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Peru
zur Jahrtausendwende:
Der
Terrorismus ist besiegt. Die Andenstadt
Ayacucho ist befriedet. Mord und Totschlag
sind nur die Ergebnisse banaler
Kapitalverbrechen. So lautet die
offizielle, staatliche Meinung.
Es
ist Karwoche in Ayacucho einem
Wallfahrtsort in Peru (natürlich auch
im Rest der Welt, doch hier spielt es eine
besondere Rolle). Ein düsteres
Spektakel von Blut und Exzess
überschattet die
Passionsfeierlichkeiten. Der
stellvertretende Staatsanwalt Chacaltana
ist unterwegs zu einem Tatort. Als treuer
Beamter glaubt er an Recht und Ordnung.
Als er, noch neu auf dem Posten, mit
seiner ersten Leiche konfrontiert wird,
hofft er auf rasche Abwicklung. Erst aber
muss er versuchen, mit den hiesigen
Machtverhältnissen zurechtzukommen -
der Militärkommandant jedenfalls gibt
ihm deutlich genug zu verstehen, dass an
einer Aufklärung des Falls hier
niemand interessiert ist. Doch auch andere
Offizielle machen ihm durch
mangelnde Kooperation oder bewusstes
Hintertreiben seiner Bemühungen das
Leben schwer.
Chacaltana
stellt fest, dass der Tote Kontakte zur
besiegten Terrororganisation
Leuchtender Pfad hatte.
Überraschenderweise stellen sich
seine Vorgesetzten taub. Sie verbannen den
verdutzen Staatsanwalt in die Provinz.
Doch die Leiche ist so grausig
verstümmelt, die Umstände ihres
Auftauchens sind so dubios, dass
Chacaltana, der an Gesetz und Ordnung
glaubt und alles andere als ein
Draufgänger ist, nicht anders kann,
als weiterzuforschen. Es bleibt nicht bei
dieser einen Leiche. Die verschiedenen
Hinrichtungen lassen einen
gewissen roten Faden erkennen,
der die Vermutung nach Serientätern
nahelegt. Schon bald hat Chacaltana alle
Gewissheiten verloren und sieht sich
unversehens selbst in einen Strudel
aberwitziger Gewalt gezogen.
Während
seiner Ermittlungen stößt er
auf Personen, die auf verschiedenste Art
mit Terrorismus zu tun hatten. So die
Barbedienung Edith, die als den Grund des
Todes ihrer Eltern terrucco
nennt oder den Pfarrer der
Herz-Jesu-Kirche, der Chacaltana, der
einen ganz persönlichen Totenkult
für seine verstorbene Mutter
betreibt, vor Augen führt, wie die
Art der Morde im Zusammenhang mit
christlichen Todesvorstellungen und
rituellen Handlungen der Inkas steht. Auch
wird ihm bei Gesprächen mit einem
inhaftierten Terrorverdächigen und
verschiedenen Angehörigen des
Militärs immer deutlicher klar, wie
schmal der Grat zwischen Täter und
Opfer besonders in einem Bürgerkrieg
ist.
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Santiago
Roncagliolo, 1975 in Lima geboren, lebt seit
einigen Jahren in Barcelona. Er schreibt
Drehbücher, Artikel für spanische und
peruanische Zeitungen und ist vor allem als
Romanautor hervorgetreten. Unbestechlich seziert
Roncagliolo die Seele des Peruanischen Volkes.Vor
dem sehr realen Hintergrund der politischen und
gesellschaftlichen Abgründe seines Landes
erzählt der junge peruanische Autor einen
temporeichen, psychologisch eindringlichen
Thriller, wofür ihm sogleich die
internationale Aufmerksamkeit zuteil wurde. Roter
April erhielt den Alfaguara-Preis 2006 und wurde in
zahlreiche Sprachen übersetzt.
Roter
April von Santiago Roncagliolo, ist am 20. 2.
2008 in Übersetzung von Angelica Ammar bei
Suhrkamp unter der ISBN 978-3-518-41964-9
erschienen, umfasst 331 Seiten und ist (in
Österreich) um 20,40 Euro im Buchhandel
erhältlich.
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