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G E R D ' s

E L E V E N T Y

H Ü L L E N

Wahlbarometer

Die ursprüngliche Version ist vom Hoffmanns Verlag 1994/1995.

Eine kurze Inhaltsangabe des Buches von Mag. Wolfgang Klietmann - jetzt aufgegriffen anlässlich der Wahlen im Aus- und Inland (chronologisch angeführt).

Der Autor schreibt:

Ich habe eine Entdeckung à la Archimedes gemacht, und zwar beim Betrachten der Fernsehshow „Verzeih mir“.
(Heute könnte man in ORF 2 die „Barbara Karlich Show“ ansehen.)

Jemand erklärt, jemanden beleidigt zu haben, das TV-Team steht mit Blumen an der Haustüre. Es kommt zur Bitte um Entschuldigung, alle versöhnen sich und heulen Rotz und Wasser. Dazwischen kommt der Werbespot für Katzenfutter und Damenbinden. „Glückliche Katze berichtet, dass sie jetzt während der kritischen Tage des Monats problemlos Radfahren kann.“

Frage: Wieso melden sich Menschen freiwillig, um ihre intimen Probleme vor ein paar Millionen erdnussknabbernder Spanner auszubreiten? Sie werden im elektronischen Monstrositätenkabinett vorgeführt wie ein Kalb mit sechs Beinen. Merken sie es nicht? Erkenntnis: Arschlöcher.

Vom IQ zum AQ

Denken ohne Benutzung des Kopfes.
Der Mensch kann auf zwei Arten denken: Mit dem Kopf (IQ) und mit dem Arsch (AQ).

 

Duplizität des Denkens

Wie Kopf und Arsch miteinander kooperieren - Kopfdenk rational, Arschdenk irrational

Beim Autokauf:

IQ: Jeden Tag zur Arbeit, im Stau stecken.
AQ: In sechs Sekunden auf hundert, Metallic-Lackierung!

Bei der Parteiwahl:

IQ: Was für ein Programm, haben sie einleuchtende Rezepte?
AQ: Welche Wahlgeschenke - Freibier oder Luftballons?

IQ und AQ sind voneinander unabhängig. Nichts ist gefährlicher als ein hochintelligentes Arschloch!

Die A-Majorität:

Der nicht sehr erfreuliche Lehrsatz von der Mehrheit der Arschlöcher.
AQ hat immer größeren Einfluss als IQ. „Die Arschlöcher haben immer die Mehrheit.“

 

Geltungsbereich

Hundert Universitätsprofessoren weisen denselben AQ auf wie hundert Straßenkehrer. Sie gebrauchen nur mehr Fremdwörter, um ihn unter Beweis zu stellen. (Weder Gourmet noch Reichtum entscheidet die Weise, „… in der sich der Arschlochismus individuell manifestiert“. Drei Fremdwörter hintereinander! Das ist ein wissenschaftliches Buch!) (Gengergerecht: ArschlochInnen).

Der A-Quotient einer Gruppe ist unabhängig von Geschlecht, Alter, Nationalität, Hautfarbe, Bildungsgrad oder anderen Eigenschaften.

 

Historischer Exkurs

Trojanischer Krieg

AQ in der modernen Politik

„Der politische Gegner möge mit den Kassandrarufen aufhören“. = „Verschonen Sie mich gefälligst mit Tatsachen!“

Die alten Griechen waren Arschlöcher: „Gegen den Arschdenk kämpfen Götter selbst vergebens.“

 

Genese des Arschdenks

Der kürzeste Weg zwischen zwei Standpunkten ist immer der Trampelpfad vorgefasster Meinungen.

Jede neue Entdeckung steht alter Aberglaube gegenüber. Forscher <-> Guru

Das heißt, der AQ bleibt immer stabil.

 

Tabu

„Arschloch“ ist ein schmutziges Wort

Im Fernsehen: ein Kulturkritiker leitet die Diskussion mit Volksmusikanten, Waschmittelwerbern und Parteigeneralsekretären.
Warum statt der Diskussionssendung nicht sinnvollere Programme - wie das Testbild?

