(für
meine Liebe unter Freunden in Bewegung)
Zum
einen habe ich (Gerd) mich neulich mit meiner Frau
Margit unterhalten, dass im Künstlerischen
stets die Versuchung wohnt, sich
für etwas Besseres zu
halten.
Damit einhergehend jene der (zu) hohen
Ansprüche an sich selbst und am Socius (an
seinen Mitmenschen) im Team.
Zwar
kommt (mir) da gleich die Frage, ob dieser
übertriebene Ehrgeiz nicht bloß in der
Kunst, sondern generell im
professionellen - im Kontrast zum
laienhaften - Handeln zu finden ist
das wir beispielsweise seit einiger Zeit in
der Politik zu spüren bekommen
Aber
dabei genügte es doch, sich
(bloß) besser zu
fühlen.
Im Sinne von: ich fühle mich jetzt besser als
zu Zeiten vor meinem Ausüben der jeweiligen
Kunst.
Es genügte darin, einfach nur gut
zu sein, im Sinne (m)einer Zufriedenheit mit dem
Erreichten. Es braucht (mir) nicht, der Beste sein
und immer mehr erreichen zu müssen.
Ei, du liebe Neun
die ihren Frieden
mit sich und mit ihrem Socius gefunden
hat.
Zum
anderen bin ich - zeitlich vor der Unterhaltung mit
meiner Frau - auf den Artikel Dein Stern
findet dich, in der Mitte der 47. Ausgabe des
Wegweiser, gestoßen.
Dort
beschreibt eine Frau, wie sie zur Eurythmie (zum
Seelenturnen) gekommen ist, und wie sie sich im
Laufe der Jahre darin und mit ihr verändert
hat. Dies beschreibt sie (mir) für den
Alltagsmenschen auf verständliche Weise, und
damit schließt sie jene Bewegungskunst
für (uns) normale Menschen
auf.
Als
ich jenen Artikel gelesen habe, hat sich in mir
zunächst ein Staunen eingestellt, dass jene
Erfahrungen schon in einem Laienkurs
gemacht werden und daraus in weiterer Folge
Entwicklung erwächst. Mir ist es erstaunlich,
dass mit so wenig schon so viel möglich ist
ein klein wenig Neid ?
Doch im Ihr
freudigem Gönnen ihrer Erfahrungen breitet
sich in mir eine Stimmung des Friedens aus
es
ist einfach nur
schön
(verströmend und weitend)
es ist
gut so.
All
dies führt mich weiter zurück zu meiner
ursprünglichen Intention: mich nämlich
im
Alltag
- in meinem Kontext wo ich eben gegenwärtig
(beruflich, familiär, mit Freunden
)
stehe - mit neuen Möglichkeiten
zu
bewegen.
Eine
Entwicklung von innen her erlebt und empfunden, ist
mir nicht so einfach kommunizierbar, weil sich so
vieles ändert und allmählich in ein neues
Gleichgewicht justiert
das kann Jahre
dauern. Umso besser, wenn dies nun eine andere
Bewegende beschreibt. So wird mir hierzu Resonanz
möglich. Schön, über jemanden zu
lesen, der es auch gut geht, und dazu noch auf ihre
Weise. Dies erweitert auch mir meine
Möglichkeiten der Sicht und Betrachtung zu
jenen Tänzen, die ich meine.
Dazu
einige
Ausschnitte des
Artikels,
und was mich davon angesprochen hat:
Wieder einmal melden sich heftige
Rückenschmerzen. Diesmal suche ich nach
einer Bewegungsschule, die mich mehr anspricht
als langweiliges Turnen.
Qigong, Yoga und Feldenkrais habe ich bereits
kennengelernt. Nun steht noch die Eurythmie auf
meiner Probierliste.
Die
Eurythmie-Stunde beginnt mit IAO. Was das
mit meinem Körper zu tun haben mag ?,
die Frage behalte ich einstweilen für mich.
Die Lehrerin spricht die Vokale mit tragender
Stimme. Ich nehme wahr, dass ich mich im I
voller Leichtigkeit aufrichte. Das A
kräftigt mich. Im O neigen wir uns vor, ich
wanke - fürchte, dass ich stürzen
könnte. Doch die Lehrerin beruhigt mich:
Sie brauchen gar nicht so viel
machen, lassen
Sie es vielmehr
geschehen.
Ihr Wollwohlen beruhigt mich. Jetzt fühle
ich mich wieder sicher
Diese
Begebenheit gleicht mir dem Moll (im
Verhältnis zum Dur) im Musikalischen. Darin
darf mir etwas (entgegen) kommen. Ähnliches
erlebe ich im Außenführen des Bewegens
einer Form, worin ich dem Kommenden Raum gebe
gleich einer Formverwandlung einer
Lemniskate zu einer harmonischen Acht durch das
Umhüllen
des Kommenden
B
Dies
sind zwar schon Beispiele aus jener Kunst selbst,
doch sie mögen (mir) mal auch für sich
selbst stehen, ohne schon gleich Gedichte oder
Musikstücke sichtbar machen zu müssen.
