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E R D ' s E
L E V E N T Y S
I M O N E
. W
E I L Zur
Ausgabe Diese
Ausgabe erfolgt in Papierform, weil dieses
mal ein Büchlein von Simone Weil dabei
ist. In
meinen Zeitungen wollte ich nie, selbst wahre und
lichte Aussagen, bloß abschreiben. Ich
wollte und will sie selbst erleben, erfahren und
daraus meine eigene Schlüsse ziehen - auch
wenn das mühevoller ist, als sie einfach nur
zu glauben. Selbst im Glauben und
Gottvertrauen zieht es mich zu den Erfahrungen hin.
Ich muss Aussagen nachvollziehen können,
gleich ob aus der christliche Theologie oder aus
der Scharia des Islams. Ich
sage euch, es lohnt sich in jedem Fall. Da gewinnst
Du Eindrücke, Erlebnisse und Erkenntnisse,
welche Du zuvor nicht für möglich
gehalten hättest. Du gewinnst Einblicke in die
Schönheit des Anderen, wovor Du zunächst
Angst und Ohnmachtsgefühle hattest. Und
Du erkennst, wo die Probleme wirklich liegen, und
dass sie zum Beispiel nicht durch die kollektive
Leidenschaft der Populisten lösbar sind.
Denken wir uns die Verführungen der Populisten
zu Ende, so finden wir uns im Bürgerkrieg
wieder. Zuviel hat jede von uns zu verlieren, nicht
nur Materielles, sondern auch den Blick auf sich
selbst, ohne es je entdeckt zu haben. Darauf
kommt es (mir) nämlich an: Dass sich jede
selbst entdeckt und ergreift. Denn
jede ist etwas Besonderes, wenn sie das Besondere
in sich entdeckt, aufgreift und es
pflegt. Die
Politik und Gesellschaft lenkt unsere
Aufmerksamkeit von uns selbst ab, denn wenn wir
auch nach der gewohnten Tradition leben wollen,
jede wird sie für sich leben und jenes, was
ihr Leben lebens-wert macht selbst
entdecken. Das
Wahre könnte durch jede hindurchfließen.
Das gilt auch für die Demokratie,
Menschenrechte, soziale Marktwirtschaft und all die
bislang durch traditionelle Autoriäten und
Kapazitäten vermittelten Werte. Gehen wir von
der Annahme aus, dass wir in Zukunft Aussagen und
Impulse nicht bloß reproduzierend
nachvollziehen, sondern Kultur selbst schaffen -
jede aus sich heraus, und uns darin abstimmen -,
benötigen wir andere Organisationsformen und
andere politische Foren, als die gegenwärtige
Landschaft. Buch und
Buchtipp in einem Wenige
Monate vor ihrem Tod (1943) schreibt die
französische Philosophin und
politische Aktivistin Simone
Weil
ein Traktat, in welchen sie das System der
politischen Parteien in den westlichen
Gesellschaften durchleuchtet. In ihm sieht
sie das Grundübel der Menschheit am
Werke - die Selbstvergötzung der
Ideologien, welche zu Tyrannei,
Entmündigung der Einzelnen und
Unterdrückung von Andersdenkenden
führe. 66
Jahre später und zugleich zu ihrem
hundertsten Geburtstag, erscheint das
kleine Werk nun erstmals in deutscher
Sprache. Simone
Weil stellt darin folgende
Grundfragen: Wie
ist es um die Möglichkeit eines jeden
Einzelnen bestellt, sein Urteil über
Probleme des öffentlichen Lebens
kundzutun ? Offenkundig
ist zunächst: eine Lösung muss
von der allgemeinen Abschaffung der
politischen Parteien ausgehen. Simone
Weils Plädoyer für eine
generelle Abschaffung der Parteien reicht
in seiner Unbedingtheit weit über den
Kontext seiner Entstehung hinaus und ist
für das Wahljahr in Deutschland 2009,
sowie angesichts dem politischen Filz in
der Hypo Adria Bank Krise in meiner
weltlichen Heimat von besonderer
Aktualität, obwohl letzteres nicht
der Beweggrund, sondern nur eine der
vielen alltäglichen
Bestätigungen für meinen
eigentlichen Beweggrund dieser Ausgabe
war. Dieses
mal erscheint in unserer Gerd's
Eleventy (in Papierform) das Buch
zum Tipp selbst, als Beitrag zu unserem
Weg zur Zivilgesellschaft, in welcher es
dem konkreten Menschen - der Einzelnen -
möglich wird, sich selbst gestaltend
einzubringen und sich darin mit anderen
zusammen zu tun. Simone
Weil wurde am 3. Februar 1909 in Paris geboren.
