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(für
meine Liebe unter Freunden in Bewegung)
Dieser
Artikel ist der dritte Teil folgender
Trilogie:
- Die
Corona Krise - inzwischen eine von mehreren -
als Kontext und Anlass die Qualität unseres
Wissens zu hinterfragen: Wissen ist Macht
? Macht Wissen Angst, am Schluss bewusst
ohne Fragezeichen.
Darin
wird u.a. die Frage gestellt, ob jenes
Wissen, woraus diverse politische
Maßnahmen abgeleitet werden,
überhaupt etwas mit der Realität zu
tun hat, oder sich von Scheinwelten (von
Modellen oder von weltanschaulich gefärbter
Annahmen) ableitet.
.
- Die
Wirklichkeit als Alternative zu den
Scheinwelten: Dabei Sein ist alles
als Möglichkeit wie wir zu profunden
Aussagen über die Wirklichkeit kommen
können - es auch anders wissen
könnten.
Darin
ist von der Erziehung des Denkens zu Staunen und
zur Ehrfurcht die Rede,
aus:
Die
Welt der Sinne, die Welt des
Geistes
von Rudolf Steiner.
.
- Spätestens
hier, im Sich in Einklang Bringen mit den
Welterscheinungen, bringt
sich jede selbst in das
Spiel
oder sie wird sich dereinst aufgegeben
haben
Ich halte eine Zukunft bloß als ferner
Beobachter und Kommentator von Ereignissen ohne
praktische Betroffenheit, Nähe und
Selbst-Beteiligung, nicht mehr für
möglich.
So
setze ich hier mit den Auszügen des ersten von
sechs Vorträgen aus dem o.A. fort, wobei
eigene
Erfahrungen
im Leben und im Auseinandersetzen mit dem Text
farblich
hervorgehoben
sind.
Dritter
Teil: Sich in Einklang Bringen mit den
Welterscheinungen
O
(Kreis)
Aber
auch ein Mensch, welcher es schon bis zu einem
gewissen Gefühl der Verehrung gebracht hat und
dann, nachdem er, weil er dieses Gefühl der
Verehrung erlebt hat, nun mit dem bloßen
Denken vorwärts dringen wollte, ja, der
würde wiederum ins Wesenlose kommen,
würde wieder nicht weiterkommen. Er würde
ja ein Richtiges finden und, weil er die zwei
ersten Stufen überschritten hat, so würde
sein Richtiges durchzogen sein von mancherlei
festgegründeten Gesichtspunkten. Aber er
würde dennoch bald ins Unsichere kommen
müssen.
Denn
eine dritte Stufe muss sich in unserem
Seelenzustand einstellen, wenn wir Staunen und
Verehrung genügend durchgemacht haben, und
diese dritte Stufe ist diese, die man bezeichnen
könnte als: sich in weisheitsvollem
Einklänge fühlen mit den Weltgesetzen.
Ja, sehen Sie, dieses
Sich-im-weisheitsvollen-Einklang-Fühlen mit
den Weltgesetzen, das kriegt man überhaupt auf
keine andere Weise zustande, als wenn man in einer
gewissen Beziehung die Wertlosigkeit des
bloßen Denkens schon eingesehen hat, wenn man
sich immer wieder und wiederum gesagt hat:
Derjenige, der nur auf die Richtigkeit des Denkens
baut - ob er nun begründet oder widerlegt,
darauf kommt es nicht an -, der ist eigentlich in
demselben Falle wie unser kleiner Knabe, der die
Semmelzahl in richtiger Weise berechnet hat.
Wäre der kleine Knabe fähig gewesen, sich
zu sagen: Was du ausrechnest, kann richtig sein,
aber du musst gar nicht bauen auf dein richtiges
Denken, sondern du musst einmal der Wahrheit
nachgehen, musst dich in Einklang setzen mit der
Wirklichkeit, dann hätte der Knabe gefunden,
was höher steht als seine Richtigkeit: der
Brauch am Orte, auf fünf Semmeln eine drauf zu
geben. Er hätte gefunden, dass man
aus
sich heraus muss in die
Außenwelt
und dass das richtige Denken nichts ausmacht dazu,
ob etwas wirklich ist.
Aber
dieses sich in weisheitsvollen Einklang Setzen mit
der Wirklichkeit, das ist etwas, was nicht so ohne
weiteres geht. Wenn es so ohne weiteres ginge,
meine lieben Freunde, dann würden Sie jetzt
und dann würde niemals ein Mensch in diesem
Punkt die Verführung durch Luzifer erfahren
haben. Denn eigentlich war dem Menschen von den
göttlichen Führern der Welt durchaus
zugedacht das, was man nennt Unterscheidung von Gut
und Böse, Erwerbung von Erkenntnis, Essen vom
Baum der Erkenntnis - aber für eine
spätere Zeit. Dasjenige, was gefehlt worden
ist von den Menschen, das ist, dass sie in zu
früher Zeit diese Erkenntnis von der
Unterscheidung von Gut und Böse sich haben
aneignen wollen. Was ihnen für später
zugedacht war, haben sie unter der Verführung
Luzifers sich früher aneignen wollen; darin
liegt es.
