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ich selbst
Das
Wort ist eigentlich als Witz entstanden; ich habe
einen Platzhalter für Schreibfehler gesucht,
und dabei dieses Wort verwendet.
Das
Schönste dabei ist, dass es ein Fehler ist,
der scheinbar Sinn ergibt: Ein Kugelschreiber ist,
logischerweise, ein Ding, das mit einer Kugel
schreibt.
Ein Kugelschreibär ist, ebenso logischerweise,
ein Bär, der "Kugel !" schreit.
Ich
bitte, an dieser Stelle freundlich zu geruhen, sich
diese Situation erst einmal vorzustellen. Ein
komisches Bild, nicht wahr? Mit ein Grund, warum
ich es heute darbiete.
Jedoch
sind mir dieses Mal Nebenaspekte der Entstehung
wichtiger.
Es
war nämlich überhaupt nicht vorgesehen,
ein witziges Bild im Kopf zu erzeugen, sondern
einfach nur irgendeinen Schreibfehler;
gewissermaßen war die Komik eine unerwartete
Nebenwirkung.
Zugegebenermaßen
ist dies im Alltag sehr häufig so, dass Komik
nicht vorhergesehen oder geplant ist, sondern eben
passiert. Genau das ist der erste Aspekt, den ich
hier beleuchten möchte: Das
Ungeplante.
Nicht
umsonst beginnt "ungeplant" genauso wie
"Ungeheuer"; für viele Menschen ist es auch
mehr oder weniger dasselbe: Alles hat nach Plan zu
laufen.
Wie
heißt es so schön? Wenn Du Gott zum
Lachen bringen willst, erzähle ihm von Deinen
Plänen. Pläne halten ungefähr so
lange, bis man sich an ihre Umsetzung macht,
manchmal sogar noch kürzer. Natürlich
brauchen wir einen Plan, um unsere Aktivitäten
halbwegs zu koordinieren, aber wir müssen
diesen Plan immer mal wieder an diese
unfreundlichen Dinger namens "Tatsachen"
anpassen.
Andererseits
kann auch und gerade das Ungeplante erstaunlich
positiv sein, und genau deshalb ist es so wichtig,
nicht in "geplant" und "ungeplant" zu trennen,
sondern eher in "hilfreich" oder
"schädlich".
Auch
geplante Ereignisse oder Aktivitäten
können sich als schädlich herausstellen -
und ungeplante als ein Segen. 1928 vergaß
jemand, in einem Labor, das mit Krankheitserregern
in Petrischalen arbeitete, das Fenster zu
schließen. Die Bakterienkolonien waren
verdorben. Heute würde man zunächst
sagen: Wir müssen neu planen, Zeit und Geld
sind verloren gegangen, wer war das, wer wird
dafür gefeuert? Damals nahm sich ein gewisser
Fleming Zeit, das Ungeplante zu betrachten und
sagte sich: "Moment mal, wenn etwas
Krankheitserreger töten kann ..."
1942
wurde Penicillin bekannt. Ich möchte gar nicht
wissen, wie viele Menschen gestorben wären,
wenn Fleming darauf bestanden hätte, nur seine
geplanten Forschungen durchzuführen und das
Ungeplante weggeworfen hätte...
Der
zweite Aspekt ist einsichtiger, aber umso lieber
vergessen: Spaß.
Es
tut gut, Spaß zu haben; nicht nur das, unser
Gehirn arbeitet auch besser, wenn wir uns wohl
fühlen. Und, wie man sieht, eine amüsante
Kleinigkeit lässt sich immer mal wieder
irgendwo einbauen, geplant oder ungeplant. Es gibt
zahllose Kleinigkeiten, über die wir uns
ärgern; da ist es wohl eine gute
Gegenstrategie, sich Kleinigkeiten zu suchen, die
uns freuen können, uns aufheitern oder uns
einfach nur angenehm sind.
Daher,
als Abschluss ein wichtiger Gedanke: Wir
können niemals vorhersehen, was kommen wird;
wir könnten nicht einmal einen Bruchteil der
hierfür notwendigen Informationen behalten,
geschweige denn die Formeln verwenden, die für
die Berechnung notwendig wären. Also sollten
wir offen sein dafür, dass Unerwartetes kommt
- und dass dieses Unerwartete durchaus auch mal
statt lästig oder schwierig nützlich,
schön oder interessant sein kann. Und wenn man
nicht sofort etwas daraus machen kann, dann
vielleicht ein andermal.
Und
sei es nur ein dummer Witz, über den man sich
eine Minute amüsieren kann.
(Das
kann auch ein kugelrunder Schrei-Bär sein, im
Gegensatz zum vollschlanken Brumm-Bär. Wie ein
Kugelschreiber ein kugelrunder Schreiber sein kann.
Anm.d.Red.)
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