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Johannes
von Tepl
beklagt in seinem Werk Der
Ackermann (um 1400) den Tod seiner
ersten Frau am 1.8.1400 im Kindbett. Er
klagt damit den Tod (vor Gott) an und
hält im Streitgespräch der
mittelalterlichen Auffassung von der
Nichtigkeit des Lebens (auf der Welt) die
Schönheit des Menschen als Ebenbild
und Werk Gottes, sowie das Recht des
Menschen auf das Leben und die
Schönheit des Lebens
entgegen.
Einige
meinen dazu, dass es hier um eine
Stilübung und um ein fiktiver Verlust
eines geliebten Menschen als Anlass
für ein rhetorisches Experiment
handle. Auch meine ersten Gedanken zu
einer Sekundärliteratur zum
Der
Ackermann (aus
Böhmen)
fühlten sich zunächst zur Muse
und zu den generierten Sachzwängen
unserer Zeit hingezogen, doch handelt es
sich bei diesem
Werk
Johannes von Tepl wirklich um den Tod
seiner ersten Frau.
Das
Werk erzählt von keiner Fiktion,
sondern wirklich
von einer Frau.
Da
sind für mich viele
Übertragungen und Begriffe, welche
sich in ihrer Darstellung durch eine edle
Frau kleiden, wahrlich in sie hinein
inkarniert. Umso
mehr
kann sich diese Klage gegen den Tod dann
auf alle
Liebenswerte im morgensternenhaften
Ballkleid der edlen Frau beziehen - auch
auf meine
Eleventy,
gleich ob in meiner Frau als originell
Quirlige auf ihrer Welle des gelben
Sternes, oder ob in den mir
vertrauten
Tanzenden
als Überbrücker der Welten auf
der Welle des weißen Windes
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Grimmiger
Zerstörer aller Länder, schändlicher
Verfolger aller Welt, grausamer Mörder aller
Leute, Ihr Tod, Euch sei geflucht! Gott, Euer
Schöpfer, hasse Euch, Unglück hause
verheerend bei Euch, gänzlich entehrt seid
immer!
Von mir und der Allgemeinheit sei
über Euch wahrhaft Zeter geschrien mit
gewundenen
Händen!
Die
gewundenen Hände gibt Johannes von
Tepl stellvertretend einem Ackermann,
welcher mit der Feder und dem Federkiel sein Leid
in die Furchen, bzw. in die Zeilen, auf dem Papier
eingräbt - gleich wie die Befreiende, im
ersten Teil meiner Erzählungen im Rahmen der
Cinque Terre unserer Vereinigung, in
schwungvollen kalligraphischen Bewegungen ihre
Geschichte in das Pergament eingeritzt hat und
damit die dahinter liegenden Wesen aus ihrer Enge
der Dunkelheit und Beklemmung heraus geführt
und nun sichtbar gemacht hat.
So
macht auch der Autor den Lesern seine
Verstorbene sichtbar, und all jenes, was
er mit ihr verbindet:
Ja,
Herr, ich war ihr Liebster, sie meine
Aimée. Ihr habt sie hingerafft,
meine süße Augenweide; sie ist
fort, mein Schutzschild gegen Ungemach;
weg ist meine nie irrende
Wünschelrute. Hin ist hin! Da stehe
ich armer Ackermann allein. Verschwunden
ist mein heller Stern am Himmel, zur Ruhe
gegangen ist meines Heils Sonne, auf geht
sie niemals mehr. Nicht mehr auf geht mein
strahlender Morgenstern, versunken ist
sein Glanz, kein Leidvertreib habe ich
mehr, die finstere Nacht ist allenthalben
vor meinen Augen. Ich glaube nicht, es
gäbe etwas, das mir jemals wieder
wahre Freude bringen könnte, denn
meines Freuden stolzes Bannerzeichen ist,
ach, mir hingesunken.
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Nach
Schaden folgt Spotten; das empfinden wohl die
Betrübten
zeugt einerseits davon, dass die Betrübten ihr
Schicksal nicht einfach hinnehmen,
sondern sich gegen das scheinbar Gegebene
auflehnen, und es zeigt andererseits wie derjenige,
durch den dem Betrübten Leid zugefügt
worden ist, damit umgeht.
Der
Leidende wird nicht ernst
genommen:
Dem weisen Mann soll Liebe nicht allzu lieb,
Leid nicht allzu leid bei Gewinn und Verlust sein.
Daran hältst Du Dich nicht.
