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G E R D s

E L E V E N T Y

W I N T E R W E I S S

Wissen ist Macht ? Macht Wissen Angst

(für Johannes)

Zur Abrundung dieser Ausgabe ende ich, womit ich angefangen habe.

Bildlich: Winter weiß, im Sinne von Bescheid wissen; Winterlicht im Empfinden, falls es sich um Erkenntnis handelt, und da etwas ans Tageslicht tritt.

 

Vor „Corona“ bin ich (Gerd) in Sachen Wissen von folgendem Leitsatz ausgegangen:

„Mach einen Schild aus Wissen, denn es gibt nichts, was dich besser schützt vor Leid und Kummer.
Der Mensch, der einen solchen Wissensschild besitzt, der wird nicht leiden unter Schicksalsschlägen !“

Nasir-i Chusrau

 

Dies scheint mir recht vernünftig: Bescheid zu wissen und sich in Sachverhalten auszukennen, gestattet mir ein der Sachlage angemesseneres und damit auch effizienteres Handeln. Wissen ermöglicht mir ein besseres Einschätzen der Situation und eine bessere Voraussicht. Ich kann mich besser vorbereiten, auf dies, was meiner Erfahrung nach zu erwarten ist - vor allem im Sozialen, in der Beziehungskunst. Zu wissen, was kommt, bietet Sicherheit. Da etwas nicht zu wissen, ist schlimm für manche.

Dabei handelt es sich da nicht nur um ein Alltagswissen, sondern um eines, das mich am besten schützt vor Leid und Kummer, und wodurch ich nicht leiden werde unter Schicksalsschlägen … weil ich verstehe … Damit meine ich ein tieferes Verständnis, das über unseren gewohnten Materialismus hinausreicht … worin ich dabei bin, anwesend bin.

 

In „Corona“ - denn die Zeit danach ist (mir) noch nicht angebrochen - habe ich jedoch andere Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel in einem Gespräch, worin ich mein Gefallen am Entfall der Maskenpflicht in Ungarn auf Grund der Durchimpfungsrate mitgeteilt habe. Dummerweise gefällt manchen bei uns die Regierung dort nicht. Mir aber egal, was den Entfall der Maskenpflicht (etwa in den Öffis) angegangen ist.

Durchaus habe ich da die Frage gestellt, warum unsereins hier so derart ängstlich ist. Glaubt jetzt unsere Regierung an die Wirkung der Impfung, oder nicht ?
Es wäre doch nur konsequent bei einer höheren Impfrate die Maßnahmen zu lockern. Warum schaffen das die Ungarn und wir übervorsichtige Österreicher nicht ? Sind wir doch beide in der EU, oder nicht ?

Meine Gesprächspartnerin, welche selbst ungarische Wurzeln hat, hat mir von einem ihr bekannten Arzt erzählt, welcher auf Grund seines Wissens über Krankheiten und dergleichen … so interpretiere ich das … auszumalen vermag, worauf zu achten ist, welche Gefahren drohen und was da alles kommen kann (worüber wir Alltagsmenschen wahrscheinlich keine Ahnung haben).

Meine Güte ! Es kann soviel passieren, wenn wir nicht achtgeben und entsprechend aufpassen ! Wie kann man nur so leichtsinnig sein ?!

 

Vor „Corona“ hat mir ein Kollege über das Umgehen mit alltäglichen Gefahren bei seinen Töchtern erzählt: Lebensgefahr oder Lernaufgabe, hat er dazu gemeint. Er müsse nicht alles um jeden Preis verhindern … Inzwischen ist er mehrfacher Opa, und seine drei Töchter sind gut durchgekommen.

In „Corona“ scheinen mir so gesunde und praktische Einstellungen wie weggeblasen. Je mehr wir über das Virus „wissen“, desto strenger werden die Maßnahmen, trotz steigender Impfrate. Wie lose erscheinen die Maßnahmen vor rund zwei Jahren: Am ersten Tag des ersten Lockdown hat die Abstandsregel ausgereicht, ich bin selbst unterwegs gewesen, keine Maskenpflicht, keine Massentests, keine 2G oder 3G Nachweise, kein Grüner Pass. War das ein Leben ! Und dazu noch so gut wie niemand geimpft !

Wie leicht gerät das in Vergessenheit. Und wem, der sich daran noch erinnert, mag ich seine Annahme verübeln, das Ganze diene weniger dem Gesundheitssystem als gewisse Digitalisierungsprojekte zum „Great Reset“ zu finanzieren ? Denn fast könnte man meinen, mit der steigenden Impfrate werden auch die Maßnahmen drastischer. Wenn aber dem nicht so ist, welches „Wissen“ hat gegen Lockerungen (wie etwa in Ungarn oder neulich in Dänemark) gesprochen ? Fördert die Politik durch ihr Durchdrücken der einen Meinung, woraus der Präsident der Ärztekammer seinen eigenen Mitgliedern misstraut, nicht selbst das Wachstum von Verschwörungstheorien ?

