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G E R D s

E L E V E N T Y

M A R C O V E N T A '

Obelix Light

für Donata

 

Unserer Vereinigung Phantasie Spiele beschränken sich keineswegs auf die Völker der Cinque Terre - auch wenn sie den Löwenanteil an Geschichten in unserem Organ einnehmen und jetzt nur von mir, mitunter mit Lisis Anregungen, fortgeführt werden.

So werden in unseren Spielen auch bekannte Charaktere, wie etwa aus dem „Asterix-Universum“, aufgeriffen. Dazu sind hier in der Zeitung zum einen Geschichten fortgesetzt worden (Troubadix als enneagrammische Vier), und zum anderen eine bestehende Geschichte aus der Sicht eines Neben-Charakters (Tennisplatzis als enneagrammische Fünf) erzählt worden. In einem unserer Textbände „auf- und zugeschnappt“ mit gleichnamiger Lesung in Kobersdorf erwähnt Evamaria das Triumvirat von Asterix, Obelix und Miraculix.

Zuletzt habe ich (Gerd) auch Obelix als „Nebenfigur ohne Mitspracherecht“, wie er das einmal von sich selbst behauptet hat, aufgegriffen. Darin habe ich begonnen, mir von ihm ein eigenes Bild zu machen, das vom üblichen Bild eines dicken Schwergewichts abweicht. Übrigens kann man mit diesem üblichen Bild Obelix ganz schön ärgern und dabei „eine fangen“ …

Inzwischen halte ich ihn für einen interessanten und teils unverstandenen Charakter, wobei ihm Letzteres gar nicht stört. Unterschiedlich zu meinem Lieblingsbarden aus dem Dorf, lebt mir Obelix „so dahin …“, manchmal so ein bisschen in seiner eigenen kleinen Welt. Wer von uns nicht auch ?

 

Mit meinem etwas anderen Bild von Obelix habe ich im Zusammenhang mit den Zaubertrank angefangen. Darin habe ich auch seinen besten Freund Asterix als ergänzenden Kontrast erwähnt. Jenes Charakter-Paar findet sich übrigens u.a. auch in Bud Spencer und Terence Hill, oder eventuell bei Goofy und Micky in etwas anderer Weise. Gemeinsam haben die Paare zwei Eigenschaften, welche mich - weiter gedacht - bis zum Paar von Punkt und Umraum führen:

Der eine (z.B. Asterix) klein, wach, konzentriert, verdichtet, geballt und aktiv, während der andere (Obelix) groß, weit und ausgedehnt ist; mitunter auch ruhig und verträumt. Doch beide brauchen sich einander, was auch gut bei Micky und Goofy herauskommt. Micky wäre mir in seiner analytischen Konzentration ohne seinem Freund Goofy, der (ohne es zu merken) aus der Weite Erstaunliches anbringt, verloren; und Goofy würde ohne Micky das Wunderbare, auf welches er trifft, gar nicht mal als Solches wahrnehmen.

Der „Punkt“ bringt mir die Wachheit, der „Umraum“ das Besondere - und beides zusammen das Abenteuer.

Also ist mir Obelix kein „dickes Schwergewicht“, sondern in der Leichte ausgedehnt - gleich einem Ballon. Seine Kraft wendet er (auch) an, um sich im Gleichgewicht zu halten und nicht im Winde davon zu fliegen. Wenn er sich im Gleichgewicht hält, erinnert mich seine körperliche Silhouette an eine „Quint-Kugel“, wie ich sie auch bei manchen Pflanzen im Frühjahr, bevor sie ihre Blüten öffnen, gesehen habe.

Dem Obelix fällt auch vieles leicht, uns am deutlichsten am Tragen von Hinkelsteinen sichtbar. Alleine in der Kraft scheint mir sein Potenzial jedoch nicht ausgeschöpft, denn sie betont nur die „lastende Schwere“ zu einem Schwer-Punkt hin. Ich vermisse dazu das „aufsteigende Licht“, das von einer Licht-Quelle ausstrahlt.

Kann der Schwere nur mit der Kraft begegnet werden ?

