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G E R D ' s

E L E V E N T Y

B O D E N . S C H A T Z

Grundeinkommen als Ausgleich

für Ulrike

 

Soviel vorweg:

Einem Grundeinkommen ohne Arbeit müssen - zumindest handelbare - Werte, welche ohne menschliche Arbeit produziert werden, gegenüberstehen. Wenn (der sozialen Gerechtigkeit wegen) nicht andere Menschen, bzw. Volkswirtschaften, für die Bezieher von Grundeinkommen ohne Arbeit arbeiten sollen, fallen mir jetzt dazu Maschinen und die Automatik ein.

Weil uns diese Industrialierung, die Automatik mit der Digitalierung, soweit (als Menschen) herunterziehen, verstehe ich jenes Grundeinkommen ohne Arbeit als Ausgleich, welches uns frei für ein spirituelleres Verhältnis zur Welt im Tun machen könnte.

 

Meine Überlegungen setzen zunächst bei Popper-Lynkeus' Modell der Nährpflicht an, welches über hundert Jahre alt ist, vor sechs Jahren Johannes eingebracht hat, und worüber wir in unserer Vereinigung im damaligen Wiener Hauskreis gesprochen haben:

Die Idee besteht darin, dass alle Bewohner eines Staates ein paar Jahre „Nährpflicht“ abzuleisten hätten - eine Zeit, in der sie unentgeltlich Güter des täglichen Bedarfs herstellen oder aber notwendige Dienstleistungen erbringen. Im Gegenzug berechtigt die Nährpflicht dazu, den Rest des Lebens eben jene Güter und Dienstleistungen gratis zu konsumieren.

 

Es handelt sich also um einen Sachbezug aus einer eigens dafür geschaffenen Branche, worin die erforderlichen Güter und Dienstleistungen hergestellt werden.
Dazu gehören selbstverständlich der Wohnungsbau mit der Innenarchitektur und den Installationen, Kleidung, Wasser, Lebens- und Nahrungsmittel, Licht und Wärme, sowie Unterricht - jedoch keine über diese Grundversorgung hinausreichende Waren und Leistungen.

Das klingt für mich schon sehr nach einem Grundeinkommen, welches eben durch die Nährpflicht erwirtschaftet wird. Da die Güter und Leistungen der Nährpflichtwerden direkt, ohne Umweg über eine Geldwirtschaft, erbracht oder hergestellt und konsumiert werden, erübrigt sich sogar die Frage nach der Finanzierung - eine Frage, welche in Zusammenhang mit dem Grundeinkommen bis dato ungern gestellt wird, und einem gewisse Antworten dazu schnell ins „kommunistische Eck“ bringen können …

 

Inzwischen haben sich jedoch in Produktion, Handel und bei Dienstleistungen eine Menge Erfindungen und Veränderungen eingestellt: Vieles wird heute maschinell hergestellt und industriell gefertigt. Durch die Automatik, unterstützt durch Technologien in Steuerungssystemen, benötigten wir für die Güter der Nährpflicht so gut wie keine Arbeit mehr; eben nur die Wartung der Maschinen - vom oben erwähnten Unterricht einmal abgesehen.

Ich behaupte also, dass der Gewinn aus der Automatik und aus der industriellen Fertigung, den Sachbezug der Nährpflicht ohne verpflichtender Arbeit ermöglicht, d.h. uns die komplette Arbeit erspart, denn die Automatik wird heute auch in der Produktion von Luxusgütern (z.B. motorisierte Verkehrsmittel …) eingesetzt. Da reicht schon ein bisschen von der Arbeitsersparnis bei der Herstellung von Luxusgütern, um jene notwendige Arbeit für die Wartung und Betreuung der Automatik und ihrer Geräte, mit welchen die Güter der Nährpflicht gefertigt werden, zu „finanzieren“.

 

Ich denke also, das Grundeinkommen ist durch die Automatik möglich - ja sogar erforderlich, wie wir gleich sehen werden.

 

Zunächst finde ich doch auch die Idee eines Grundeinkommens durch Sachbezug, deren Güter und Leistungen aus einem eigenem Wirtschaftsbereich erzeugt und bereit gestellt werden, interessant.

Das wäre schon eine eigene Diskussion … Sachbezug oder Geld ? … Die Grundversorgung aus dem üblichen Wirtschaftsbereich auszunehmen … eine spannende Frage - erinnern wir uns an unsere Exkursion ins Wiener Wasserleitungsmuseum in Kaiserbrunn, und dies zeigt uns die Notwendigkeit des öffentlichen Sektors, an deren Automatisierungsunterstützung ich selbst mitarbeite.