Oder anders gefragt: Welche Art von Wissen ist jenes, woraus die Ängstlichkeit zunimmt, je mehr man davon „besitzt“ ?
Ist das überhaupt ein Wissen über die Realität, oder handelt es sich um ein Wissen aus Scheinwelten ?

„Wissen“ aus Scheinwelten ? So abwegig ist das gar nicht. Da kommen mir Berechnungen, Modelle, Simulationen, Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Planspiele in den Sinn. Gerade die Wahrscheinlichkeitsrechnungen in Simulationen (zum Beispiel im Ausbreiten von Krankheiten) sind ein schönes Beispiel:

Grundlage sind freilich Beobachtungen, aber sie bleibt doch statistisches Material. Von den konkreten betroffenen Menschen wissen die Modelle rein gar nichts. Jene „Experten“ kennen die meisten Betroffenen ja gar nicht. Mir kommt das so vor, dass bei einem Würfelspiel beim zwanzigsten Mal jetzt endlich eine Sechs kommen muss, nachdem neunzehnmal keine gekommen ist. Großer Irrtum ! Auch beim zwanzigsten Mal ist und bleibt die Wahrscheinlichkeit 1/6, weil die vorherigen Ereignisse einander nicht zusammenhängen.

Freilich sind Modelle und Simulationen noch besser als gar nichts. Doch sie haben keinen Anspruch die Wirklichkeit zu treffen. Modelle, Simulationen und Planspiele sind Scheinwelten und nicht real. Welcher Art die Scheinwelt ist - ob unsere künstlerische „Cinque Terre“ im Verein, Science Fiction, Fantasy, Volkswirtschaftslehre, eigene Vorstellungen, oder die idealen Welten des ITIL - ist mir hier egal.
Wichtig ist mir hier zu erwähnen, dass in „Corona“ - und nicht nur in „Corona“ - Handlungen und Maßnahmen oft auf Scheinwelten aufbauen.

Weitere Beispiele für Scheinwelten sind mir Einschätzungen von Mitmenschen, wo man durchaus daneben liegen kann. So wären Sozialarbeit oder Handlungen in der Diplomatie, welche auf ein „Wissen“ aus Planspielen wie etwa Sims, Civilization oder Europa Universalis gründen, wohl für viele nachvollziehbar tragisch. Falls ich mich da aber täusche, werden mir die Maßnahmen zu „Corona“ inzwischen verständlicher …

Als Anforderungsingenieur könnte ich jedoch mittlerweile ein Lied über Auswirkungen singen, wenn meine Annahmen, mein „Wissen“ oder meine Schlussfolgerungen auf Scheinwelten aufgebaut haben.
Je mehr dies der Fall wäre, erwächst daraus ein Albtraum, den ich weder mit Geld, noch Macht begegnen könnte, denn hierzu verfügte ich von beidem keine ausreichende Mittel.

Aber ich habe Glück. Denn mir sind andere Methoden als gewohnte Schlussfolgerungen oder Simulationen bekannt geworden:
zum Beispiel, mal hinauszufahren und bei den Betroffenen (hier die Anwender) „in die Lehre gehen“, sich zeigen zu lassen, wie sie arbeiten und lernen zu verstehen … sich allmählich einzufinden …
dabei zu sein.

Dummerweise ist dies eine der teuersten Methoden und kommt schon durch die Haltung des Einsparens, durch mangelndes Budget, mangelnde Ressourcen, Bereitschaft, oder durch fehlende Skills, kaum oder gar nicht zur Anwendung.

Das wird wohl in der Wissenschaft im Gesundheitsbereich, sowie im Gesundheitsbereich selbst auch so sein, nehme ich an:
In der Not des Mangels, oder auch in der Haltung einer Realitätsverweigerung (von welcher Seite auch immer) muss die Scheinwelt wohl reichen …
Unbefriedigend !

Mir scheint, die „Linken“ seien auf Grund ihres akademischen „Wissens“ ängstlicher, oder zumindest (über-) vorsichtiger, als die „Rechten“ …

 

Bevor ich aber jetzt auf meine Scheinwelt der Annahmen (selbst wenn sie folgerichtig gedacht wären) aufbauend fortsetze, gebe ich zu, mich vor „Corona“ nicht für das Geschehen im Gesundheitsbereich interessiert zu haben und demnach darüber kaum ein Wissen zu besitzen.

Daher möchte ich ab der nächsten Ausgabe einen Weg zu einem Wissen in jener Qualität, wie ich sie aus dem anfänglichen Leitsatz erwarten darf, in Fortsetzungen vorstellen.
Ich probiere ihn selbst aus (wo mir das möglich ist) und werde uns aus meinen Beobachtungen
erzählen.

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