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C I N Q U E

T E R R E

Der erzählende Komet aus dem Blickwinkel der Kröten

Die ersten Anzeichen des Ereignisses, von dem allhier die Rede sein wird, war eine Kongregation der Philianer über den Hohen Bergen des von den Kröten bewohnten Kontinents. Selbst durch die weitsichtigeren Papageien war allerdings nicht auszumachen, was dargestellt wurde; offenkundig wurde jedoch, dass ein größerer Austausch von Information unbekannter Art vollzogen wurde.

Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit, bei einem Treffen auf einem der vielen Bais, die im Urwald offene Stellen bilden und daher den Licht und Weite benötigenden Philianern zugänglich sind, stellten die Kröten die Frage, worum es denn bei jenem Austausch gegangen sei.

Wie üblich antworteten die Philianer nicht in simplen Worten, sondern mit einer Choreographie; die Angewohnheit dieser umständlichen und den Kröten als nicht zum Tanz befähigten Wesen ziemlich fremdartig anmutenden Art der Kommunikation hatte ihnen auch den Beinamen der „Ewig Tanzenden“ eingetragen. Tatsächlich stellte die Tatsache, dass die Philianer praktisch jede Interaktion als „Tanz“ beschreiben, so ziemlich das größte sprachliche Hindernis zu Beginn der gemeinsamen Gespräche dar. Aber diese Darstellung war ziemlich eindeutig. Einige Philianer stellten Sterne dar, eine Gruppe sammelte sich eine kleine Wolke, in der Licht flackerte. Hierauf folge ein Schweif aus Nebel, gelb-grün ausgeleuchtet. Das Ganze zog langsam über das Bai dahin.

Nun war den Kröten zu diesem Zeitpunkt der Anblick von Kometen gut bekannt, denn dieses Himmelsereignis geschah während des langen Lebens dieser Wesen oft genug; sie konnten die Darstellung daher leicht übersetzen. Aber ein weiterer Teil kam noch hinzu: Aus dem Schweif des Kometen wurden beleuchtete Tropfen herunterregnen gelassen; außerdem sangen einige Philianer ein Lied dazu, in dem eine „Welt“ namens „Djarabel“ mit einem gewissen „Djagoleis“ zu tanzen wünscht und einen Bericht erbittet.

Dies war ebenfalls recht leicht verständlich. Als „Welt“ bezeichnen die Philianer eine Einheit auf egal welchem Niveau; jedenfalls handelte es sich hierbei um eine körperliche Entität, vermutlich eine Region. Mit „Djagoleis“ war der Komet gemeint, so viel ließ sich ableiten. Interessanterweise erwarteten die Philianer eine metaphysische Informationsgravitation, also eine Anziehung von Information.

 

Anmerkung zur „Welt“ aus philianischer Sicht:

Jeder Körper ist eine Welt und jede Welt ein Körper. Demnach ist eine Welt zum einen der Leib eines einzelnen Wesens (Individuums), oder ein Himmelskörper.
Beim Himmels-Körper gibt es mehrere Abstufungen. Zum einen ein "Fixstern", ein Planet, Asteroiden, Kometen oder andere reisende Himmelskörper. Zum anderen Teile einer Welt (Planeten) selbst. Eine "kleine Welt" ist eine Region, Gegend oder Landschaft; bzw. auch ein kleiner Himmelskörper. Eine Welt kann auch ein Kontinent auf einem Planeten sein. Zu jeder "Welt" gibt es einen eigenen Vertreter aus den Namensvölkern.
Bei einem Individuum ist die "Welt" sein Leib in stofflicher (körperlicher), lebendiger und auch seelischer Hinsicht. Insoweit dieser Leib vom Wesen des Individuums aus dem Geiste gestaltet und durchströmt wird, sprechen die Philianer von einer
Himmels-Leiblichkeit, welche zu ihrem Tanz gelangt ist. In den Traumtänzern, Wolkenerleuchtern, Brückenerrichtern und Tempelhütern der Philianer ("Familien der Nacht") wohnt die bildliche Vision erleuchteter Welten als Himmels-Leibliche, die zu ihrem Licht (Sonne) gefunden haben.

 

Die Kröten gaben bekannt, dass sie die Meldung verstanden hatten und fragten nach einem voraussichtlichen Zeitpunkt; dieser wurde als Sternenkonstellation und Mondphase dargestellt; zusätzlich gab es auch eine Prognose der Winde zu dieser Zeit, was für Urwaldbewohner natürlich weniger aussagekräftig ist als für Luftbewohner. Die logische nächste Frage war die nach der Position dieser „Djarabel“. Tatsächlich gaben die Philianer eine bestimmte Halbwüstenregion eines anderen Kontinents an. Auf Bitte der Kröten hin erklärten sich die Philianer bereit, einige Papageien dorthin mitzunehmen, damit sie vor Ort beobachten und sozusagen telepathisch Bericht erstatten konnten. Die Kröten selbst machten sich derweil ans Werk.