 

Doch lockt das Wahlrecht von der Art und Zusammensetzung des Güterportfolios aus dem Grundeinkommen ohne Arbeit, wie auch die Kombination desselben mit der Teilzeitarbeit für die Variante des Geldes, würden die meisten (mit denen ich darüber gesprochen habe) ja (weiterhin) arbeiten gehen. Sie würden vielleicht mal ein Jahr Ferien nehmen - etwa wie jetzt teils unfreiwillig Markus - aber nicht auf Dauer gar nichts tun, sondern nur weniger oder etwas ganz anderes arbeiten.

Wenn mir auch die Antwort auf die Frage nach Sachbezug oder Geld nicht eindeutig ist, kommt mir durch die Bereitschaft vieler, bloß weniger zu arbeiten, auch die Möglichkeit einer Arbeitszeitverkürzung in den Sinn. Dass sich eine durch die Automatik (und jetzt auch durch die Digitalisierung) ermöglichte Arbeitsersparnis in einer Arbeitszeitverkürzung ausdrückt, wäre eine durchaus bekannte Variante aus dem vorigen Jahrhundert.

 

Also Arbeitszeitverkürzung statt Grundeinkommen ?

Dazu meine ich, dass sich durch die Digitalisierung und Automatisierung ganze Jobs und Berufe erübrigen. Mein Vater hat Schriftsetzer gelernt - ein Beruf, den es gar nicht mehr gibt. Da hätte ihm auch eine Arbeitszeitverkürzung nichts genützt. Durch die Robotertechnik könnten sich bald einige Lehrberufe erübrigen, was meinen Sohn einst treffen könnte. Beide haben keine Matura.

Selbst eine Arbeitszeitverkürzung zwingt die Menschen in Berufe mit einem noch relativ geringeren Automatisierungsgrad, bzw. IKT-Durchdringung, und dies sind meist Berufe, welche schon mindestens eine Matura voraussetzen. Außerdem würden wir im gegenwärtigen Denken des Arbeitsverständnisses bei weiterer Verlagerung der Berufe in den untersinnlichen Bereich, deren Technik ja ein „leichteres Leben“ verspricht, verbleiben.

 

Das Grundeinkommen ohne Arbeit (wie wir sie jetzt verstehen) könnte aber ein neues Verhältnis zu Welt ermöglichen, wie z.B. im liebevollen Gartenbau, im Kunsthandwerk oder in Fertigungen, worin es auf den Prozess im Verhältnis zur Mater Terra - bis hin zum Elementarischen - ankommt und dies einen Wert erlangt.

Neue Berufe könnten frei entstehen und nicht bloß aus dem Untersinnlichen der Digitalisierung und Automatik - freilich die Initiativen vorausgesetzt. Sie wären aber dann leichter möglich …

 

Da betrachte ich schließlich das Grundeinkommen als notwendigen Ausgleich zur Digitalisierung (und Automatik), weil wir die Neue Arbeit aus einem spirituellem Verhältnis zur Welt noch nicht ergriffen haben. Offensichtlich nehmen wir im Produkt den Herstellungsprozess im Verhältnis des arbeitenden (oder auch werktätigen) Menschen zur Welt nicht wahr …

So muss das Grundeinkommen ohne Arbeit (wie sie aus dem vorigen Jahrtausend noch verstanden wird) einen Übergangszustand ermöglichen,
worin sich das Verständnis von Arbeit selbst wandeln und den gegenwärtigen Materialismus überwinden kann.

 

In jenem Ausmaß, wie sehr das praktische Arbeitsverständnis und die daraus erwachsenden Berufe noch dem Materialismus verhaftet sind, muss also ein Grundeinkommen ohne Arbeit nach diesem Verständnis in entsprechender Höhe als Ausgleich zur Automatik und Digitalisierung dienen.

Denn aus einem spirituellen Verhältnis zur Welt im Tun, im Interagieren mit ihr - so habe ich in meinen Geschichten jene „Tänze“ beschrieben - ergibt sich die „Arbeit“ aus meiner - aus unserer - Mitgestaltung. Wir machen dann dies eine oder andere „händisch“ dem Verhältnis zur Mater Terra wegen, im Wirken mit den Elementaren, und die industrielle Fertigung erfolgt dort, wo sich noch niemand findet …

Langfristig betrachte ich daher das Grundeinkommen auch als eine Übergangslösung, bis wir selbst gemeinsam im Tun die Welt (anders) durchdringen - und da gibt es keine Arbeitslosigkeit.

 

… Damit Eurythmiekurse finanzieren ? … Dies fiele dann wohl unter „Unterricht“ …

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