Deine
beschränkte Vernunft, Dein gestörter
Sinn, Dein hohles Herz wollen aus Leuten mehr
machen, als sie sein
können.
- Der Leidende und seinesgleichen werden verachtet,
hier der Mensch als Solches:
Du
magst aus einem Menschenkind machen, was Du willst,
es kann doch nicht mehr sein, als ich Dir sagen
werde, mit Erlaubnis aller reinen Frauen. Ein
Menschenkind wird in Sünde empfangen, mit
unreinem, unsäglichem Unflat im Mutterleib
genährt, nackt geboren und ist ein
beschmierter Bienenstock, ein schmutziges
Triebwesen, ein Kotfass, eine verdorbene Speise
...
Es
ist mir wie mein Erleben von Unrecht, ausgehend
nicht nur vom Leid durch einen Schicksals-Schlag,
sondern auch durch jene Verhöhnung,
worin
dem Leidenden nichts zugetraut
wird.
Er wird da abgeschrieben (wie hier beim Tod), oder
er wird manipuliert wie von den Mächtigen und
deren Lakaien 610 Jahre später. Letztlich wird
das Fußvolk nicht ernst genommen
- sei es durch die Ratlosigkeit der Politiker, oder
durch die Ignoranz derer, welche sich hinter den
Politikern verstecken, um nicht in Erscheinung zu
treten.
Denn
uns ist nach
der Trauer um den verloren gegangenen Morgenstern
der Blick frei für weitere Betrachtungen und
Einsichten. Heute (nur heute und nicht schon auch
um 1400 ?) ist es ein Kampf von Groß gegen
Klein, worin sich die Großen auf Kosten der
Kleinen bereichern oder sich sonstwie ein
schönes Leben machen wollen. Darauf
angesprochen reagieren sie doch wie der Tod
beim Der Ackermann.
Zunächst
wird der Blick durch die Wolke der
Unterhaltungs-Industrie, darunter freilich auch die
neuen Medien und Internet,
verschleiert. Noch nie hat es soviele Sketches im
Fernsehen gegeben, worin in Wirklichkeit
nichts mehr ernst genommen, geschweige denn
respektiert, wird. Wenn das nicht hilft, kommen
Überwachungsstaat oder gleich das Militär
(wie z.B. in der Türkei, wo bis heute keine
Religionsfreiheit existiert und eine eigene
Aufsichtsbehörde das religiöse Leben
überwacht und bis nach Deutschland
hereinwirkt).
"Kurzum.
Ohne Schmeichelei:
der ganzen Welt Erhalt, Garantie
und Zukunft sind die edlen
Frauen."
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Doch
zeigt uns Der Ackermann einen Weg, wie
wir mit erlittenem Unrecht umgehen
können:
Dem
Leidenden ist zum einen wirklich
Unrecht zugefügt worden, und das spüren
auch viele Menschen heute durch ein ungutes
Gefühl, das ihnen im Großen und
Ganzen sagt, dass vieles nicht stimmt und sie
für dumm verkauft werden wollen. So hat z.B.
nach der jüngsten Finanzkrise der Steuerzahler
nicht nur den Verlust der landeseigenen Banken zu
tragen, sondern auch jenen Verlust, welcher dadurch
entstanden ist, dass der Staat großzügig
für die Verluste der ganzen Bankenbranche
einsteht (wie sichalich meine Kärntner Freunde
schon erfahren haben). Statt die Gläubiger
(die ja eigentlich das Risiko tragen sollten) bei
den Rettungsaktionen zur Kasse zu bitten, sind die
Staaten, und damit letztlich deren Bürger wie
wir, eingesprungen, um die Schulden - ob gewollt
oder nicht - zu übernehmen. Als Folge davon
sind die Staatsschulden in viele Industriestaaten
in den letzten drei rapide gestiegen. Diese
Schulden sollen nun durch Sparprogramme abgebaut
werden. Der Staat und die Politik privilegieren
somit - statt den Bürger als Gleiche zu
behandeln - eindeutig jene, die schon reichlich
über Finanzmittel verfügen.
Alleine
der Blick auf die Ursachen sind und wird bewusst
verschleiert, denn diese Ungleichbehandlung und
dieses Unrecht, das von der Politik ausgegangen
ist, war etwa bei der Wien-Wahl kein Thema und wird
wohl bei der Nationalratswahl auch kein Thema sein.
Will uns die Verschleierung einreden, dass Verbote
für Moscheen und für Islamzentren unsere
Mängel aus dem Sparprogramm beheben werden ?