Nach ihrem Studium an der Ecole Normale Superieure
arbeitete sie als Philosophielehrerin in der
Provinz und engagierte sich als Gewerkschafterin.
Zwei Jahre lang war sie als Fabrikarbeiterin und
Landarbeiterin tätig. 1936 meldete sie sich
als Freiwillige der anarchistischen Miliz im
Spanischen Bürgerkrieg. Zugleich
beschäftigte sie sich intensiv mit Fragen
religiöser Mystik. Sie verließ Europa,
kehrte aber 1942 aus dem sicheren New Yorker Exil
zurück, um sich in London der
Resistance-Organisation "France Libre"
anzuschließen und plante noch, sich
freiwillig als Krankenschwester an die Front zu
melden. An den Folgen von Unterernährung,
Tuberkulose und Lungenentzündung starb sie mit
nur 34 Jahren am 24. August 1943. Dieser
Beitrag geht über den Buchtipp hinaus und kann
als Übung zum Einfühlen in den Charakater
der Jahreszeit vom Advent bis zum Fasching
herangezogen werden. Es ist mein Beispiel für
Begegnungen und Erfahrungen im Zuge der Entwicklung
meiner eigenen Kultur - als Beitrag zu unserer
gemeinsamen Kultur. Denn jede von uns ist Tragende
ihrer eigenen, und dann auch unserer Kultur in den
Begegnungen und im Zusammenkommen untereinander.
Von außen kommen Anregungen, doch gewinnen
wir im Inneren - und unsere Kultur lebt durch das
Einbringen jeder Einzelnen. Gehen
wir davon aus, dass das neue Jahr mit seiner
geistigen Vorbereitung - der Adventszeit -
anfängt, so steht am Beginn eines neuen Zyklus
das Tierkreiszeichen des Schützen. Dies ist
insofern stimmig, da die Zeit des Absterbens vom
alten Jahr gerade zu Ende gegangen ist. Bildlich
gesehen ist das wie eine Gestalt oder Person, die
das Alte losgelassen hat und ihren neuen Einfall
noch nicht erhalten hat. Die Person ist nun auf
Reisen und gewissermaßen in einen
Schwebezustand im Himmel zwischen den Welten. Sie
kehrt zum Wesentlichen zurück und begeht dabei
ihren persönlichen Advent in ihrem Inneren.
Diese Übung der bewussten Wahrnehmung und dann
des Einfühlens in die spätherbstliche
Jahreszeit um uns herum kann jeder mal um den
ersten Advent probieren und das Erlebte mit dem
Beginn des Kirchenjahres und dem ersten kleinen
Licht am Adventkranz in Verbindung
bringen. Für
mich ist das ein bisschen eine
Feenzeit, auf welche sich der Artikel
Glaube, Vertrauen und Feenglanz in der
Ausgabe Tiefweiß 2009 bezieht.
