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G E R D s

E L E V E N T Y

W I N T E R W E I S S

Wachgerufen … und was kommt dann ?

(für Lisi)

 

Wenn wieder mal ein Einsatzfahrzeug mit einem Höllenlärm an uns vorbeibraust, seinen Vorrang einfordernd uns wieder mal zur Aufmerksamkeit zwingt, bin auch ich reflexartig „aufgewacht“, habe wieder mal unfreiwillig „etwas mitgekriegt“. Gleich einem Er- oder Aufschrecken etwa, wenn man sagt „jetzt bin ich wach (geworden)“. Nicht, dass ich vorhin geschlafen hätte - dies wäre sowieso zu gefährlich im Verkehr - aber doch fühle ich mich im Moment besonders wach und „hier“, von außen, aus der Großstadt, veranlasst.

Doch wo bin ich eben gewesen ? Woraus bin ich „aufgewacht“ ?

Ich (für mich) sage einmal: Aus dem Zustand des Gewohnheits-Menschen. Der ist mir weder hellwach, noch im tiefen Schlaf, vielleicht etwas verträumt - sinnierend in Gedanken, in gewohnt-vertrauten Gefühlen der Sympathie und Antipathie, oder auch in gewohnten Mustern, welche er sich in Laufe der Jahre zur „Reduktion der Komplexität“ eben entwickelt hat - … jedenfalls passiv (für meine Freunde in Bewegung: passiv im Apollinischem. Wer damit nichts anzufangen vermag oder möchte, möge die andersfärbigen Absätze gerne überspringen).

Manches läuft ja auch „wie im Schlaf“ … so „automatisch“, besser: wie von selbst. Das betont mir, dass Jenes, das „wie im Schlaf“ läuft, vom Selbst errungen worden ist. Alles Errungene wird später zum Gegebenem. Beim Einmaleins etwa spart es auf diese Weise Zeit zu wissen, dass vier mal fünf zwanzig ist, statt jedesmal nachzurechnen oder dies erforschend zu ergründen.

Daher ist mir das zuvor Errungene, das mir jetzt als Gegebenheit im Alltag zur Seite steht, meine Ausgangslage - meine Anfangsposition - für weitere Überlegungen.

Eine musikalische Entsprechung dazu wohnt mir in der Terz. Sie ist mir da so „verträumt normal“, und ich bin da noch eher in mir als wach in der Außenwelt. Jedoch nehme ich sie soweit wahr und ich interagiere auch mit ihr. Im Dur schicke ich etwas von mir hinaus. Ich grüße die Welt, etwa mit einem „Hallo“ oder mit den zwei bekannten Tönen an einer Türglocke … und im Moll werde ich von etwas berührt, das mir zu Herzen geht.

Ich treffe hierzu jetzt die Annahme, dass die weiteren Schritte von einer Moll-Terz (vielleicht mal in Forte) ausgelöst werden - vorausgesetzt ich habe Interesse, aus meinen Gewohnheiten nicht nur im Dur hinaus zu blicken, sondern auch hinaus zu gehen.

Bringt mich der Schmerz - etwas, das mir zu Herzen geht - in Bewegung ? Geht nicht jede wahrhaftige Bewegung vom Herzen aus ?

 

Fühle ich mich von etwas betroffen - bin ich getroffen - so kommt (in mir) etwas in Bewegung, und zwar in zwei Richtungen: Zum einen werde ich wach und anwesend, und zum anderen fange ich an, Fragen zu stellen. Ob gleichzeitig, oder ob in der einen oder anderen Reihenfolge, ist mir an dieser Stelle egal. Dies wird bei jeder anders sein.

Das eine ist die Richtung zur Welt. Da bin ich jetzt ganz „in mir inkarniert“, eben „aufgewacht“ und im „Hier und Jetzt“ wie vorhin beschrieben.

Das andere ist die Richtung zu mir. Da gehe ich jetzt eher in mich, aber auch bewusst-wacher, und ich komme ins Fragen. Dem kann ich z.B. mit Interesse an Sachverhalten, mit Rückblicke auf ähnlich erlebte Situationen in meiner Vergangenheit, mit Aufnahme von Kontakten und Gesprächen mit Freunden, bzw. Mit-Betroffenen, nachgehen. Da gibt es viele Möglichkeiten.

