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G E R D s

E L E V E N T Y

S T U F E N

Mit Überkommenem aufhören … aber womit anfangen ?

Ich gebe nicht nur (m)eine Zeitung heraus, sondern empfange auch selbst welche; meistens Newsletter. Auf diese Weise komme ich immer wieder zu interessanten Buchempfehlungen vom Info3-Verlag, obwohl ich - schon der Vielfalt wegen - nach wie vor Thomas Buchtipps schätze.

So bin ich neulich auf Harald Welzers „Nachruf auf mich selbst - die Kultur des Aufhörens“ gestoßen.

Demnach hat unsere Kultur kein Konzept vom Aufhören. Deshalb baut sie Autobahnen und Flughäfen für Zukünfte, in denen es keine Autos und Flughäfen mehr geben wird. Und sie versucht, unsere Zukunftsprobleme durch Optimierung zu lösen, obwohl ein optimiertes Falsches immer noch falsch ist. Damit verbaut sie viele Möglichkeiten, das Leben durch Weglassen und Aufhören besser zu machen. Diese Kultur hat den Tod genauso zur Privatangelegenheit gemacht, wie sie die Begrenztheit der Erde verbissen ignoriert.

Das hat mich insoweit angesprochen, dass ich derartige „Bedürfnisse des Aufhörens“ schon seit der Ölkrise vor rund fünfzig Jahren kennengelernt habe. Das ist (mir) eigentlich nichts Neues, aber einer neuen (Autoren-) Generation steht es zu, bestehende Themen mit ihren Worten neu zu formulieren. Inzwischen sind sich auch schon viele Kollegen und Freunde in meiner Umgebung einig, dass es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann. Eine Verlängerung der Gegenwart hat keine Zukunft mehr.

Andererseits hat mich diese Buchempfehlung zum Gegen-Teil des Aufhörens geführt. Zur Frage: Existiert mir etwas, womit ich etwas
anfangen kann ?

Da habe ich mich erinnert, dass ich vor einigen Jahren mit dem Computerspielen aufgehört habe. Gut zwanzig Jahre lang habe ich da gespielt … angefangen mit Railroad, gefolgt von Civilization und Siedler …
Mit unserer Cinque Terre im Verein hat sich dies zwar auf Fantasiespiele durch Erzählungen ohne Computer verlagert, aber aufgehört hatte ich zu dieser Zeit noch nicht.

 

Ich erinnere mich auch, dass ich nicht einfach so aufgehört und mich auch nicht um eine Kultur oder um ein Ritual des Aufhörens bemüht habe.

Ich habe aufgehört - das ist nach zwei Jahrzehnten nicht eben einfach gewesen - weil ich etwas Neues angefangen habe.

Im Zuge meines Bewegens in der Eurythmie habe ich mit dem zeitaufwändigen Computerspielen aufgehört.
Wegen meines
Umstülpens von „Traum und Wirklichkeit“ vor gut zehn Jahren im Berufsleben, worin ich neue Möglichkeiten ergriffen habe, habe ich begonnen, mit dem (mir dort) Altem und Überkommenem aufzuhören.

Zur gleichen Zeit - ja sogar in derselben Zeitungsausgabe - hat uns Johannes mit seinem „Wort des Monats“ etwas beschrieben, das gerade heute nach wie vor aktuell ist und (mir) Bedürfnisse eines Aufhörens verständlicher machen … Es ist damals schon vorhersehbar gewesen, dass die nächste Krise schlimmer sein wird … Aber dass sich dazu trotzdem seit gut einem oder mehreren Jahrzehnt(en) nichts verändert zu haben scheint, bestärkt mich in meiner These,

dass ich erst etwas Neues angefangen haben muss, um mit jenem, das mir keine Zukunft mehr zu bieten vermag, aufhören zu können.

 

Dann aber helfen mir Hinweise für eine Kultur des Aufhörens sehr wohl, um mir (m)einen Übergang von einem zum anderen bewusster zu gestalten.

So stelle ich uns jetzt weniger das nicht eben neue Thema des Aufhörens vor Augen, als vielmehr die Frage: Womit können wir etwas anfangen ? Etwas, das uns attraktiver als das Bisherige wird.

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