Eleventy.at - Ausgaben - Themen - Titel - zurückblättern - weiterblättern

G E R D s

E L E V E N T Y

F R Ü H L I N G S E R W A C H s E N

Die große Rutschpartie

„Mancher versäumt das kleine Glück, während er auf das Große wartet.“ meint Pearl Sydenstricker Buck (US Schriftstellerin, Beschreibung chinesischen Bauernleben, 1892-1973 Vermont)

 

Eine Geschichte, worin mir (Gerd) so ein kleines Glück frei agierender Charaktere begegnet und mir eine Fortsetzung von „Ein Anfang nach dem Ende“ ist, habe ich in Walt Disneys „Die tollsten Geschichten von Donald Duck“, Heft 33 aus dem Jahre 1973, gefunden.

Es ist darin die zweite Geschichte „Die große Rutschpartie“, worin Donald beim Stadtmuseum seinem Hobby, Treppengeländer herunter zu rutschen, nachgeht.

Dieses Hobby beschert Donald zunächst einen Zusammenstoß mit dem Museumsdirektor am Gehsteig nach dem Ende des Geländers. Seltsamerweise kommt es zu keiner Streiterei, sondern zu einem Gespräch, weil sich der Direktor für diese abnorme Begebenheit interessiert. So erzählt Donald einfach von seinem Hobby und seinem Genuss, dieses auszuüben.

Das bringt den Direktor, seines Zeichens Professor, auf eine Idee, etwas auszuprobieren, eine ihm soeben eingefallene These zu überprüfen.
Mir ist dies ein
Zusammentreffen einer Frage aus der Forschung des Professors mit Donalds unbeschwertem Hobby.

Donald, der (für mich) einzige variable Charakter in Entenhausens Universum, macht sogleich mit, und bald darauf befinden sich beide in Mittelamerika und stehen vor einer Pyramide der Mayas mit dem längsten berutschbaren Treppengeländer der Welt.

Zwischendurch zeigt sich dies durch die in den Comicbildern verwendeten Farben.

Mal sind sie naturalistisch, mal beliebig und manchmal erzählen sie mir von der aktuellen Stimmung. So sprechen der Professor und Donald in einem sie umgebenden gelben Schleier, und das Flugzeug, mit welchem sie reisen, ist auch gelb gefärbt. Schließlich befinden sich beide vor der Pyramide mit der längsten Rutschbahn, die Donald je gesehen hat, Gelb und Orange.

Zunächst sind beide recht begeistert, doch kommt Donald kurz zu sich und fragt den Professor, warum er ihn in seinem Sport unterstützt.
Darauf erzählt ihm der Professor von seiner Forschung und seiner durch ihr Zusammentreffen getroffenen Annahme, welche eben überprüft wird.
Donalds einzige Befürchtung ist, dass er aufwacht und alles nur ein Traum gewesen ist.

Das Schöne für mich ist dabei, dass jeder in seinem Charakter bleibt. Donald und der Professor gleichermaßen agieren in natürlicher Weise aus ihrem Charakter. Das geht so weiter bis sich beide in ihrem Tun einander annähern:

Zunächst Donald. Jetzt interessiert an Professors Ausführungen, welche er mit seinem Hobby in Verbindung bringt, wird kurz Archäologe und grabt ein fehlendes Stück zur Pyramide aus.
Dann ein bisschen unfreiwillig, aber doch in die Dynamik der Handlung eingebunden, der Professor, welcher gemeinsam mit Donald das Geländer herunter rutscht.

Zusammen und mit dem ausgegrabenen Fundstück, welches das Geländer vervollständigt hat, finden nun beide einen Schatz, nach welchem die Wissenschaft schon lange sucht.
Beide Charaktere habe auf ihre Weise ihren Nutzen: Donald mit der Rutschpartie und der Professor mit den aus ihrem gemeinsamen Abenteuer gefundenen Antworten zu seinen Forschungen.

Dabei ist das Finden des Schatzes gar nicht geplant gewesen, denn der Professor hat ja nur seine These überprüfen wollen. Gemeinsam gelingt unversehens mehr, als sich beide jeweils vorgenommen haben.

 

Eine so unbeschwerte Geschichte habe ich selten in Entenhausens Universum gefunden. Diese ist mir erfrischend anders als die Hackordnung der Familie Duck aus dem vorigen Jahrhundert.
Mitunter erleben noch Micky und Goofy als befreundetes Charakter-Paar interessante Abenteuer abseits Mickys Detektivarbeit im Auftrag eines verbrecherjagenden Kommissars.

Scheinbar einander unvereinbare Charaktere und ihre Tätigkeiten stoßen zusammen und begegnen sich in einem gemeinsamen Abenteuer.
Darin finden beide gemeinsam etwas, auf welches jeder Einzelne für sich nie gekommen wäre. Das Gefundene wird zum Gewinn für beide und schließlich auch für ihre Umwelt.

Diese Geschichte vor fast einem halben Jahrhundert hat für mich nichts an Aktualität verloren.

Eleventy.at - Ausgaben - Themen - Titel - zurückblättern - weiterblättern