Dabei konnte nur herauskommen eine
unzulängliche Erkenntnis, die sich zur
wirklichen Erkenntnis, welche sich der Mensch
hätte erringen sollen, wie sie ihm zugedacht
war, so verhält wie eine Frühgeburt zu
einem ausgereiften Kinde. So dass die alten
Gnostiker - man spürt, wie recht sie hatten -
tatsächlich das Wort gebraucht haben: Die
menschliche Erkenntnis, sowie sie den Menschen
begleitet durch seine Verkörperungen durch die
Welt, ist eigentlich eine Frühgeburt, ein
Ektroma, weil die Menschen nicht haben warten
können, bis sie alles das durchgemacht hatten,
was dann zur Erkenntnis hätte führen
sollen. Es hätte also eine Zeit
verfließen sollen, in welcher der Mensch nach
und nach hätte heranreifen lassen sollen
gewisse Seelenzustände, dann hätte ihm
die Erkenntnis zufallen müssen.
Diese
Ursünde der Menschheit, die begeht man heute
noch immer; denn wenn man sie nicht begehen
würde, so würde man weniger darauf
bedacht sein, wie man rasch das oder jenes als
Wahrheit sich aneignen kann, sondern man würde
darauf bedacht sein, wie man reif werden kann, um
gewisse Wahrheiten erst zu begreifen. Das ist
wieder etwas, was dem heutigen Menschen so
sonderbar erscheinen konnte, wenn einer käme
und sagte: Dir ist der Pythagoräische Lehrsatz
ganz begreiflich; aber wenn du ihn tiefer begreifen
willst in seiner geheimnisvollen Bedeutung: die
Summe der Quadrate auf den beiden Katheten ist
gleich dem Quadrat der Hypotenuse - oder nehmen wir
einen einfacheren Satz: Ehe du reif wirst zu
begreifen, dass 3 x 3 = 9 ist -, musst du noch das
und jenes in deiner Seele durchmachen! Und noch
heller würde ein Mensch von heute auflachen,
wenn ihm einer sagen wollte: Das begreifst du erst
dann, wenn du dich in Einklang bringst mit den
Weltengesetzen, welche die Dinge so geordnet haben,
dass uns die mathematischen Gesetze in gewisser
Weise erscheinen.
Eigentlich
begehen die Menschen immer noch die Erbsünde,
indem sie glauben, auf jeder Stufe alles begreifen
zu können, und nichts darauf geben, dass man
erst etwas durchmachen muss, um dieses oder jenes
zu begreifen, dass man ein inneres Getragensein
haben muss von dem Bewusstsein, dass man eigentlich
mit all seinen strengen Urteilen gar nichts
erreichen kann in der Wirklichkeit. Das gehört
zum dritten Zustand, den wir zu schildern
haben.
Wenn
man sich noch so stark anstrengt im Urteilen -
Irrtum kann immer unterlaufen im Urteil. Ein
richtiges Urteil kann sich nur ergeben, wenn wir
einen gewissen Reifezustand erlangt haben, wenn wir
gewartet haben, bis das Urteil uns zuspringt. Nicht
wenn wir uns Mühe geben, das Urteil zu finden,
sondern wenn wir uns Mühe geben, uns reif zu
machen, dass das Urteil an uns herankommt, dann hat
das Urteil etwas mit der Wirklichkeit zu tun.
Derjenige, der sich noch so furchtbar anstrengt,
ein richtiges Urteil zu fällen, der kann nie
darauf bauen, dass er durch diese innere
Anstrengung zu einem irgendwie maßgeblichen
Urteil kommt. Der allein kann hoffen, zu einem
richtigen Urteil zu kommen, der alle Sorgfalt
darauf verwendet, immer reifer und reifer zu
werden, sozusagen die richtigen Urteile zu erwarten
von den Offenbarungen, die ihm zuströmen, weil
er reif geworden ist. Da kann man nämlich die
merkwürdigsten Erfahrungen machen. Ein Mensch,
der rasch mit seinem Urteil fertig ist, wird
natürlich denken: Wenn einer ins Wasser
gefallen ist und man ihn tot herauszieht, ist er
ertrunken. Aber jemand, der weise geworden ist, der
reif geworden ist durch Lebenserfahrung, der wird
wissen, dass in jedem einzelnen Falle eine
allgemeine Richtigkeit gar nichts bedeutet, sondern
dass man in jedem einzelnen Falle allseitig sich
hinzugeben hat dem, was sich darbietet, dass man
immer urteilen lassen muss die Tatsachen, die sich
vor einem abspielen.
Vielleicht
ist jenes Diktat, das viele befürchten, die
(jeweils) eine Meinung oder Aussage, welche
aus der Scheinwelt der (jeweiligen) allgemeinen
Richtigkeit erwächst ?
