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BZÖ. Ich glaube, es war Bucher.
Ich
weiß, es ist nicht meine übliche Art,
hier direkt über Politik zu schreiben, aber
Politik ist nun mal Teil der Gesellschaft.
Zunächst mal muss ich zugeben, dass der
betreffende Politiker nicht ganz Unrecht hat und es
tatsächlich nur eine Minderheit war, die den
Präsidenten gewählt hat.
Ich halte das für nicht unbedingt gut, aber es
ist nun mal so.
Andererseits
- wie nennt man es wohl, wenn eine Gruppe von
Leuten sich entscheidet, einer anderen die
Entscheidungen zu überlassen ? Richtig, das
heißt Demokratie, oder, präzisiert,
repräsentative Demokratie. In diesem Fall
können wir tatsächlich davon ausgehen,
dass die Entscheidung repräsentativ war. Viele
Leute haben eben entschieden, dass der Rest der
Wählerschar die Entscheidung treffen soll. Das
ist ihr gutes Recht.
Auch
wenn die Royalisten vom Scheitern der Demokratie
und der Wiedereinsetzung des Kaiserhauses
gesprochen haben, was traurigerweise noch nicht mal
ein Witz ist, sondern tatsächlich passiert, so
hat es doch bewiesen, dass die Sache funktioniert.
Denn immerhin ist es der Bundespräsident, also
der Präsident für alle. Und damit
basta.
Es
könnte natürlich, dem Wort zufolge, auch
etwas wesentlich Interessanteres sein, nämlich
der Präsident des Minderheitenbundes.
Den gibt es nicht, aber es wäre eine
interessante Einrichtung: ein Bund der
Minderheiten.
In
Österreich ist es ja zum Glück leicht,
Präsident zu werden. Es ist nur erforderlich,
einen Verein zu gründen. Wenn ich jetzt den
Verein der Nasenvogelzüchter gründe, kann
ich mich jederzeit Präsident nennen. Oder
Großer Vorsitzender. Oder Seine
Erleuchtete Hoheit. Nennen kann ich mich, wie
ich will, also auch
Generaldirektoroberpräsident,
falls mir das nicht zu dämlich ist.
So
könnte man natürlich auch einen
Minderheitenbund gründen und den Chef
Präsident nennen. So wäre es
möglich, verschiedenen leisen Stimmen eine
laute zu verleihen obgleich ich sofort
anmerken möchte, dass ich nicht daran glauben
würde, dass es klappt, da jede leise Stimme
etwas ganz anderes rufen würde und das
Ergebnis zwar laut wäre, aber sonst nichts.
Verschiedene Minderheiten können sich ja auch
nicht unbedingt leiden, nur weil sie alle
Minderheiten sind.
Bei
aller Langeweile hat die Bundespräsidentenwahl
doch zumindest etwas gezeigt:
Die Demokratie ist nicht nur stabil, sondern
bereits so stabil, dass die Leute gar nicht mehr
befürchten, sie könnte verloren gehen.
Das ist gut, denn das bedeutet, dass die eventuelle
Möglichkeit einer Nicht-Demokratie gar nicht
erst angedacht wird, aber auch schlecht, weil es
natürlich auch bedeutet, dass eine
Nicht-Demokratie vermutlich zunächst gar nicht
als solche erkannt werden würde. Aber bis es
soweit kommt, dauert es (hoffentlich) noch lange.
Vielleicht kommt es ja auch nie. Im Übrigen
haben wir ja für genau diesen Notfall das Amt
des Bundespräsidenten. Dieser ist ja nicht nur
dafür da, langweilig zu sein und von Zeit zu
Zeit mit dem Zeigefinger zu winken, sondern ist im
Notfall eine beachtliche Krisenfeuerwehr. Die
Tatsache, dass wir keine derartige Krise haben, ist
gut. Seien wir also lieber mal froh, dass der
Bundespräsident nichts wirklich Wichtiges zu
tun hat.
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