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G E R D ' s

E L E V E N T Y

E U R O P A

Heimat und Wertegemeinschaft

Im Prinzip gibt es für uns drei soziopolitische Bereiche für einen Bürger:

Zum einen der unmittelbare Bereich, welcher einem Dorf, einer Gemeinde, einem Stadtbezirk oder einem „Grätzel“ entsprechen kann.

Zum anderen die Region, in welcher mehrere „unmittelbare Bereiche“ eingebettet sind. Die Region entspricht einer weltlichen kulturellen Herkunft eines Menschen und soll nicht erst auf abstraktem Wege nachvollziehbar sein. Eine Region entspricht, je nach Infrastruktur der Kommunikation, einem Tal, einem Kanton, einem Kreis oder politischem Bezirk, kurz: einer Gegend, welche als konkrete Heimat empfunden werden kann.

Als Drittes steht eine „geistige Heimat“, welche im Konkreten mehrere Ausprägungen haben kann. Diese entspricht einer Werte- und ideellen Gemeinschaft, welche sich für uns im Besonderen im Beziehungsgefüge der Regionen und Menschen untereinander auswirkt. So wäre z.B. „Europa“ die Abkehr von der Vendetta und Blutrache, von der Fehde, Duellierungen, Alkoholismus und Herrschaft von Großfamilien, von der uniformen Tradition hin zur Toleranz mit mehreren Lebensmöglichkeiten und einem gemeinsamen Verständnis.

Ich glaube, dass dies „Österreich“ wohl nicht zusammen bringen wird, weil das nationalstaatliche Prinzip die Regionen zu wenig berücksichtigt, sowie der Staat für eine Region im Sinne einer konkreten Heimat schon zu groß ist (Ausnahme wären Zwergstaaten) und für eine Wertegemeinschaft im Angesicht der Globalisierung praktisch heute schon zu klein ist. Außerdem wären die für ein Kulturverständnis unstimmigen Entstehungsgeschichten und -zufälligkeiten von Nationalstaaten mit zu bedenken, denn nicht zuletzt wird der Zentralstaat von Bewohnern konkreter Heimaten (also der Regionen) oft als Fremdherrschaft empfunden.

Ich meine, dass sich der Nationalstaat im 21. Jahrhundert überleben wird. Was wir brauchen sind regionale Identitäten und eine überregionale Wertegemeinschaft, welche in der Globalisierung Bestand hat. Dies auch im Sinne vom schon seit Jahrzehnten formulieren "Lokal handeln - global denken".

Kompentenzmäßig bedeutet dies, dass aus der ideellen Wertegemeinschaft eine Verfassung und Rahmengesetze, welche das Verhältnis der Menschen untereinander grundsätzlich regeln und ermöglichen, kommen.

Diese Gesetze wären von den Regionen in ihrem Kontext und Kulturkreis zu übersetzen und anzuwenden. Der Vollzug würde auf der Ebene des unmittelbaren Bereiches (Dorf, Bezirk, Grätzel) erfolgen. Es ist wichtig, dass die „Übersetzung“ von Grundwerten von der Region erfolgt, damit sich die Menschen lokal vor Ort ihre Verwirklichung überlegen.

Also, ich denke, dass hier die Regionen ziemlich gefordert sein werden - z.B. Unterkärnten im Gestalten der Verhältnisse zu anderssprachigen Nachbarn oder bei standesüberfreifenden Ehen und Beziehungen ... - aber ich finde es besser, dass die Werte von den Menschen selbst umgesetzt werden und nicht von einer dominanten Region eines Nationalstaates (bei uns: Wien) oder gar zentralistisch und praxisfern vorgeschrieben werden.

So bin ich Anhänger des föderalen Prinzipes schon auf regionaler und nicht erst auf nationalstaatlicher Ebene. Als pragmatische Übergangslösung wäre die Erstellung von „Muster“ und „Modellen“ angewandten Rechtes noch von Staaten denkbar, obwohl ich regionale Verantwortlichkeit dem Nationalstaat vorziehe.

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In unserem Hauskreis haben wir auch über eine mögliche Rolle der EU als Interessensgemeinschaft von Regionen und Ländern gesprochen. So geht die Kommunikation nicht bloß von der Wertgemeinschaft zu den Regionen, sondern auch umgekehrt, indem die Wertegemeinschaft feed back von den Umsetzern erhält. Außerdem sollten die Werte auch von den Regionen gewollt und nachvollzogen werden können.

Bisher haben die schon überholten Nationalstaaten eine Abschottungspolitik als Verteidigung von eigenen Sozialstandards und Volkswirtschaft betrieben. Das ist jetzt auf Grund der Handelsbeziehungen und Verflochtenheit unserer Wirtschaft in der Globalisierung nicht mehr möglich. Die „Insel der Seeligen“ ist eine Illusion geworden.

Statt dessen besteht die Chance eines sich Wiederfindens auf größerer und gemeinschaftlicherer Ebene mit anderen Regionen, welche ähnliche Anliegen haben; oder es kommt zu einem Dialog unterschiedlicher Phantasien und Praktiken, aus der Gemeinsamkeiten durchblitzen.

So haben wir in Europa eine Tendenz eher zu einem Gemeinschafts-Gefüge als zu einem Einzelkämpfertum, wo man sich hinaufarbeitet, wahrgenommen. Im Vergleich zur USA, wo so ziemlich alles nach Börsenkursen läuft, haben wir kaum Elite-Konzerne. Wir haben auch tradiotionell einen größeren öffentlichen Sektor, wie z.B. bei Eisenbahnen, Telekommunikation, Rundfunkanstalten, im Bildungsbereich, in der Infrastruktur des Handels. Im Speziellen läuft hier mehr unter dem Siegel des Staates, welche sich heute eher zu EU-Regeln als einzelstaatliche Regeln verwandeln.

Wohl global eine Ausnahme ist die IKT-Software, worin sich der Wildwuchs der „natürlichen Kräfte“ des Wirtschafts-Liberalismus zeigt, während bei der Hardware in Analogie zur Elektronik es durchaus EU-Normen gibt.

Die zuvor genannten soziopolitischen Bereiche entsprechen Teilmengen von einer Gesamtmenge. Eine kleine Teilmenge kann flexibel in großer Teilmenge sein, und eine große Teilmenge kann flexibel im Gesamtkontext sein. Laut Thomas macht die EU folgendes aus: eine kleine Teilmenge kann ihre Flexibilität in der großen Teilmenge zum Vorteil bei den anderen Teilmengen nutzen, was sich auch als Vorteil für das Gesamte auswirken kann.

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