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G E R D ' s

E L E V E N T Y

W I E . G E H T ' S ?

Querligaspieler

Johannes Wort der Ausgabe

© weiß nicht, Berufskollegen von Gerd (im Zuge diverser Um-, Re- oder anderer -Organisationen im Akkord)

 

Dieses schöne Wort lässt sich sogar dann mit Wonne missverstehen, wenn man es umbaut. Es enthält sowohl einen Querspieler als auch eine Querliga.
Sehen wir uns diese Verständnismöglichkeiten einmal an:

 

Erstens ist ein Quer-Liga-Spieler einer, der quer spielt, also quer zu dem eigentlichen Ligasystem.

Vermutlich ist dies auch gemeint gewesen, also ein Mensch, der nicht im üblichen System funktioniert, sondern "quer" dazu liegt. Mangels zutreffender Konzepte beziehungsweise mangels der sprachlichen Möglichkeiten, unterschiedliche Konzepte korrekt zu differenzieren, verwenden wir ja sehr gerne ebenso unzutreffende wie leicht verständliche räumliche Begriffe. "Quer" ist in diesem Fall besonders schön, weil es bedeutet, dass etwas weder parallel noch im rechten Winkel oder sonst wie angeordnet ist, es ist eher "ungeordnet" und liegt eben irgendwie anders. In diesem Fall: Quer zum Ligasystem.

Das heißt, der Querligaspieler spielt gleichzeitig in verschiedenen Ligen, zieht dabei aber immer sein Ding durch. In einer Hierarchie oder Organisation wäre das jemand, der auf verschiedenen Ebenen zum jeweiligen Team gehört, und zwar jeweils als gleichrangiges Teammitglied. Gewissermaßen ein Springer, der immer dort das tut, was gerade gebraucht wird, und nicht auf seiner Position und "Bedeutung" sitzen bleibt. Das wäre zwar schön, widerspricht aber leider unserem Konzept der Hierarchie, sodass es eher so gemeint ist, dass jemand trotz seiner hierarchischen Position in verschiedenen Teams sitzt, aber eben nicht unbedingt als gleichrangiges Mitglied. Dennoch bleibt dieses Konzept ein sehr erfreuliches, dessen Ermöglichung wir überlegen sollten.

 

Die zweite Möglichkeit gefällt mir jedoch sogar noch besser. Ein Querliga-Spieler ist dann nämlich jemand, der in der Querliga spielt.

Eine ganze Liga, die zum restlichen System schief liegt, die sich einfach nicht darum kümmert, wie das System ihre Position vorsieht, sondern die so liegt, wie es ihr passt. Gewissermaßen ein gemischtes Team von Hand- und Fußballern, sozusagen, das eine Mischung aus Hand- und Fußball spielt. Stelle ich mir spannend vor. Vor allem in Organisationen wäre so etwas sicherlich sehr anregend, wenn auch leicht lästig.
Andererseits wird so etwas durchaus benötigt, denn sonst geht alles zu sehr geradeaus, sodass viele Dinge gar nicht mehr gesehen werden, weil sie nicht im Schema vorgesehen sind und daher auch nicht im Schema abgebildet werden können. Dann werden sie eben als "das gibt's nicht" für nicht weiter beachtenswert erklärt - und sobald eine Organisation anfängt, ihre Struktur über die Realität zu stellen, wird es für sie schwierig.

Ein bisschen anders sieht die Sache aus, wenn wir sie von der gesellschaftlichen Seite her betrachten. Da haben wir nämlich schon lange ausschließlich Querlieger (bitte die geänderte Schreibweise beachten), so viele, dass es eigentlich gar keine Hauptrichtung mehr gibt. Hier ist es sogar ausgesprochen schädlich, wenn bzw. dass jede Liga ihre eigenen Regeln, ihr eigenes System und ihre eigene Position selbst bestimmen will, ohne die allergeringste Rücksicht auf alle anderen. Es wird Probleme geben, wenn manche Hammerwerfen, andere Tennis und andere Fußball spielen wollen, und das alles zugleich auf demselben Volleyballplatz, um bei der Sportanalogie zu bleiben.

 

Aber auch hierfür wird sich eine Lösung finden lassen, vorausgesetzt, wir akzeptieren ein paar Kleinigkeiten.
Wie etwa, dass wir von uns selbst aus klar geradeaus gehen, von allen anderen aus gesehen aber quer und in sehr merkwürdige Richtungen.

Und dass andere, wenn sie quer gehen, das nicht aus Bosheit tun, sondern aus derselben Selbstverständlichkeit wie wir selbst.

Und zum Schluss, dass wir ohne derartige "Querläufer" wohl heute noch ganz brav auf den Bäumen sitzen würden, denn welcher Affe würde von dort herunterkommen wollen ?

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