Das Tai
(wie es hier gemeint ist) ist das elfte Zeichen des
Hexagramms im Buch
der Wandlungen
und wird dort als der Ausgleich [zum
Guten] beschrieben.
Es
setzt sich aus den folgenden Teilzeichen aus dem
schon bekannteren Trigramm zusammen:
oberes
(äußeres, bzw. erhöhtes) Zeichen:
Kun, das Sich-Fügen, die Erde
unteres
(inneres, bzw. tragendes) Zeichen: Qian, das
Walten, der Himmel
Im
Tai
stehen alle Linien miteinander in Kommunikation:
die erste mit der vierten, die zweite mit der
fünften und die dritte mit der sechsten.
(Es kommunizieren also alle Ebenen miteinander: die
Physis, die vermittelnde Seele und das Geistige.)
Dies wird als Ausgleich, Austausch und auch als
Wendepunkt
gewertet. Das Sich-Fügen ist auf dem Weg des
Schwindens, das starke Zeichen Qian auf dem
Vormarsch. Zwischen beiden Zeichen besteht daher
ein Austausch. Jene Kombination der Zeichen wird
(in der Überlieferung des Urteils)
als Himmel und Erde gedeutet, welche im
gegenseitigen Austausch miteinander stehen und so
alle Wesen durchdringen.
Der
Ausgleich lässt das klein Aufgebrochene zur
Größe kommen, bringt Glück, und im
Austausch von Oben und Unten einen sich die
Absichten aller (durchdrungenen) Wesen.
Innen
ist das Lichte und außen das
Schattige.
Dies
zeigt sich uns umsomehr, dass die
äußeren Vorgaben praktisch
an Wert verlieren. Der Glanz der äußeren
und herantretenden Autoriäten verblasst.
Alle bisherigen (und gewohnten) Umfangsformen sind
zerbrochen wie Gefäße. Wir stehen vor
Scherben ...
-
Das Äußere wird uns unzuverlässig,
unpassend und damit auch gering. Warum ? Und was
ist die Alternative ? Die Alternative ist die
unerwartete Richtung, nämlich von Innen
nach außen kommend. Das Sich-Fügen im
bloßen und vor allem bequemen Befolgen der
Anweisungen schwindet *),
denn die erhoffte Sicherheit und Fürsorge
bleibt aus. Jeder ist auf sich alleine gestellt.
Bloße Vorgaben stellen nicht mehr zufrieden,
ich will es nachvollziehen können, wissen
warum, weil nun das starke Zeichen, das von Innen
kommt, auf dem Vormarsch ist, sein
muss:
Die eigene Persönlichkeit, eigene Motivation,
eigenes Engagement und eigenes Einbringen, wie auch
die eigene Zuwendung zu den anderen. -
...
und suchen nach Lebensgestalt, in die sich
füllen kann, was Wille des Herzens
ist.
*)
Genau betrachtet verwandelt sich die praktische
Qualität des Kun, des Sich-Fügens
selbst.
Nämlich vom bloßen Befolgen der
Anweisungen zum Hervorbringen der Frucht und
Nachommenschaft aus den
"Gesetzmäßigkeiten", dem Walten des
Himmels heraus. Damit verwandelt sich auch die
Bedeutung und Wertigkeit der Weiblichkeit. Sie ist
nicht mehr die Geringe, weil sie selbst "vom
Fürstensohn" (bildlich gesprochen) in jeder
Einzelnen ergriffen und gestaltet wird.
Das
Innere ist kräftig, das Äußere
gehorsam.
Wir
gestalten unsere Umwelt selbst. Wir organisieren
uns selbst. Das beginnt schon in jeder Einzelnen
Leiblichkeit.
Gelangt sie zu ihrem
Tanze,
gestaltet sie ihr Seelenleben selbst, erlangt
emotionale Souveränität. Das setzt sich
weiter fort in Körper-schaften und
Vereinigungen, deren Leiblichkeit wir
selbst gestalten ...
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Innen
ist der Fürstensohn und außen
der Geringe.
Das
ist gleich einem Märchen, worin der
Fürstensohn die eigene
Persönlichkeit, das
(die)
I,
das Schöne in jeder Einzelnen, und
worin der Geringe das
Material, gleich dem Töpfer mit der
Tonerde, ist. In der Liebe wird das
Material erhöht, gestaltet und
veredelt.
Ist
der Fürst der Herr,
dann handelt es sich um den Sohn Gottes in
jeder Einzelnen, in uns.
Der
Weg des Fürstensohns wächst. Der
Weg des Geringen schwindet.
Der
Weg des Geringen sind die krummen Wege
einer sich selbst überlassenen
Welt ohne Bezug und Anspruch
einer Gestaltung. Er ist kein
natürlicher Weg, denn den
natürlichen
Wegen liegt die Erde im Himmel
zu Grunde, worüber im
kommenden
Artikel
berichtet wird.
Der Weg des Geringen findet sich in den
Begierden und in den nicht veredelten
Materialien aus dem Seelenleben. Im Weg
des Fürstensohns wird
Welt und Leiblichkeit von der
I
aufgegriffen und begonnen zu gestalten wie
es ihr entspricht.
Im
Bild findet sich das Wachsen des Weges vom
Fürstensohn - und vor rund zwanzig
Jahren hätte ich dieses als das
Titelbild meiner
Zeitung gewählt.
Die
Einzelne ist nicht alleine, in ihrem
Werden wird sie der Anderen gewahr, ihre
Aufmerksamkeit berührt sie, und mit
der Zeit finden sie sich einander im
gemeinsamen Tanze - dargestellt im
Titelbild
unserer
Zeitung, des Organes unserer Vereinigung.
Das ist auch ein Ausgleich zum
Guten.
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