Schon in der aufrechten Haltung und im Anwenden von Techniken gesellen sich weitere Aspekte hinzu. Spielen auch noch die Seele und das Wesen mit, erweitern sich (mir) die Möglichkeiten um ein Beträchtliches.

Jetzt ist mir schon klar, dass sich die Autoren über Obelix keine derartigen Gedanken über die Schwere und Leichte gemacht haben, und dass es ihnen im Asterix-Universum um etwas anderes gegangen ist.
Ich beschreite in Erzählungen jedoch oft einen umgekehrten Weg:

Viele Autoren kommen von der Realität in die Scheinwelt, um auf einfache und mitunter amüsante Weise auf komplexe Sachverhalte aufmerksam zu machen. Ich greife durchaus Geschichten und Charaktere aus der Scheinwelt auf, lasse mich von ihnen inspirieren … bewege sie … und finde auf anderen Ebenen mitunter Entsprechungen in der Realität. Gerne besuche ich dabei Nebenrollen - oder eben Nebenfiguren ohne Mitspracherecht - um in den Charakteren selbst Geschichten fortzusetzen, aufzuzeigen, was in ihnen wohnt und noch brach liegt - wo quasi noch „der Porsche in der Garage steht.“

So auch bei Obelix.

 

Eine Erweiterung der Möglichkeiten liegt mir z.B. in der Gleichwertigkeit der Leichte mit der gewohnten Schwere. Die Leichte ist mir da eine autonome Eigenschaft, und sie stellt sich nicht bloß aus der Kompensation von Schwere und Masse durch die vom Zaubertrank verliehene Kraft ein. Könnte sie da nicht besser eine weitere Eigenschaft des Zaubertranks sein ?: Dem, der davon getrunken hat, fällt einfach vieles leicht. Ob er jetzt dadurch selbst in die Leichte gelangt und etwas damit anzufangen weiß, oder ob er sich alleine der Magie und der zünftigen Keilerei erfreut, sei ihm überlassen.

Mit der Schwere bildet die Leichte zudem ein Paar, gleich wie Stoffliches und Lichtes, oder wie beim Feuer-Element Licht und Rauch.

Warum also nicht auch bei Obelix' Charakter gleich vorgehen, wie bei Asterix ?

Bei Asterix finden sich auch Eigenschaften der Leichte, die - wie Miraculix meint - aus ihm selbst kommen: die Wendigkeit und Beweglichkeit, ausgedrückt durch den Flügelhelm des Hermes oder auch des Merkurs, dessen Farbe sich im Bart und im Gesichtshaar von Asterix zeigt.

So könnte Obelix vieles leicht fallen, weil er einfach in die Leichte gelangt ist, darin lebt, und sich dies beim ihm als gewohnte „Kraft und Stärke“ zeigt.
Dies unterscheidet ihn dann von Asterix, aber warum soll sich bei Obelix nicht auch eine Eigenschaft finden, die aus ihm selbst kommt ?
Zum Beispiel (s)eine Kraft des
Sich Haltens in der Leichte, was sich in der Scheinwelt des Asterix-Universums als ein geführtes Fliegen auswirken könnte.

 

So abwegig ist dies gar nicht. So hat Miraculix im „Kampf der Häuptlinge“ einen Trank zubereitet, worauf sich ein Römer, der davon getrunken hat, sehr leicht gefühlt und drauf zu fliegen begonnen hat.
Der war freilich verloren darin, weil er sich darin nicht zurechtfinden konnte, aber die Eule, die ihn begleitet, freut sich über den „leichten Römer“ … ein richtiger Kumpel, meint sie.

Wenn Obelix also „gleichwertiger“ zum Asterix auch über eine Kraft, die aus ihm selbst kommt, verfügte (er könnte sie sich ja erlernend angeeignet haben), könnte er in seiner ausgedehnten Leichte nicht nur Hinkelsteine tragen, sondern auch andere Gegenstände, Tiere und Menschen tragen … in seinem geführten Fliegen mittragen. Er gliche dann dem Fakir Erindjah aus dem Morgenland und bräuchte nicht mal einen Teppich dazu.

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