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G E R D ' s

E L E V E N T Y

A M . S Ü D S E E

Thomas Buchtipp

In Anbetracht täglicher neuer Meldungen von verschiedenen Krisenherden habe ich diesmal einen Titel gewählt, der stark populistisch anmutet. Bei genauerem Hinsehen wird Kapitel für Kapitel klarer, wie berechtigt viele der angeführten Argumente sind.

Mit der Gründung der UNO gilt ein weltweites Kriegsverbot.
Nur in zwei Ausnahmen sind kriegerische Maßnahmen zugelassen (Selbstverteidigung oder Mandat des UNO-Sicherheitsrats). Abgesehen von diesen zwei Ausnahmen ist jeder Krieg laut UN-Charta illegal, seit über 70 Jahren.
Die Realität ist jedoch eine ganz andere. Dieses Buch beschreibt, wie in Vergangenheit und Gegenwart illegale Kriege geführt werden. Es zeigt, wie die Regeln der UNO und vor allem das Kriegsverbot gezielt sabotiert wurden und welch unrühmliche Rolle hierbei die Länder der NATO spielen.

Dass letztlich noch jeder der uns in den letzten Jahren präsentierten "Kriegsgründe" sich schließlich als Propagandamärchen herausstellte und dass die NATO inzwischen kein Verteidigungsbündnis mehr ist - all das taucht in Medien und Politik selten auf.

Zahlreiche Politiker müssten dafür - wenn es gerecht zuginge - ins Gefängnis.

Dies geschieht nicht, so führt Ganser aus, weil diese Politiker zu mächtig sind, und auch, weil "die Massenmedien es nicht wagen, die Politiker, die ohne UNO-Mandat Angriffskriege führen, klar und deutlich als Verbrecher zu bezeichnen."

Viele schlimme illegale Kriege seit dem 2.Weltkrieg gingen speziell auch von NATO-Staaten aus. Über die Nato sagte Richard Nixon seinerzeit laut Ganser:

"Die einzige internationale Organisation, die jemals funktioniert hat, ist die NATO, und zwar deshalb, weil es eine militärische Allianz ist und wir die Führung innehaben." Ganser führt an zahlreichen Beispielen sehr fundiert aus, dass sich die Nato "von einer defensiven zu einer aggressiven Kriegsallianz gewandelt" hat, und appelliert:

"Die Zeit ist gekommen, um sowohl die NATO als auch das US-Imperium in ihre Schranken zu weisen."

Vor einigen Jahren wäre das vielleicht im Westen noch eine Minderheitenmeinung gewesen, inzwischen aber scheinen immer mehr Menschen diese Sicht zu teilen (Kein Wunder! Es ist einfach nicht mehr zu übersehen, wie aggressiv die Nato z.B. an den Grenzen zu Russland operiert). So nennt Ganser beispielsweise Dieter Deiseroth, immerhin Richter am Bundesverwaltungsgericht, der die Nato kritisch sehe. Der fasste in einem öffentlichen Vortrag an der Universität Bremen die Bewertung und Charakterisierung der NATO [...] mit einem Zitat des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt zusammen:

"In Wirklichkeit ist diese Organisation nicht notwendig. Objektiv gesehen handelt es sich heute um ein Instrument der amerikanischen Außenpolitik, der amerikanischen Weltstrategie."

 

Ganser stellt sich aber ausdrücklich gegen einen pauschalen Anti-Amerikanismus. Statt für irgendeine Art von ANTI-Haltung plädiert er für eine PRO-Haltung. Er appelliert:

Es müsse "dringend der global verbindende Impuls 'Wir, die Völker der Vereinten Nationen' wiederbelebt werden, da er den wertvollen Gedanken der Menschheitsfamilie ausdrückt, für den jede Anti-Bewegung und jeder Nationalismus Gift ist. Dieser Gedanke steht daher zu Recht als erster Satz am Anfang der UNO-Charta."

 

Die wesentlichsten in diesem Buch von Ganser analysierten Kriege sind:

* Die Invasion von Kuba 1961.

* Der Angriff auf Vietnam 1964.

* Die provozierte Invasion von Afghanistan 1979.

* Die Bombardierung von Serbien im Kosovokrieg 1999.

* Der Angriff auf den Irak 2003.

* Der Sturz der Regierung in Libyen 2011.

* Der Putsch in der Ukraine 2014.

* Der Krieg in Syrien (2011) und der Einsatz der deutchen Bundeswehr (2016).

 

Ganser legt ein fundamental wichtiges Plädoyer für die ursprüngliche Zielsetzung der UNO vor. Es geht hier tatsächlich um Krieg und Frieden, Leben und Tod von hunderten von Millionen von Menschen, die in einem immer stärker am Horizont drohenden 3.Weltkrieg pulverisiert würden. Allen voran ganz sicher auch wir in Mitteleuropa!

 

Daniele Ganser, 1972 in Lugano geboren, ist Historiker, spezialisiert auf Zeitgeschichte nach 1945 und internationale Politik.

Seine Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und Wirtschaftspolitik.
Er unterrichtet am Historischen Seminar der Universität Basel und forscht zum "Peak Oil", dem globalen Kampf ums Erdöl, und dem so genannten "Krieg gegen den Terrorismus".

Daniele Ganser war von 2001 bis 2003 Senior Researcher beim Think Tank Avenir Suisse in Zürich.
Avenir Suisse wird von 14 international tätigen Schweizer Firmen finanziert, darunter Swiss Re, ABB, Novartis, Roche, UBS, Credit Suisse und Nestlé.

Von 2003 bis 2006 war Daniele Ganser Senior Researcher am Center for Security Studies (CSS) der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich.

In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Außenministerium - dem Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) - untersuchte er den Einfluss der Globalisierung auf Krieg und Frieden. Daniele Ganser war Mitglied der Expertengruppe zur zivilen Friedensförderung und Stärkung der Menschenrechte im EDA.

 

Daniele Gansers Illegale Kriege ist im Oktober 2016 unter der ISBN 978-3-280-05631-8 im Verlag Orell Füssli erschienen, umfasst 374 Seiten und ist um EUR 25,70 im Buchhandel erhältlich.

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