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In
Anbetracht täglicher neuer Meldungen
von verschiedenen Krisenherden habe ich
diesmal einen Titel gewählt, der
stark populistisch anmutet. Bei genauerem
Hinsehen wird Kapitel für Kapitel
klarer, wie berechtigt viele der
angeführten Argumente sind.
Mit
der Gründung der UNO gilt ein
weltweites Kriegsverbot.
Nur in zwei Ausnahmen sind kriegerische
Maßnahmen zugelassen
(Selbstverteidigung oder Mandat des
UNO-Sicherheitsrats). Abgesehen von diesen
zwei Ausnahmen ist jeder Krieg laut
UN-Charta illegal, seit über 70
Jahren.
Die Realität ist jedoch eine ganz
andere. Dieses Buch beschreibt, wie in
Vergangenheit und Gegenwart illegale
Kriege geführt werden. Es zeigt, wie
die Regeln der UNO und vor allem das
Kriegsverbot gezielt sabotiert wurden und
welch unrühmliche Rolle hierbei die
Länder der NATO spielen.
Dass
letztlich noch jeder der uns in den
letzten Jahren präsentierten
"Kriegsgründe" sich schließlich
als Propagandamärchen herausstellte
und dass die NATO inzwischen kein
Verteidigungsbündnis mehr ist - all
das taucht in Medien und Politik selten
auf.
Zahlreiche
Politiker müssten dafür - wenn
es gerecht zuginge - ins Gefängnis.
Dies
geschieht nicht, so führt Ganser aus,
weil diese Politiker zu mächtig sind,
und auch, weil "die Massenmedien es nicht
wagen, die Politiker, die ohne UNO-Mandat
Angriffskriege führen, klar und
deutlich als Verbrecher zu
bezeichnen."
Viele
schlimme illegale Kriege seit dem
2.Weltkrieg gingen speziell auch von
NATO-Staaten aus. Über die Nato sagte
Richard Nixon seinerzeit laut
Ganser:
"Die
einzige internationale Organisation, die
jemals funktioniert hat, ist die NATO, und
zwar deshalb, weil es eine
militärische Allianz ist und wir die
Führung innehaben." Ganser führt
an zahlreichen Beispielen sehr fundiert
aus, dass sich die Nato "von einer
defensiven zu einer aggressiven
Kriegsallianz gewandelt" hat, und
appelliert:
"Die
Zeit ist gekommen, um sowohl die NATO als
auch das US-Imperium in ihre Schranken zu
weisen."
Vor
einigen Jahren wäre das vielleicht im
Westen noch eine Minderheitenmeinung
gewesen, inzwischen aber scheinen immer
mehr Menschen diese Sicht zu teilen (Kein
Wunder! Es ist einfach nicht mehr zu
übersehen, wie aggressiv die Nato
z.B. an den Grenzen zu Russland operiert).
So nennt Ganser beispielsweise Dieter
Deiseroth, immerhin Richter am
Bundesverwaltungsgericht, der die Nato
kritisch sehe. Der fasste in einem
öffentlichen Vortrag an der
Universität Bremen die Bewertung und
Charakterisierung der NATO [...]
mit einem Zitat des früheren
Bundeskanzlers Helmut Schmidt
zusammen:
"In
Wirklichkeit ist diese Organisation nicht
notwendig. Objektiv gesehen handelt es
sich heute um ein Instrument der
amerikanischen Außenpolitik, der
amerikanischen Weltstrategie."
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Ganser
stellt sich aber ausdrücklich gegen einen
pauschalen Anti-Amerikanismus. Statt für
irgendeine Art von ANTI-Haltung plädiert er
für eine PRO-Haltung. Er
appelliert:
Es
müsse "dringend der global verbindende Impuls
'Wir, die Völker der Vereinten Nationen'
wiederbelebt werden, da er den wertvollen Gedanken
der Menschheitsfamilie
ausdrückt, für den jede Anti-Bewegung und
jeder Nationalismus Gift ist. Dieser Gedanke steht
daher zu Recht als erster Satz am Anfang der
UNO-Charta."
Die
wesentlichsten in diesem Buch von Ganser
analysierten Kriege sind:
*
Die Invasion von Kuba 1961.
*
Der Angriff auf Vietnam 1964.
*
Die provozierte Invasion von Afghanistan 1979.
*
Die Bombardierung von Serbien im Kosovokrieg
1999.
*
Der Angriff auf den Irak 2003.
*
Der Sturz der Regierung in Libyen 2011.
*
Der Putsch in der Ukraine 2014.
*
Der Krieg in Syrien (2011) und der Einsatz der
deutchen Bundeswehr (2016).
Ganser
legt ein fundamental wichtiges Plädoyer
für die ursprüngliche Zielsetzung der UNO
vor. Es geht hier tatsächlich um Krieg und
Frieden, Leben und Tod von hunderten von Millionen
von Menschen, die in einem immer stärker am
Horizont drohenden 3.Weltkrieg pulverisiert
würden. Allen voran ganz sicher auch wir in
Mitteleuropa!
Daniele
Ganser, 1972 in Lugano geboren, ist Historiker,
spezialisiert auf Zeitgeschichte nach 1945 und
internationale Politik.
Seine
Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung,
Geostrategie, verdeckte Kriegsführung,
Ressourcenkämpfe und Wirtschaftspolitik.
Er unterrichtet am Historischen Seminar der
Universität Basel und forscht zum "Peak Oil",
dem globalen Kampf ums Erdöl, und dem so
genannten "Krieg gegen den Terrorismus".
Daniele
Ganser war von 2001 bis 2003 Senior Researcher beim
Think Tank Avenir Suisse in Zürich.
Avenir Suisse wird von 14 international
tätigen Schweizer Firmen finanziert, darunter
Swiss Re, ABB, Novartis, Roche, UBS, Credit Suisse
und Nestlé.
Von
2003 bis 2006 war Daniele Ganser Senior Researcher
am Center for Security Studies (CSS) der
Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH)
Zürich.
In
Zusammenarbeit mit dem Schweizer
Außenministerium - dem Eidgenössischen
Departement für Auswärtige
Angelegenheiten (EDA) - untersuchte er den Einfluss
der Globalisierung auf Krieg und Frieden. Daniele
Ganser war Mitglied der Expertengruppe zur zivilen
Friedensförderung und Stärkung der
Menschenrechte im EDA.
Daniele
Gansers Illegale Kriege ist im Oktober 2016
unter der ISBN 978-3-280-05631-8 im Verlag Orell
Füssli erschienen, umfasst 374 Seiten und ist
um EUR 25,70 im Buchhandel
erhältlich.
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