Freilich, die Populisten greifen das
ungute
Gefühl
auf, aber auch sie nehmen, gleich wie der Tod im
Der Ackermann, den ungerecht
Behandelten nicht ernst. Sie wollen nur selber
groß sein und herrschen. Alles ist schon mal
dagewesen vor achtzig Jahren, dessen Zeit auch von
einer Finanz- und dann Wirtschaftskrise
gefärbt war.
Zum
anderen lässt sich der Ackermann aus
Böhmen vom Tod nicht beirren, sondern klagt
ihn vor Gott an. Er sieht auf das Unrecht,
er
lässt den Schmerz seines Verlustes
zu
und setzt sich mit ihm auseinander, statt sich in
Schönfärberei, Sketches, respektslosen
Späßen oder in populistischen
Verführungen zu verlieren. Er
sieht hin,
und so kommt er auch vor und zu Gott, dem
Wesentlichen.
Das nämlich halte ich durchaus für
möglich: Durch einfaches klares,
unvoreingenommens und selbstdiszipliniertes
Hinsehen und im Sich Befassen, nämlich Kritik
im Wortsinn, auf Gott zu kommen. Nicht
abgewendet ist sein Blick, und so wird ihm Gottes
Urteil in diesem, seinem Streite offenbar. Er reist
und gelangt zu größeren
Zusammenhängen hin, ohne sich in seinem Leid
oder im angebotenen Ersatz zu
verstricken.
Im
Gottes Urteil wird dem Hinhörenden und
Zufühlenden Erkenntnis
zuteil.
So
etwa, dass es keine wirkliche Kraft und Macht
außer durch, von und mit Gott, dem Hohen, dem
Gewaltigen, gibt. Daraus erwächst mit der Zeit
die Weisheit nur Gott alleine zu
fürchten.
So
etwa auch - wenn es dann um die Frage, wie Gott
dieses Leid zulassen kann, geht -, dass die Haltung
der Großen (gegen die Kleinen) oft auch in
mir selbst steckt, und mein Blick darauf wieder
verschleiert ist, nämlich die Auswirkungen nur
quantitativ zu bewerten. Freilich habe ich die
Mittel der Großen nicht, und daher sind
etwaige Auswirkungen meiner Haltung
vernachlässigbar.
Im
Der Ackermann siegt wohl der Tod, aber
er wird daran erinnert, dass er seine Macht
wiederum nur von Gott zu Lehen hat. Als Waffe der
Haltung jener Großen wirkt er aber trotzdem
qualitativ. Es wird Leben vermindert, es werden
Rechte beschnitten und das Verlieren der
edlen Frau, welche mir die
Welt erhält, ermöglicht und
gefördert. Denn der strahlende Morgenstern ist
im Kindbett gestorben, gerade, wo aus ihr etwas
geboren wurde.
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In
jener Erkenntnis, welche sich zur
Selbst-Erkenntnis erwachsen vermag, tritt
der Leidende schließlich im
ergreifenden Fürbittgebet vor Gott,
worin er die verlorene Margaretha
lässt und für sie bittet
Und
dem Johannes von Tepl ist die Liebe seiner
zweiten Frau zuteil geworden.
Vielleicht so sehr, dass die Nachwelt
sogar für unwahrscheinlich hält,
dass dem Ackerman
persönliches Erleben zu Grunde liegt,
weil seine urkundlich belegte (zweite)
Ehefrau Clara ihn mit mehreren, 1415
bereits erwachsenen Kindern überlebt
hat. Möglicherweise handle es sich um
eine fingierte Person oder um eine nicht
bekannte Jugendliebe.
Dem
Einsichtigen ist erneut sein Morgenstern
gegeben worden.
Er
hat die edle
Frau,
nur eben in anderer Form,
wiedergefunden.
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Das
ermuntert in weiteren Schritten im Sozialen von den
Konzepten zur Umsetzung zu gelangen.
Nämlich dass alle Kraft und Macht nur bei Gott
liegt, und wenn sich ein Mensch das heraus nimmt,
dies als Vielgötterei verstanden wird.
Niemanden kommt die Herrschaft zu, außer
alleine dem Herrn (Rabb), dem Gott.
Es
tut not den konsequenten Monotheismus endlich im
Sozialen zu verwirklichen, denn da leben wir noch
wahrlich in der Vielgötterei und im
praktischen Götzendienst, worin der Namen des
Einen oft missbraucht wird.
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