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G E R D ' s

E L E V E N T Y

B O D E N . S C H A T Z

Kugelschreibär

Johannes Wort der Ausgabe

© ich selbst

 

Das Wort ist eigentlich als Witz entstanden; ich habe einen Platzhalter für Schreibfehler gesucht, und dabei dieses Wort verwendet.

Das Schönste dabei ist, dass es ein Fehler ist, der scheinbar Sinn ergibt: Ein Kugelschreiber ist, logischerweise, ein Ding, das mit einer Kugel schreibt.
Ein Kugelschreibär ist, ebenso logischerweise, ein Bär, der "Kugel !" schreit.

 

Ich bitte, an dieser Stelle freundlich zu geruhen, sich diese Situation erst einmal vorzustellen. Ein komisches Bild, nicht wahr? Mit ein Grund, warum ich es heute darbiete.

Jedoch sind mir dieses Mal Nebenaspekte der Entstehung wichtiger.

 

Es war nämlich überhaupt nicht vorgesehen, ein witziges Bild im Kopf zu erzeugen, sondern einfach nur irgendeinen Schreibfehler; gewissermaßen war die Komik eine unerwartete Nebenwirkung.

Zugegebenermaßen ist dies im Alltag sehr häufig so, dass Komik nicht vorhergesehen oder geplant ist, sondern eben passiert. Genau das ist der erste Aspekt, den ich hier beleuchten möchte: Das Ungeplante.

 

Nicht umsonst beginnt "ungeplant" genauso wie "Ungeheuer"; für viele Menschen ist es auch mehr oder weniger dasselbe: Alles hat nach Plan zu laufen.

Wie heißt es so schön? Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von Deinen Plänen. Pläne halten ungefähr so lange, bis man sich an ihre Umsetzung macht, manchmal sogar noch kürzer. Natürlich brauchen wir einen Plan, um unsere Aktivitäten halbwegs zu koordinieren, aber wir müssen diesen Plan immer mal wieder an diese unfreundlichen Dinger namens "Tatsachen" anpassen.

 

Andererseits kann auch und gerade das Ungeplante erstaunlich positiv sein, und genau deshalb ist es so wichtig, nicht in "geplant" und "ungeplant" zu trennen, sondern eher in "hilfreich" oder "schädlich".

Auch geplante Ereignisse oder Aktivitäten können sich als schädlich herausstellen - und ungeplante als ein Segen. 1928 vergaß jemand, in einem Labor, das mit Krankheitserregern in Petrischalen arbeitete, das Fenster zu schließen. Die Bakterienkolonien waren verdorben. Heute würde man zunächst sagen: Wir müssen neu planen, Zeit und Geld sind verloren gegangen, wer war das, wer wird dafür gefeuert? Damals nahm sich ein gewisser Fleming Zeit, das Ungeplante zu betrachten und sagte sich: "Moment mal, wenn etwas Krankheitserreger töten kann ..."

1942 wurde Penicillin bekannt. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Menschen gestorben wären, wenn Fleming darauf bestanden hätte, nur seine geplanten Forschungen durchzuführen und das Ungeplante weggeworfen hätte...

 

Der zweite Aspekt ist einsichtiger, aber umso lieber vergessen: Spaß.

Es tut gut, Spaß zu haben; nicht nur das, unser Gehirn arbeitet auch besser, wenn wir uns wohl fühlen. Und, wie man sieht, eine amüsante Kleinigkeit lässt sich immer mal wieder irgendwo einbauen, geplant oder ungeplant. Es gibt zahllose Kleinigkeiten, über die wir uns ärgern; da ist es wohl eine gute Gegenstrategie, sich Kleinigkeiten zu suchen, die uns freuen können, uns aufheitern oder uns einfach nur angenehm sind.

 

Daher, als Abschluss ein wichtiger Gedanke: Wir können niemals vorhersehen, was kommen wird; wir könnten nicht einmal einen Bruchteil der hierfür notwendigen Informationen behalten, geschweige denn die Formeln verwenden, die für die Berechnung notwendig wären. Also sollten wir offen sein dafür, dass Unerwartetes kommt - und dass dieses Unerwartete durchaus auch mal statt lästig oder schwierig nützlich, schön oder interessant sein kann. Und wenn man nicht sofort etwas daraus machen kann, dann vielleicht ein andermal.

Und sei es nur ein dummer Witz, über den man sich eine Minute amüsieren kann.


(Das kann auch ein kugelrunder Schrei-Bär sein, im Gegensatz zum vollschlanken Brumm-Bär. Wie ein Kugelschreiber ein kugelrunder Schreiber sein kann. Anm.d.Red.)

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