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G E R D ' s

E L E V E N T Y

S O M M E R . 2 0 1 0

Minderheitenbundespräsident

Johannes Wort des Monats

© BZÖ. Ich glaube, es war Bucher.

Ich weiß, es ist nicht meine übliche Art, hier direkt über Politik zu schreiben, aber Politik ist nun mal Teil der Gesellschaft.
Zunächst mal muss ich zugeben, dass der betreffende Politiker nicht ganz Unrecht hat und es tatsächlich nur eine Minderheit war, die den Präsidenten gewählt hat.
Ich halte das für nicht unbedingt gut, aber es ist nun mal so.

Andererseits - wie nennt man es wohl, wenn eine Gruppe von Leuten sich entscheidet, einer anderen die Entscheidungen zu überlassen ? Richtig, das heißt Demokratie, oder, präzisiert, repräsentative Demokratie. In diesem Fall können wir tatsächlich davon ausgehen, dass die Entscheidung repräsentativ war. Viele Leute haben eben entschieden, dass der Rest der Wählerschar die Entscheidung treffen soll. Das ist ihr gutes Recht.

Auch wenn die Royalisten vom Scheitern der Demokratie und der Wiedereinsetzung des Kaiserhauses gesprochen haben, was traurigerweise noch nicht mal ein Witz ist, sondern tatsächlich passiert, so hat es doch bewiesen, dass die Sache funktioniert. Denn immerhin ist es der Bundespräsident, also der Präsident für alle. Und damit basta.

Es könnte natürlich, dem Wort zufolge, auch etwas wesentlich Interessanteres sein, nämlich der Präsident des Minderheitenbundes.
Den gibt es nicht, aber es wäre eine interessante Einrichtung: ein Bund der Minderheiten.

 

In Österreich ist es ja zum Glück leicht, Präsident zu werden. Es ist nur erforderlich, einen Verein zu gründen. Wenn ich jetzt den Verein der Nasenvogelzüchter gründe, kann ich mich jederzeit Präsident nennen. Oder Großer Vorsitzender. Oder „Seine Erleuchtete Hoheit“. Nennen kann ich mich, wie ich will, also auch „Generaldirektoroberpräsident“, falls mir das nicht zu dämlich ist.

So könnte man natürlich auch einen Minderheitenbund gründen und den Chef Präsident nennen. So wäre es möglich, verschiedenen leisen Stimmen eine laute zu verleihen – obgleich ich sofort anmerken möchte, dass ich nicht daran glauben würde, dass es klappt, da jede leise Stimme etwas ganz anderes rufen würde und das Ergebnis zwar laut wäre, aber sonst nichts. Verschiedene Minderheiten können sich ja auch nicht unbedingt leiden, nur weil sie alle Minderheiten sind.

Bei aller Langeweile hat die Bundespräsidentenwahl doch zumindest etwas gezeigt:
Die Demokratie ist nicht nur stabil, sondern bereits so stabil, dass die Leute gar nicht mehr befürchten, sie könnte verloren gehen. Das ist gut, denn das bedeutet, dass die eventuelle Möglichkeit einer Nicht-Demokratie gar nicht erst angedacht wird, aber auch schlecht, weil es natürlich auch bedeutet, dass eine Nicht-Demokratie vermutlich zunächst gar nicht als solche erkannt werden würde. Aber bis es soweit kommt, dauert es (hoffentlich) noch lange. Vielleicht kommt es ja auch nie. Im Übrigen haben wir ja für genau diesen Notfall das Amt des Bundespräsidenten. Dieser ist ja nicht nur dafür da, langweilig zu sein und von Zeit zu Zeit mit dem Zeigefinger zu winken, sondern ist im Notfall eine beachtliche Krisenfeuerwehr. Die Tatsache, dass wir keine derartige Krise haben, ist gut. Seien wir also lieber mal froh, dass der Bundespräsident nichts wirklich Wichtiges zu tun hat.

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