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Von
der Frohen Botschaft sagt Luther:
Evangelium
sollte eigentlich nicht Schrift, sondern
mündliches Wort sein, das die Schrift zu uns
hinbrächte, wie es, wie es Christus und die
Apostel getan haben. Darum hat auch Christus selbst
nicht geschrieben, sondern nur geredet, und seine
Lehre nicht Schrift, sondern Evangelium, das meint:
eine gute Botschaft oder Verkündigung,
genannt, die nicht mit der Feder, sondern mit dem
Mund verbreitet werden sollte. (ein kleiner
Unterricht, was man in den Evangelien suchen und
erwarten soll. 1522, WA 10, I,
1)
In
seinem Leben und Wirken zeigt uns Jesus Christus,
worum es geht. Die Menschen seiner Zeit haben sich
an ihn erinnert.
Im
momentanen Gefolge durch die Gemeinschaft mit
Christus, oder in der andauernden Jüngerschaft
mit Ihm sind die Menschen dabei gewesen, haben
daran teilgenommen und mitgemacht
und sie
haben verstanden.
Spätestens
mit der Apostelgeschichte fängt es an, Jenes
selbst zu tun und auf diese Weise dem Meister
nachzufolgen. Das Evangelium - die Wahrheit - zu
tun, gestattet uns daran zu wachsen.
So
habe ich unlängst beim Spazierengehen im
Wiener Wald einen Radfahrer getroffen, und wir sind
ins Gespräch gekommen. Wir haben uns
unterhalten, doch schon im Zeigen einer
eurythmischen Übung komme ich (für mich)
darauf, dass das (mir) Wesentliche getan werden
muss. Erzählen und Zeigen sind zwar
Anfänge (welche mitunter ein Aufhören im
Loslassen des inzwischen Unpassenden
ermöglichen), doch weiter geht es nur mit den
nächsten Schritten einer Teilhabe im
geführten Mitmachen in einer
Entwicklungsumgebung und dann im Selber Tun und
Weitergeben.
Aber
warum schreiben wir uns dann so viel auf und halten
die Frohe Botschaft fest ? Warum reicht es nicht
aus, die Predigten und Gleichnisse gehört,
oder die Vorträge besucht, zu haben
?
Wahrscheinlich
schreibe ich, um mich daran später im Lesen
wieder erinnern zu können - es mir zu
vergegenwärtigen. Oder um mich im
Niederschreiben über etwas bewusst zu werden -
mir jenes, worüber ich da schreibe, bewusst zu
machen.
Schreiben
als Teil eines Lernprozesses ? Als Übung ?
Als Anfang, als Anstoß
?
Ich
habe Geschichten vor rund zehn Jahren im Üben
der Innensicht mit erster Person ich/wir und in der
Zeitform Gegenwart/Vergangenheit
geschrieben.
Ich
habe eurythmische Kompositionen (oder Geschichten
in bewegter Weise) mit Anführen der
Gestaltungsebenen zum Bewusstwerden, was ich in
meinen Bewegungen eigentlich mache, erstellt. Da
bin ich hier wohl bald auf die Grenzen der
Schriftlichkeiten gekommen, aber eben nur, weil ich
zuvor geschrieben habe
und natürlich,
weil ich das Komponierte am besten im Tun erfahren,
sowie verändern, anpassen und verbessern kann.
Ich
muss es einfach selbst
tun,
mit dem eigenem Leib dabei sein.
Daher
kann es nicht beim Schreiben bleiben. Wie schon
erwähnt,
ist mir das o.a. Reden schon der nächste
Schritt im Austausch, in der Auseinandersetzung und
in der notwendigen Dramatik des
Mit-Einanders.
Denn
ich erlebe, dass nur wenige Leute aus meiner
Umgebung überhaupt ein Interesse am Dialog
haben. Meistens ergeht ein Beitrag (schriftlich
oder mündlich) zur angesprochenen Person, und
es kommt mal keine Antwort (z.B. bei der
jüngsten Leserumfrage, wo die Hälfte der
Angeschriebenen nach dreimaliger Anfrage gar nicht
geantwortet haben)
Oder es kommt doch eine,
aber eine Fortsetzung des - wenn auch schriftlichen
- Gespräches bleibt aus.
Mir
scheint, so viele sind mit sich selbst
beschäftigt, dass eine etwas über die
eigene kleine Welt hinausreichende Kommunikation
kaum möglich erscheint. Aber dies kann mir
auch recht sein, weil ich dies aus meiner eigenen
Biografie kenne und ich (daher) weiß, dass
darin die Chance einer Weiterentwicklung, eines
Sich Selbst Aufgreifens, wohnt.
Sinnieren
Zielen
Auftreten
!
ist
mir in einem Seminar über soziales Lernen und
Lernen im Sozialen im Schloss Pötzleinsdorf,
welches ich im vorgigen Jahrhundert besucht habe,
als Feedback empfohlen worden.
Schon
lange her
aber vielleicht wird dereinst bei
Manchen, welche bei sich selbst angekommen sein und
in weiterer Folge aus ihrem Wesen (mit)wirken
werden, die gegenwärtigen Krisen wie aus
einem anderen Leben gewesen
sein.
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