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G E R D s

E L E V E N T Y

A F T E R L I F E

Der musikalische Moll-Akkord als Mittel zur Trauerarbeit

oder: in memoriam Susanne Klimsch, Mutter meiner (Gerds) Frau

für Margit

 

Wie wohl alle musikalischen Intervalle, scheint mir die Quint viele Gesichter zu haben. Eines davon ist mir anlassbezogen nun zum zweiten Male innerhalb eines Jahres im Kleide des Dreiklang Moll-Akkordes gekommen, doch durch das Konkrete meines persönlichen Bezuges wird mir Allgemeines besser sichtbar.

So hat uns am Ewigkeitssonntag der Pfarrer unserer evang. Gemeinde in Floridsdorf erzählt, das einer jeden Leben einem Puzzle gleicht, und beim Verlieren eines geliebten und nahestehenden Menschen ihr nun ein Teil aus dem Puzzle fehlt. Da klafft in meinem Lebensbilde plötzlich ein Loch durch das fehlende Teil.

 

Wie von selbst ward und ist es mir gegeben, dieses Bild, diese kleine Geschichte unseres Pfarrers, fortzusetzen.

Neben dem gewohnten Nachtrauern des verlorenen Teiles eröffnet sich (mir) noch eine weitere Möglichkeit:

Jenes Loch wird mir wie ein Tor, durch welches die Verstorbene hindurchgegangen ist.
Jenes Loch verwandelt sich in etwas, wo ein Lichtstrahl hindurchkommt, mir etwas entgegen kommt - wie eine Ahnung aus dem Raum der verstorbenen Ahnen …

eine mögliche Ahnung unserer Ahnen, welche uns ahnen.

Das ist mir wie ein Loch in einer bemalten Mauer, in welcher jetzt ein Ziegelstein fehlt. Dieses Loch in der Mauer gestattet mir hinaus zu blicken, in das Licht zu blicken.
Durch verschiedene Löcher, bzw. fehlenden Puzzleteilen, erwächst uns im Bilde ein Sternenhimmel, worin die Sterne als helle Punkte wie Löcher in einer dunklen Hülle sind.

Im Moment ist mir (zunächst) das fehlende Puzzleteil licht geworden, auch im Sinne der Verstorbenen, wohin sie jetzt geht …

Dies wird mir zum Trost in meiner Trauer und führt mich auch von (m)einem Egoismus weg, da mein Blick in dieses lichte Loch mich von mir zum weiteren Weg der Person, um die es ja eigentlich geht, führt … rührt mich dann zu Tränen der Trauer und Freude gleichermaßen.

 

Bin ich schwach, etwa durch Betroffenheit oder (zu) viel Herankommendes, das mich bewegt, also in Sorge und im Schmerz.

Bin ich schwach, weil mir etwas zu Herzen geht, so erzählt mir die (von rechts kommende) Quint „Es wird alles gut … Engel und Mächte stehen Dir zum Bund.“ Sie richtet mich in Zuversicht wieder auf.

So wird sie mir im Prozess der Trauerarbeit eine Begleiterin für „geknickte Menschen“. Sie mögen sich durch sie wieder aufrichten und ihr Gleichgewicht zwischen Innen- und Außenraum wieder herstellen, sodass alleine sie selbst, ihr Inneres entscheidet, was durch die Schale ihrer Quint hindurchdringen darf oder „außen vor“ bleiben muss.

Umgekehrt stehen sie dann mitunter selber vor einem Tor, und ihr allmählicher Blick voraus lässt sie eine Sext erahnen … Vorausgeahnt.

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