Denn wenn sie für sich selbst stehen, werden
sie (mir) zu Gestaltungselemente im Bewegen, was
mich bewegt.
Das
Beugen und Strecken greifen wir in den Stunden
immer wieder auf
Meine Wirbel erwachen
aus ihrer Starre, ich werde flexibler, meine
Schultern werden beweglicher. Das brauche
ich.
Meine Mitmenschen staunen: Du
wirkst so
elegant.
Ja, es stimmt, so plump wie vor Monaten trete
ich nicht mehr auf.
Ich
finde es schön, dass ihre Entwicklung für
ihre Umwelt an
ihr
sichtbar wird und dass darüber auch gesprochen
wird.
So regt ihre Verwandlung einen Dialog im
Freundeskreis an, gibt neuen Gesprächsstoff,
der mal erfrischend
anders
ist, als die üblichen Themen der Medien und
der Politik.
Jenes
Sichtbarwerden ist mir gleich dem Musikalischen.
Die Toneurythmie wird am
Menschen sichtbar (die Lauteurythmie
durch
den
Menschen).
Ist der Umwelt etwas aus ihrem
Lied
sichtbar geworden ?
ein Lied aus ihrer
Lebens-Melodie ?
Wir laufen gerade und gebogene Formen im Raum,
ziehen Schleifen nach links und nach rechts,
nach vor und nach hinten sollen wir uns bewegen
Wie soll ich mir all diese Formen merken
? Das stresst mich; meinen Leistungsdruck kenne
ich. Doch Schritt für Schritt reagiert mein
Leibgedächntnis. Beim langsamen Wiederholen
kann ich mir
die Formen
einverleiben.
Was für ein großartiges
Gedächntnistraining. Das möchte ich
nicht mehr missen.
Einverleiben
mal aus einer erfrischend anderen Perspektive
dies geschieht im mehrmaligen Wiederholen in
langsamen Tempo.
Mir kommt hier das Element der Dauer hinzu. Das
In die Gewohnheit Bringen, um damit
arbeiten zu können (wie es Milan nennt),
benötigt die Dauer zur bewussten
Aktvität.
Dies
führt (mich) weiter zum Bedarf des Übens
learn by heart,
einverleiben, etwas in Fleisch
und Blut übergehen lassen
wie
auch immer
Mein Beruf führt mich für mehrere
Monate ins Ausland, in das lärmende
Getriebe einer asiatischen Großstadt.
Keine Eurythmie. Was kann ich alleine tun ? Die
Lehrerin meint: Führen Sie jeden Tag
das IAO aus. Anfangs probiere ich es
sieben Mal hintereinander, doch bald lande ich
bei drei Mal, dann ein einziges Mal am Tag. An
einem Tag vergesse ich sogar das - und siehe, am
nächsten Tag wache ich mit dem Gedanken an
das IAO auf. Noch im Liegen führe ich es
geistig aus. Ich spüre eine zentrierende
Wirkung.
Jetzt
will ich
etwas beitragen, damit ich weiterhin im Kontakt
mit ihm bleibe: Einmal täglich gehe ich von
nun an bewusst ins IAO.
Mit
einem Gedanken aufwachen ? Hat sie zuvor
geträumt ? Erinnert sie ihr Leib an etwas, das
ihr fehlt ? Aus einem Traum zum Bild und zu einem
Gedanken halte ich für möglich
dies kenne ich auch
Verwirklicht sie nun
ihren Traum ?
Wir stehen mit der Lehrerin im Kreis. Sie
spricht die Worte eines mir unbekannten
Gedichtes. In der Mitte des Textes berührt
mich etwas tief in der Brust, etwas Helles,
Warmes: Ich fühle meinen Stern - mein
Stern findet mich.
Mein
Stern hat keinen Namen. Spüre ich ihn, so
ist er mir die Erde, die mich trägt / die
Kraft die mich aufrichtet / das Licht das mir
klar den rechten Weg weist, wenn ich nicht
weiß, wie ich entscheiden soll. Mein Stern
zeigt sich als stille Stimme, die in meinem
Herzen erklingt. Spüre ich meinen Stern, so
breitet sich unendliche Milde in mir aus. Jetzt
komme ich zur Eurythmie, um das zu erleben. Die
Übungseinheiten sind mir
kostbar.
Sie
hat Glück
Ich gönne ihr ihr
Glück
Der Abschied von geliebten Menschen schmerzt,
berufliche Krisen und gesundheitliche Probleme
beleiben in diesen Jahren nicht aus. Wie kann
ich all das bewältigen, wenn ich in die
Schwre der Moll-Stimmung verfalle ? Die
Toneurythmie stellt mich vor eine ungeahnte
Herausforderung. Ich möchte mehr
Dur-Akkorde hören, möchte mich voller
Leichtigkeit drehen, will mich ablenken.