 

Eine musikalische Entsprechung zum einen finde ich in der Quart. Sie ist uns vom Lärm der Einsatzfahrzeuge, und inzwischen wohl auch von der Politik und den Medien, bekannt - zumindest, was die Betroffenheit angeht. Denn diesmal sind so gut wie alle betroffen. Unterschiedliche politische Meinungen zur Atomkraft, zu Hainburg, zur (Wirtschafts-)Liberalisierung, zu Privatisierungen, zu Sparpaketen (auch im Gesundheitsbereich), zu Religionen, zum Bildungswesen, etc.; oder auch unterschiedliche Weltanschauungen mit Sachverhalten zu einem Thema, habe ich vertreten können, ohne zwingend …

  • den Arzt aufsuchen
  • ein Medikament einnehmen oder verimpfen lassen
  • am Berg Schuhwerk bestimmter Art tragen
  • im öffentlichen Verkehr oder im Büro mein Gesicht verdecken
  • beim Essengehen ein entsprechendes Zertifikat mitführen
  • den von Wildfremden (ohne Kenntnis von mir und Abstimmung mit mir) definierten Zustand meiner Gesundheit nachweisen
  • usw.

zu müssen.

Das Vertreten unterschiedlicher Meinungen ist allen Menschen bei uns im Rahmen der Gesetze möglich gewesen.
So kann ich mir nur schwer vorstellen, dass jetzt unsere Gegenwart in jeder von uns nichts in Gang gebracht hat.

 

Eine musikalische Entsprechung zum anderen finde ich in der Sekund. Diese liegt näher bei mir, nicht beim Gewohnheitsmenschen, sondern bei mir, … und jetzt wird es (mir) wirklich spannend … als Wesen. Denn meine wesentlichen Fragen hängen mit meiner Aufgabe im weiteren - grundsätzlicheren - Sinn in der Welt zusammen. Letztlich führen sie mich zum „Wofür bin ich in der Welt ?“ … also zum Schicksal … zu meinem Schicksal … zu unserem Schicksal … in Beruf, Familie, Partnerschaft, Freunde, Begegnungen, etc.

Da erinnere ich gerne an das „Unsere Begegnung ist kein Zufall … Nichts geschieht zufällig !“ *).

 

Verfolge ich die Richtung zu mir weiter, kann es zum Meditieren und/oder auch zum Sinnstiftenden aus der Religion, z.B. aus dem Christentum („Christus in mir“ …), kommen.
Aber das ist (mir) individuell ganz verschieden.

Eine musikalische Entsprechung begegnet mir in der Prim. Von der Sekund ausgehend zur Frage „Wer bin ich ?“ Dazu möchte aus Respekt zu den Individuen nichts weiter anführen, außer das Eine:
Ich bin der Meinung, dass unsere Zukunft davon abhängen wird, ob sich Menschen selbst als Wesen aufgreifen und sich selbst ins Spiel bringen, oder ob sie sich praktisch aufgeben werden. Wir leben in einer Wende-Zeit der Entscheidungen - vergleichbar mit (m)einem Bedarf nach Bekenntnis.

 

Nun greife ich aus meinem Bouquet der Bilder jenes der Taufe auf: Darin erfolgt ein Eintauchen ins Wasser und dann daraus das Auftauchen. Bei bestimmten christlichen Glaubensgemeinschaften erfolgt dies dreimal hintereinander. Beim Eintauchen gehe ich durch einen Tiefpunkt hindurch und komme daraus seelisch „gewendet“, verwandelt wieder hervor: Der Himmel ist mir durch die Gnade Christi geöffnet (worden). Nehme ich diese an und beschreite den Weg den Weg zur Nachfolge, eröffnen sich mir neue Möglichkeiten und weitere Schritte … Heavens Open …

Im Jahreskreis findet sich in Weihnachten, bzw. in der Winter-Sonnenwende, eine Entsprechung zum Tiefpunkt. Da hindurchgeschritten kommt Licht ins Dunkel, die Tage werden wieder länger.

Eine musikalische Entsprechung findet sich mir dazu im Übergang von der Quart zur Quint, also vom unteren in den oberen Tetrakord. In den Tonwinkeln (aus den in der C Dur angewendeten Stufenintervalle) dazu, erfolgt nach der Quart ebenso ein durch den Tiefpunkt Hindurchgehen (Tritonus) mit einem Wenden der Arme und Handflächen von unten nach oben, sowie ein Sprung vom Zusammenstehen der Beine zu einer Öffnung. Um zu springen, muss ich etwas in die Knie gehen, um dann wieder licht aufrecht zu stehen.

Das Wenden erfolgt bei den Armen und Handflächen gleich einer Sekund … und von der Quart zur Quint ist es eine melodische Sekund.

Jene Quint wird mir dann in Beziehung zur Welt ein neuer Ausgangspunkt, worin ich mich immer wieder hinein begebe(n muss), denn dies erfolgt mir nicht wie im Schlaf, sondern im Wachen.
Ein Beispiel dazu habe ich mit der
schwebenden Quint beschrieben. Sie will immer immer neu ergriffen werden … Tag für Tag …

*) aus dem Kinofilm Star Wars I - „Die dunkle Bedrohung“

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