Denn sie geht ohne Bodenkontakt über das
Konkrete (Einzelne) hinweg - sei es aus Eitelkeit,
oder aus Kosten- oder Ressourcengründen
Ob und wie sich dies dann zeigt, hängt von der
konkreten Situation ab.
Demnach
bedarf es (mir) einer Bodenständigkeit im
Gleichgewicht zwischen Schwere und
Licht.
...
darauf zu kommen, was höher steht als meine
Richtigkeit (aus folgerichtigem Denken) ...
beispielsweise jener konkrete Mensch, welcher
andere Erfahrungen gemacht hat, als ich.
Momo
lässt grüßen
Die fehlende
Zeit, Mangel an Zeit
Ungeduld, die grauen
Männer
Doch die Zeit nimmt man sich,
oder ? Liegt es am Willen, an den Prioritäten
?
Man
kann das am Leben sehr gut bewahrheitet finden.
Nehmen Sie den Fall: Irgendein Mensch sagt heute
irgend etwas. Nun gut, Sie können eine andere
Ansicht haben, Sie können sagen: Das ist ganz
falsch, was der sagt. Sie können eben ein
anderes Urteil haben als der andere. Schön, es
kann das falsch sein, was er sagt und was Sie
sagen; es können in gewisser Beziehung beide
Urteile richtig und beide falsch sein. Dass der
eine ein anderes Urteil hat als der andere, das
werden Sie jetzt auf dieser dritten Stufe nicht als
etwas Maßgebendes betrachten. Das besagt gar
nichts; da steht man nur gleichsam auf der Spitze
seines eigenen Urteils. Da hält der, der weise
geworden ist, immer mit seinem Urteil zurück,
und um sich nicht in irgendeiner Weise mit seinem
Urteil zu engagieren, hält er sogar dann
zurück, wenn er das Bewusstsein hat, dass er
recht haben könnte; wie experimentell, wie
probeweise hält er zurück.
Aber
nehmen Sie an, ein Mensch sagt Ihnen heute irgend
etwas; nach zwei Monaten sagt er etwas
Gegenteiliges: da können Sie sich ganz
ausschalten, da haben Sie gar nichts zu tun mit den
beiden Tatsachen. Wenn Sie die beiden Tatsachen auf
sich wirken lassen, dann brauchen Sie keiner zu
widersprechen, sondern sie widersprechen sich
gegenseitig. Da wird das Urteil vollzogen durch die
Außenwelt, nicht durch Sie. Da beginnt der
Weise erst zu urteilen. Es ist interessant, dass
man niemals verstehen wird die Art und Weise, wie
zum Beispiel Goethe seine Naturwissenschaft
getrieben hat, wenn man nicht diesen Begriff von
Weisheit hat, dass die Dinge selber urteilen
sollen.
Daher hat Goethe auch den interessanten Ausspruch
getan - Sie finden ihn in meiner Einleitung zu
Goethes naturwissenschaftlichen Werken -: Man
sollte eigentlich niemals Urteile oder Hypothesen
machen über die äußeren
Erscheinungen, sondern die Erscheinungen sind die
Theorien, sie selber sprechen ihre Ideen aus, wenn
man sich reif gemacht hat, sie in der richtigen
Weise auf sich wirken zu lassen. Nicht darauf kommt
es an, dass man sozusagen sich dahintersetzt und
auspresst aus seiner Seele, was man für
richtig hält, sondern darauf, dass man sich
reif macht und sich zuspringen lässt das
Urteil aus den Tatsachen selber.
Vierter
Teil: Ergebenheit
So
stehen muss man zum Denken, dass man das Denken
nicht zum Richter über die Dinge macht,
sondern zum Instrument für das Aussprechen der
Dinge. Das heißt sich in Einklang mit den
Dingen Setzen. Wenn man diesen dritten Zustand
durchgemacht hat, dann darf das Denken sich noch
immer nicht auf eigene Füße stellen
wollen, dann kommt erst der gewissermaßen
höchste Seelenzustand, den man erreichen muss,
wenn man zur Wahrheit kommen will. Und das ist der
Zustand, den man gut mit dem Worte Ergebenheit
bezeichnen kann. Staunen, Verehrung,
weisheitsvoller Einklang mit den Welterscheinungen,
Ergebung in den Weltenlauf, das sind die Stufen,
die wir durchzumachen haben und die immer parallel
gehen müssen dem Denken, die niemals das
Denken verlassen dürfen - sonst kommt das
Denken zum bloß Richtigen, nicht zum
Wahrhaftigen.
Halten
wir einmal inne
bei dem, wohin wir aufgestiegen sind durch Staunen,
Verehrung, weisheitsvollen Einklang mit den
Welterscheinungen, bis zu dem, was wir heute
Ergebung genannt haben
und halten wir
inne
auf der andern Seite die Frage, die wir aufgeworfen
haben: Warum man sich nur intellektuell zu machen
braucht, um Geisteswissenschaft widerlegen zu
können. Und betrachten wir das als zwei
Fragen, zu deren
weiteren
Beantwortung der
nächste Vortrag kommt.
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