Als
ich die Lehrerin darauf anspreche, erklärt
sie worauf es ankommt: Beides gehört
zum Leben, das Schwere und Leichte. Es geht
darum, dass wir das Gleichgewicht finden; im
Wechselspiel von Dur und Moll erhalten wir
Gelegenheit dazu.
Diese
Chance will ich nützen. Bewusst mit den
Füßen die Schwere der Erde ergreifen
- das holt mich zurück in die
Realität, die jetzt zu durchleben
ist.
Das
Leben ist (auch mir) nicht nur schön. So
erinnere ich mich z.B. an unsere politischen
Debatten im Kreis der Seelenturnenden
Doch
wir
haben Glück
im Unglück
Wir brauchen doch nur
aufzugreifen, was wir gerade gemacht haben, meine
ich oft dazu.
Zum
Beispiel mich auf die Dissonanz der
auseinandergehenden Meinungen einlassen, diese
Dissonanz bewegen und darin in meiner Mitte bleiben
(vielleicht sie sogar in dieser Dramatik
finden),
den Schmerz
zulassen
vibrierendes I
zu mir nehmen, wie es
uns Plamen gerade gezeigt hat
im
Auflösen bei mir ankommen und dann weiter ins
Handeln (im Dur), oder ins Verarbeiten (im Moll),
oder einfach nur bei mir sein. Neulich habe ich das
mit meiner Frau Margit übend bewegt. Sie hat
es dann später ein paar Mal für sich mit
den vorhin sich im Üben erwach(s)enden Bildern
bewegt, da ist es ihr besser gegangen
Ich
denke, das Leben wird
uns
schön, wenn wir unser Glück der
erhaltenen Mittel aufgreifen
(etwa im Piano einer Melodie, welche sich in
Sekunden von oben zu uns herabsenkt), womit wir
schwierige Situationen im Leben zu bewältigen
vermögen.
In
dieser Zeit trägt die Toneurythmie zum
Wiedererlangen meiner psychischen Balance
bei.
Das empfinde ich als heilsam, ohne dass es
Heilung oder Therapie genannt werden
müsste. Dafür bin ich sehr
dankbar.
Herrlich !
Heute habe ich genau begriffen, was zu tun ist.
Eifrig stelle ich mich in die vorderste Reihe
(die
anderen freuen sich ohnedies erleichtert
darüber, dass ich ihnen ihr Vorne Sein
abnehme).
Hier kann ich ungehindert in den Raum nach vorne
laufen. Ich bin ganz bei der Sache, ganz bei mir
Irgendwann bemerke ich, dass ich den
Kontakt zu den anderen Teilnehmenden verloren
habe. Ich spüre die Menschen nicht, die
sich hinter mir zur Musik bewegen. Habe ich mich
in Selbstbezogenheit von den anderen getrennt
?
Welchen
Eurythmiker hat sie da jetzt nicht aus der Seele
gesprochen ? Mir jedenfalls schon
!
Ich denke, das Soziale ist auch hier die
größte Aufgabe und Herausforderung. Ich
denke aber auch, gerade hier kann sie aber auch gut
am eigenem Leibe erlebt und gemeinsam geübt
werden.
In
den Stunden treffen charakteristische
Gegensätze und verschiedene Temperamente
aufeinander. Jede und Jeder nimmt auf eigene
Weise den Übungsraum ein, vollführt
kleinere oder weitausholende Gebärden. Doch
nur als Gruppe können wir etwas gestalten,
das umfangreicher ist als das, was wir als
Einzelne vermögen.
Ich
lerne nicht nur mich im Fokus zu behalten,
sondern auch aufmerksamer auf die anderen
Teilnehmenden zu achten. Offenbar
liegt das vielen von uns am
Herzen,
denn immer wieder gelingt uns, ein Gruppenganzes
zu bilden, sodass wir beim Bewegen harmonisch
miteinander schwingen.
Vielleicht
ergibt sich im Wertschätzen des Sozialen ein
Weniger ist mehr
weniger
Komplexität und mitunter ein, zwei
Gestaltungselemente oder -ebenen weniger zu Gunsten
des gemeinsamen Bewegens. Je komplexer das (zu)
Bewegende, desto schwieriger wird mir das
Gemeinsame, oder anders: desto mehr bedarf es des
Herzens-Anliegens und (daraus) mehr Zeit zum
gemeinsamen Üben
Klingt
(mir) mitunter unbequem
bis die Entscheidung
fällt, was wir/ich, unter gegebenen
Rahmenbedingungen und im Behalten des Gemeinsamen,
bewegen wollen/können/müssen
Diese
persönliche Entwicklung hat weitreichende
Folgen. Sie erleichtert mir die Kommunikation
mit Kolleginnen und Kollegen, auch
Teambesprechungen verlaufen angenehmer, meine
Familie fühlt sich mehr beachtet. Das tut
uns allen gut.
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