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G E R D ' s

E L E V E N T Y

D R I T T A U S R U N D

Jobs, die niemand braucht ?

für Thomas

 

Wahrlich, ein Aspekt der Beziehungskunst - den zu fördern unser Vereinszweck ist - sind Perspektiven.

Als ich den Buchtipp gelesen habe, ist mir schon einiges bekannt vorgekommen, z.B. hat mich dies an ceos und an den Zertifizierungswahn erinnert. Wenn Firmen z.B. zjPM, PcM oder cpRE haben, dann muss der öffentliche Dienst nachziehen - denn sonst hieße es wohl in Presse, im Volksmund oder sogar von eigenen Kollegen: die können ja nix - oder ? Vom Zertifizieren leben einige Unternehmen.

Übereinstimmung mit Thomas Buchtipps, wie etwa mit jenem der Schwarmdummheit, bin ich zwar schon gewohnt … Jedoch … diesmal sind mir Möglichkeiten, Jenes misszuverstehen, eingefallen.
Überhaupt einfach zu behaupten, diesen oder jenen Beruf braucht man nicht, ist mir zu wenig durchdacht, zu sehr im Affekt ... und führt eben leichter zu Missverständnissen als überlegtere Aussagen.

 

Zum Beispiel: Brauchen wir eine Kunst ? Zumindest die (post-)moderne bringt doch nichts Produktives, oder ? …
Selbst um sich zu unterhalten und die wohlbekannte Familie Klietmann wiederzusehen - genügt da nicht schon der pannonische Abend, oder ein Schwätzchen beim Kirchenkaffee ?

Oder machen zumindest die geförderten Künstler wie etwa an der Burg oder sonstwo, oder jene, die der kleine man nicht gleich versteht, Bullshit-Jobs ?
Oder handelt es sich bei diesen Jobbern doch nur um Sozialarbeiter, Psychologen, Pfaffen oder Werbegrafiker ?

Sehr dünn und durchlässig sind die Grenzen, was unter sinnreicher Kunst, wertvolle Arbeit oder als ein Bullshit-Job verstanden wird: Des woar schon immer so …
Wozu die eigene Arbeit hinterfragen ? Wozu Prozessmanagement ? Wozu sich ein Konzept machen ? … Funktionieren die Schreibmaschine und jetzt die Makros doch eh' so gut …

Könnte da sogar jenes Buch selbst als Produkt eines Bullshit-Jobber verstanden werden ?

 

Die Welt zum Narren halten ? … Hier jedenfalls eine Perspektive dafür, dieses Buch kritisch zu genießen … oder auch ein Interview von Vice mit dem Autor des Buches.

 

Zum einen spricht das

Gesellschaftlich sinnvolle Arbeit, so Graber, sterbe zunehmend aus - automatisiert, computerisiert, wegrationalisiert.
Sie wird ersetzt durch gesellschaftlich sinnlose Arbeit, so erkennbar hirnrissig, dass die Arbeitenden unmöglich selbst noch an sie glauben können.

für das Grundeinkommen als Ausgleich für die oben erwähnte Automatisierung, Computerisierung und Wegrationalisierung, etc., damit eben die sinnlose Arbeit nicht eben erst geschaffen werden muss.

Wir brauchen dieses - und, wenn es sein muss, selbst die Faulheit als Mutter aller Musen -, um ein Gleichgewicht von technischem und kulturellem Fortschritt herstellen zu können, denn ein „... damit wir weiterarbeiten“ ist mir Zeichen eines einseitigen Verständnisses, wie wir als Menschen auf dieser Welt zu leben vermögen. Als Kontrast dazu, was uns ansonsten blüht, bin ich auf einen anderen Buchtipp von Thomas gekommen. Lesenswert auch nach fünf Jahren. Dazu auch der Heilige Tanz des Yü als Hilfe zur Krisenbewältigung.

 

Zum anderen: Troubadix, der Barde aus dem Asterix-Universum.

Ich habe von ihm eine Geschichte erzählt. In seiner Ausgangslage davor gibt der ein klassisches Bild eines „Bullshit-Job“ Kunstverständnisses des kleinen man im gallischen Dorf ab.

Für meinen Geschmack ist es allzuleicht, eine Tätigkeit, welche von jemanden (z.B. von Südkärtner oder -burgenländer „Blauwählern“) nicht gleich verstanden wird, als Bullshit-Job abzutun.
Za wos brauch' ma des ? Weil ich mich nicht mit etwas anderem auseinandersetzen möchte, ist mir dies oder Jenes dann gleich ein Bullshit-Job.

Ohne Grundeinkommen zwingt so ein Verständnis, angesichts des Populismus und der praktischen „Pressefreiheit“, erst recht zur Legitimation der eigenen Arbeit, mit vielerlei, auch manipulativen, Mitteln, die dann wieder kostenintensive Agenturen und Bullshit-Jobs erforderlich macht.

Missverstanden arbeitet das Buch gegen eine Vielfalt und Qualität im Berufsleben und bewirkt eher das Gegenteil von dem, was der Autor mit seinem Buch gewollt haben könnte.

 

Doch immerhin …

argumentiert (uns) Grabers Analyse für ein Grundeinkommen, anstatt, um der Arbeit als Selbstzweck Willen, sinnlose Jobs zu schaffen.
Ein Grundeinkommen befreit da sogar zu verschiedenstem Verständnis, was ein Bullshit-Job ist. Dann ist es einfach egal, was jemand als wertwoll oder -los betrachtet: Da können wir in unserem Verein durchaus unsere Lesungen mit Musik und Tänzen abhalten, Seelenturnende können in ihrer Kleinkunst Wesentliches sichtbar oder wahrnehmbar machen, Arbeitsabläufe dürfen hinterfragt werden … aber dies schon anders wie bislang gewohnt.

Selbst von Manchen als Bullshit-Job geglaubte Tätigkeiten müssen dann nicht mehr zwecks existentiellen Lebensunterhalt gemacht werden; der Zwang, Arbeit heucheln zu müssen, rührt dann nur noch aus der Jobber Vorliebe zum Luxus. Sich nicht mehr verkaufen zu müssen, befreit zu mehr Sinnhaftigkeit der und zu mehr Beweglichkeit in der Tätigkeit … Dies könnte geschätzt und nachgefragt werden, und der Künstler verdient dann etwas dazu. Gut möglich, dass sich dann so ein „Bullshit-Job“ zu einer sinnvollen Arbeit verwandelt, weil sie dann anders ausgeführt wird.

 

Troubadix, der Barde aus dem Asterix-Universum. Ich habe von ihm eine Geschichte erzählt, wie es anders sein könnte …

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