An dieser Stelle ist ein Einschub nötig, denn sonst werden die folgenden Handlungen nicht weiter verständlich sein. Das Zusammentreffen mit den Philianern und deren natürliches Gespür für metaphysische Phänomene hatte die Kröten veranlasst, sich ebenfalls mit diesen Dingen zu beschäftigen. In ihrer gründlichen Art gelang es zunächst, eine Art telepathischer Verbindung mit einer anderen Realitätsebene herzustellen, auf der sie gewissermaßen Seins-Schwingungen wahrnehmen konnten. Vereinfacht gesagt war es eine abstrakte Wahrnehmung der Welt um sie herum, aber auf direkter Ebene des Seins dieser Welt. Durch Vergleich und Überlegungen gelang es ihnen schließlich, diese Schwingungen zu isolieren und zu verstehen, sodass sie in die Lage versetzt wurden, ihre Umgebung zu untersuchen, ohne sie zu zerlegen oder sich ganz nahe dorthin begeben zu müssen. Diese Technik ermöglichte es später sogar, gewissermaßen das Bewusstsein in weit entfernte Gebiete zu schicken, später sogar die Kröte selbst. Dieser Durchbruch ging einher mit der Erkenntnis, dass eine bestimmte Art der Konzentration etwas bewirken kann; durch genauere Untersuchungen wurde eine neue Energieform entdeckt, welche die Kröten als transzendente geistig-materielle Verbundenergie bezeichneten. Durch intensives Studium einer Sache oder der Eigenschaft einer Sache sowie der entsprechenden gewünschten Veränderungen und des Zusammenhanges zwischen einem bestimmten Flussmuster dieser neuen Energie und der Methodik, wie dieses Flussmuster erzeugt werden konnte, wurde es möglich, die Dinge zu beeinflussen; dies lässt sich am besten mit Magie übersetzen.

Die Philianer hatten einen ganz anderen Zugang zu diesen Phänomenen; sie zeigten den Kröten auch einmal das interdimensionale Phänomen - denn auch das hatten die Kröten erfahren, dass es vielfältige Richtungen über die bekannten drei räumlichen Dimensionen hinaus zu geben schien, mit verschiedenen Welten darin - der so genannten „Himmelsbrücken“; dies schien den Kröten die Ebene der Seinsschwingungen an sich zu sein, in denen sozusagen Grundstrukturen oder Prototypen für die verschiedensten Dinge, Wesen und Zustände existierten. Die Philianer betrachten diese „Prototypen“ als eine Art lebendige Wesen, die quasi die Worte in den „Weltenerzählungen“ darstellen; die „Weltenerzählungen“ dürften daher das Aussenden von Seinsschwingungen durch verschiedene körperliche Einheiten sein. Da die Philianer sehr viel direkter und unmittelbarer mit der Botschaft interagieren können, ist es nur verständlich, dass ihr Bild weit weniger technomorph ausgeprägt ist als das der Kröten.

Die neueste Errungenschaft der Magie war es, Gegenstände aus Ton zu formen und, wenn die Form mit dem Flussmuster, kompliziert als Fluxstrukturkomplex bezeichnet, übereinstimmte, die Energie genau in dieses Muster fließen zu lassen, sie aber dabei abzuschirmen, sodass ihre Wirkung nicht eintreten konnte. Nun wurde der Ton gebrannt und verhärtet; zugleich wurde dafür gesorgt, dass die Energiebahnen, die Strukturlinien, zwar frei blieben, die Energie aber nicht mehr strömte. Somit entstanden kunstvolle dreidimensionale Gebilde, ein wenig an komplexere, dreidimensionale chinesische Schriftzeichen erinnernd, die eine bestimmte Wirkung, einen Zauber, wenn man so will, enthielten und dabei durch ihre Form für einen Kundigen auch lesbar waren, und somit sozusagen zugleich ihre eigene Beschreibung waren. Grundsätzlich war es natürlich möglich, in alle verschiedenen Gegenstände die entsprechenden Komplexe einzubauen, aber bei willkürlich geformten Gegenständen wurde es weitaus schwieriger und anstrengender, während das Formen von Stein natürlich auch schwieriger ist als das Formen von Holz.