Und ist da nicht auch die Welt empfänglich
für den Ein-Fall des Wesentlichen für
einen neuen Zyklus, gleich wie etwa die Maria
für unseren Heiland, unseren Retter vor dem
Abgrund des Tiefstandes, unseren Neubeginn im
Wiederaufsteigen aus unserem Tiefpunkt ... ? Gleich
wie die Sonne um uns wiederaufsteigt und die Tage
wieder länger werden. Interessant
dabei ist, dass sich in der Reisezeit das
äußere Licht noch zurücknimmt, die
Tage immer noch kürzer werden. Es zeugt doch
von einer unerschütterlichen Hoffnung,
angesichts der immer noch zunehmenden Finsternis
weiter loszuslassen und sich auf das (noch)
Ungewisse des Entgegenkommenden einzulassen. Kommt
da wer entgegen ? In jenen Reisen, im Dazwischen
des gestorbenen Alten und der Idee vom Neuen (die
ich ja noch nicht erhalten habe) kann ich nur noch
glauben und vertrauen. Aber
nicht, weil es hier geschrieben steht, oder mir
eine Kapazität oder Autorität dies so
vorgibt, sondern doch nur, wenn ich es selbst
erlebe, in der Übung erfahren und
nachvollziehen kann. Für
die anfänglich erwähnte Gestalt oder
Person ist es eine Reise in ihr Inneres, die dabei
mit unserer aller Heimat Verbindung
aufnimmt ... Die
Tage werden auf Grund der (erneuten) Begegnung mit
dem Wesentlichen länger, gleich wie das
erlebte Bild von der Sonne um
Mitternacht als Geschenk zur Befreiung aus
einer Beklemmnis oder gar Depression. Ist
das Wesentliche gefunden, wirkt das wie ein
Ein-Fall, der einem in dieser Feierlichkeit zu
einer ernsten Stimmung verleitet. Jetzt habe ich
wieder Boden unter den Füßen und arbeite
in Dankbarkeit für das Erhaltene am Wissen wie
es weiter gehen kann. Diese Zeit (des
Tierkreiszeichens Steinbock) entspricht einer
Konzipierung, in welcher die ideelle
Tragfähigkeit und die geistigen Strukturen des
Neuen entstehen. Das Neue kristalliert sich heraus
... Zum
Charakter der Eleventy kam ich durch
die darauf folgende Zeit des Faschings, worin mich
die Februar-Stürme an das Brain-Storming von
umzusetzenden Ideen erinnern. Das sind Phantasien
des Wie könnte es aussehen ?
begonnen Neuen, das noch nicht in die
äußere Welt gekommen ist. Das Verkleiden
im Fasching, worüber im Volksmund auch vom
Winter austreiben gesprochen wird,
entspricht den Vorstellungen von jenen Ideen, die
einem selbst betreffen, von etwas, was noch
verborgen in einem selbst steckt und auf das ich
zur Zeit des Ein-Falls gekommen bin. Was
für unseren Verein Eleventy
bedeutet, haben wir schon beschrieben. Für
mich ist es auch der Wortklang und die Ableitung
aus der Elf, die als Narrenzahl gilt. Nicht
ohne Grund, denn diese Zeit des Faschings und der
Visionen, worin wir uns mögliche
Verkörperungen des Neuen ausdenken, ist genau
das elfte Tierkreiszeichen eines Zyklus, dessen
Beginn am Frühlingsanfang steht. (Es gibt
freilich mehrere Sichtweisen, wann ein Jahr
anfangen kann. Ich bin von jener des Kirchenjahres
ausgegangen und bringe dies mit einer anderen
Sicht, wonach das Jahr mit seinem Heraustreten aus
dem Inneren in der äußere Welt beginnt,
in Verbindung.) Das
Tierkreiszeichen Wassermann ist das elfte nach
jenem Zyklus, worin der Beginn des Neuen in seinem
Heraustreten aus dem inneren Verborgenen in die
äußere Sichtbarkeit (das einer Geburt
entspricht) verstanden wird. Die Übersetzung
des volkstümlichen 11.11., der
Tag, an dem der Fasching beginnen soll (quasi
zweimal die Narrenzahl), in den Jahreskreis, weist
auf den elften Tag des elften Tierkreiszeichens
hin. Dies ist der 31.1., den ich persönlich
als den Eleventy-Day
bezeichne. Eleventy.at
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Von dieser Ausgabe wurden 26 Exemplare an die der
Redaktion bekannten Adressen, bzw. Personen
versendet, bzw. persönlich überreicht.
Dies geschah in Verbindung mit einem familären
Weihnachtsgruß von mir mit einer Karte von
Markus. Nun ein paar Worte dazu, welche im Brief
zur Ausgabe zum Büchlein beigelegt
wurden.
Deshalb auch gebe ich seit 1986 eine eigene Zeitung
für die Familie unserer Freundschaft
heraus.
Wie lässt sich verhindern, dass in
dem Moment, da das Volk befragt wird, dies
im Klima kollektiver Leidenschaft
geschieht ?
Unmöglich, von
demokratisch-republikanischer
Legitimität zu sprechen, wenn diese
beiden Fragen nicht berücksichtigt
sind.