durch Tornados versinken und den Millionären ihre Paradiese, wofür sie ihr Geld auch ausgeben können, abhanden kommen, wird es überhaupt keine Rolle mehr spielen, ob und wie viele Grüne wir in unserem Parlament haben.
Dann nämlich werden wir Sachzwänge vorfinden, und wir werden keinen Handlungsspielraum mehr haben, weil bestimmte Maßnahmen für den Klimaschutz einfach erfolgen müssen. Speziell jene Generation, in welcher die Populisten (gleich welcher Farbe) in Österreich den führenden Rang einnehmen, wird das noch erleben !

Die Phase der schönen Ermahnung und der Streitgespräche auf beste Weise bezieht aber auch alle vorherigen Phasen ein und sollte nur im Zusammenhang mit diesen verstanden werden. Ich denke, dass eine Gottergebenheit „aus Vorschrift“ nicht möglich ist, sondern entsprechende Voraussetzungen - eben jene aus der vorherigen Phase - benötigt. Auch wird der „letzte Gesandte“ immer in einer Reihe aller Propheten und Gesandten Gottes verstanden. Nie sollte die letzte Phase, nach der dem Menschen alles, was zu sagen ist, gesagt worden ist, für sich alleine betrachtet werden.

Im Bezug auf die vorherigen Phasen erfolgt auch ein Überblick, in welchem gewissermaßen die Auserwählung jedes Volkes in das Besondere der Gottesnähe (welche man anfangs nur beim Piloten vermuten würde) offenbar wird. Demnach hatte bereits jedes Volk (auch in weiter Vergangenheit) einen Propheten, der auf seine Weise und im jeweiligen Kontext von dem-Gott predigte und dadurch einen Impuls in die richtige Richtung gab. Es erfolgt ein Zusammentragen von „Außenstehendem“, dessen Zusammengehörigkeit erst jetzt offenbar wird, da nur die letzte Phase auf alle (vorangegangegen) Bezug nehmen kann.

Interessant dazu ist etwa die chinesische Universallehre, in welcher es heißt "Die drei sind eins." Gemeint sind dort zwar Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus;
aber jener "letzte Gesandte" sagte auch
"Suche Wissen selbst in China." - Wäre das nicht auch etwas für uns - zumindest hier in Europa ?

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Vielleicht wird aus Erfahrungen gelungener Einführungen von durchdachten Standards verständlicher, dass Religion in Zukunft eine Art von Bildung werden wird, und dass keine der drei nur für sich alleine, sondern stets zusammen und gemeinsam betrachtet und gelebt werden sollte. Sie hängen in Jenem zusammen, der uns nahe steht und auf uns eingehend Seine Religion durch Prozesse und Geschichten in der Art näher bringt, wie wir Menschen es eben brauchen.

Wenn solche Erfahrungen fehlen - sei es aus Mangel an durchdachten Standards oder aus der Häufigkeit misslungener Einführungen - dann, denke ich, zeigt dies vielleicht einen Mangel an praktizierter Religion und Kultur in unserer Arbeit und in unseren Berufen auf.

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