Mit Hilfe all ihrer neuen Möglichkeiten machten sich die Kröten nun an die Vorbereitung; sie triangulierten und analysierten den Kometen anhand der Seinsschwingungen - nachdem sie sich bei den Bergfeen, fast mineralischen Lebensformen aus den Hohen Bergen, um deren optische Fähigkeiten es bedeutend besser bestellt war, nach der exakten Position erkundigt hatten. Sie schafften es, seine Bahn zu berechnen. Außerdem stellten sie für den von den Philianern erwarteten Staub Kraftfelder aufbauende Zeichen her, die eine Kröte knapp vor Beginn des Ereignisses am entsprechenden Ort, den die Philianer „Djarabel“ nennen, an die Papageien weitergab.

Nach all der Vorbereitungszeit geschahen nun viele Dinge recht rasch, und das auch noch ziemlich gleichzeitig. Die Kröten schlossen sich telepathisch zusammen und sandten das kollektive Bewusstsein zu dem Kometen - an sich schon eine unglaubliche Erfahrung, denn so erlebten sie gewissermaßen zum ersten Mal das Weltall -, wo sie ein Kraftfeld erzeugten, um eine Probe des Staubs zu nehmen.

Auf Djarabel kam es, wie in Gegenwart besonders aktiver und interessierter Philianer zu erwarten, zu weiteren metaphysischen Ereignissen. Die Philianer begannen ihren „Tanz“ in die „Weltenerzählungen“, sie versetzten sich also in dieses interdimensionale Phänomen hinein. Dabei öffneten sie gewissermaßen eine Pforte für eine neue Art von Lichtstaub, der, dem Nordlicht gleich, am Himmel erschien. Die Papageien flogen, wie beauftragt, mitten hinein, wo die Kraftfelder bei Berührung aktiviert wurden. Die ebenfalls anwesenden Hydronen, hochinteressante Wasserwesen, sorgten für einen Regen, sodass der Staub auch auf den Boden herunterkam. Eine Bergfee war ebenfalls anwesend, aber sie beschränkte sich auf die Rolle einer Zuschauerin. Nebenbei bemerkte ein Papagei etwas, dem die Philianer größere Aufmerksamkeit schenkten. Aus den Wäldern, die dem Urwald benachbart sind und die von verschiedensten Wesen bevölkert werden, war eine Gruppe von Elfen mit den Philianern mitgekommen. Sie schienen irgendwie in Kontakt mit den „Himmelsbrücken“ und mit dem Lichtstaub gekommen zu sein; das Ergebnis war, dass im Lichtstaub erstmals selbst zu leuchten scheinende Elfen, die selbst einen Elfenlichtstaub produzierten, erschienen. Auch dieser neue Staub wurde in einer Probe eingefangen.

Das Ereignis setzte sich über eine größere Fläche fort, jedoch nicht mehr so intensiv. Es hatte am Abend begonnen und endete, als der Morgen eintrat.

Auch danach wurde diese Gegend nicht verlassen. In den kommenden Tagen blieben mehrere Hydronen in Djarabel; nach dem Regen entstand dort ein blühender Garten. Offenbar war den Hydronen dies sehr recht, denn sie förderten aus einem nahen Berg eine Menge Wasser zutage, dass zunächst einen Fluss am Berghang bildete, dann einen kleinen Bergsee, mehrere Flüsse und dann eine Art Binnendelta, das für eine grüne Oase inmitten der Hügel in dieser Halbwüste darstellte. Auch die Philianer schätzten diesen Ort, ebenso ihre verstärkt körperlichen Verwandten, die sie als „Philianey“ bezeichneten (der Begriff „Philianer“ ist ein von außen übernommener Begriff für ihre Vielfalt an Familien und Gruppen, den sie selbst auch benutzen, wenn sie mit anderen sprechen). Auch die neu entstandenen Elfen blieben hier, wo sie in der Blütenregion des hohen Grases lebten. Aus Interesse, und da die Lebensbedingungen dort für sie angenehm waren, stationierten die Kröten eine kleine Papageien-Kolonie dort, um diese interessante Region im Auge zu behalten und die Elfen näher zu betrachten.

Nun folgte eine Zeit ruhigerer, aber intensiver Nachforschung über den gewonnenen Staub. Am leichtesten zu analysieren war der Staub der Elfen, denn er entstand aus Wesen, die Teil dieser Welt waren. Die Kröten konnten feststellen, dass er die transzendente Rezeptabilität erhöhte, also gewissermaßen die „magische Aufnahmefähigkeit“. Er reduzierte sozusagen Barrieren, die einer gewissen Entwicklung im Wege stehen mochten.

Der Lichtstaub war eine erheblich größere Herausforderung, denn ein gewisser Nachhall des Ereignisses war noch in ihm enthalten. Er enthielt Information, das war von Anfang an erwartet worden - sonst hätten es die Kröten nicht vermutet -, aber es erwies sich als außerordentlich schwierig, diese Information auch zu gewinnen, da der Staub eine Vermischung verschiedener Entitäten darstellte - er stammte teilweise aus dem Kometen, teilweise aus Djarabel und, da auch die Philianer mit den „Welten getanzt“ hatten, sich also auch eingebracht hatten, hatten sie dem Staub ebenfalls ihren Stempel aufgeprägt. Nach und nach gelang es den Kröten, die vielfältigen Energien und Teilchen zu sortieren, sodass die einzelnen Komponenten zumindest teilweise auseinander gehalten und analysiert werden konnten. Über die Philianer kam ein wenig heraus, was ihre Verbundenheit mit der transzendenten oder metaphysischen Welt anbetraf; sie waren eben nicht so erdgebundene Wesen wie die Kröten. Auch über den Kometen und die Region kamen einige Informationen heraus, jedoch nur wenig, was sich nicht auch direkt über die Seinsschwingungen hätte ableiten lassen. Die wichtigste Erkenntnis betraf die Möglichkeit, Information auf gewissermaßen magische Art und Weise zu speichern, was ein neues Forschungsfeld eröffnete.

Der Staub, der direkt vom Kometen stammte, enthielt dementsprechend viel Information über Sterne, Planeten und das leere All; die Kröten staunten über die neu gewonnenen astronomischen Kenntnisse. Wieso der Komet Information enthielt und weitergab, wurde nicht klar; die beste Annäherung an die Frage war, dass das Senden und Empfangen-„Wollen“ von Information eine Grundeigenschaft von verschiedenen Körpern war; warum sollten auch sonst Seinsschwingungen existieren?

Interessant waren auch die verschiedenen Auswirkungen des Staubes, der sich tatsächlich als sozusagen „magisch aufgeladen“, also von hohem energetischem Potenzial, erwies. Der Staub des Kometen selbst war nie mit dem nicht-optischen „Licht“ in den interdimensionalen Phänomenen oder auch mit Leben in Berührung gekommen; dementsprechend enthielt er zwar großes Potenzial, aber es war nur rohe Kraft, sozusagen Schwung ohne vorgegebene Richtung, aber es ließ sich dazu verwenden, tote Materie zu beeinflussen, etwa wurde das Wachstum von Kristallen gefördert. Auf Lebewesen würde dieser Staub eher verlangsamend und konservierend wirken.

Der Lichtstaub hingegen, in den die Philianer verschiedene Anteile von sich selbst und von Djarabel eingebracht hatten, war demzufolge auch vom Leben berührt worden. Er war gewissermaßen ein Katalysator für verschiedenartigste Veränderungen oder Ereignisse.

Die Kröten beschlossen, diesen einzigartigen Staub für einen einzigartigen Zweck einzusetzen, aber auch jeweils ein wenig zu behalten. Nach verschiedenen, langen Untersuchungen und Experimenten gelang es derjenigen Gruppe, die sich weiterhin damit beschäftigte und sich nicht anderen Themen oder einfach nur der Erholung hingegeben hatte, einen Samen zu präparieren. Dies wurde als besonderes Ereignis begangen, denn es war tatsächlich eine ziemlich komplexe magische Handlung, ein tagelang dauerndes Ritual, wenn man so will, vonnöten. Der Same wurde gepflanzt, wo im Dschungel die innerste Schutzzone war, also im Kern ihres Lebensraumes.

Nach relativ kurzer Zeit wuchs ein Strauch, der ein diffuses, schwaches, aber freundliches Licht aus seinen Blättern ausstrahlte. Die Blüten waren klein, aber funkelten in allen Farben. Die Früchte waren ebenfalls klein und trugen ein so dunkles Grün, dass sie fast schon schwarz waren. Ihre feste Schale barg ein helles Fruchtfleisch und mit ebenso hellen Kernen; beides sendete fortwährend ein wenig Licht aus.

Diese besonderen Früchte trugen ebenfalls magisches Potenzial in sich, denn sie vermochten Wesen dazu zu verhelfen, dass diese kurze Zeit aus sich selbst heraus leuchten konnten; beispielsweise war dies den Papageien möglich.

Und natürlich stellt die Erforschung von „natürlichem magischem Potenzial“ einen neuen und spannenden Forschungszweig für die Kröten dar.


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