Ergebnis: Alle wenden sich an den AQ. „Ein Arschloch kann man nicht mehr arschlochifizieren.“

 

Subkutane Limpidisierung

Attraktion von Klugscheißereien auf Arschlöcher

-> Bratpfannen als Produkt der Weltraumforschung

-> Schauspieler in weißen Kitteln empfehlen Zahnpasta

-> Politiker sprechen zu den Ärschen wie Hämorrhoiden-Spezialisten, die sich als Gehirnchirurgen ausgeben: „Wir packen es!“ „Für eine gesicherte Zukunft“

Es gibt die falsche Überzeugung, die Arschlöcher sind immer die anderen.

 

Gruppenphänomene

Man kann dem AQ auch in Gruppen nicht entfliehen.

Je größer eine Gruppe wird, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Arschlöcher darin die Mehrheit haben.

 

Entropie der Ideen

Über die Verflachung der Ideen als Voraussetzung für ihren Erfolg

 

Zur Praxis

Arschlöcher finden immer alles ganz einfach

Ein Leserbrief: „Es ist doch ganz einfach - Spritze mit aidsverseuchtem Blut aufziehen, zustechen, und dann einfach abwarten.“

Wann hat der A-Geigerzähler zu ticken begonnen? Erst nach dem Aufruf zur Ermordung von Drogenkranken?
Nach der Formulierung „Es ist doch alles ganz einfach“ ist alles klar. Populisten richten ihren Diskurs unter Umgehung der Köpfe direkt an die Ärsche.

Erhebungen über das soziale Gefüge in Großstädten? Quatsch: „Unsereins kriegt keine Wohnung, aber diesen Kanaken blasen sie Zucker in den Hintern.“ - so heißt das.

„Wes der Arsch voll ist, des geht der Mund über.“

 

Arschlöcher ziehen die Kopie dem Original vor - Denken per Playback

Das Arschloch weiß nicht, was ihm gefällt. Es beobachtet aus den Augenwinkeln die Bewertung der Anderen.
Es folgt der dahintrampelnden Herde. „Esst Scheiße - zehn Millionen Fliegen können sich nicht irren“ ist für es eine Erkenntnis. (-> „Kulturschloch“)

Playback-Sänger mit Playback-Orchester und Playback-Dirigenten führt zu Playback-Denken.

 

Arschlöcher definieren sich durch Äußerlichkeiten

Arschlöcher tragen die Modezeichengewänder, -schuhe, -brillen wie wandelnde Litfasssäulen. Es muss „das“ Markenzeichen darauf sein, das gerade in ist.

Titelsucht auf Visitenkarten: von Honorarkonsul über Generaldirektor bis zum Oberdampfschiffseilanbinder.

 

Arschlöcher lieben Regeln um ihrer selbst willen

Denken tut weh, wenn man es nicht gewohnt ist. Regeln, je mehr, desto besser, und je exakter, desto besser, ersparen einem diese Anstrengung.

 

Arschlöcher formulieren die Wirklichkeit um

Die Kunst der Umwortung: „Sukzessive Polygamie“ = 2. Eheschließung

„Lauschiger Entsorgungspark“ = hochgiftige, radioaktive Abfälle

„Finanzielle Kontaktpflege“ = Bestechung

„Optimierte Staatseinnahmen“ = Steuererhöhung

DDR: „Jahresendflügelfigur“ = Weihnachtsengel

„Antifaschistischer Schutzwall“ = Berliner Mauer

Modernes Beispiel aus einem Reich im Osten: „Tor mit Seitenteilen“ = Zaun

 

Arschlöcher sehen nicht, was sie nicht sehen wollen

„Die gute Nachricht: In Bayern starben im vergangenen Jahr 1710 Menschen im Straßenverkehr“ - Bayern? Ein Paradies für Nekrophile?
Nein, im Jahr davor gab es mehr Verkehrstote. „Verkehrsopfer“ ist eine arschlochologische Umwortung: Einem anbetungswürdigen Gott unter dem Mercedesstern werden Opfer gebracht.

 

Arschlöcher haben immer, immer Recht

Arschlöcher irren sich nie. Niemand ist arroganter als so ein größenzentrierter Denkimitator, wenn er sein Vorurteil als allerneueste Erkenntnis der Wissenschaft ausgibt.
Man lässt denken - „Das haben sie im Fernsehen gesagt!“ (Heute: „Ich hab’s aus dem Internet“)

Absolute Autoritäten erlauben dem Arschloch, nicht nur Scheiße zu bauen, sondern sie auch als wohlriechenden Zimmerschmuck zu rechtfertigen.

 

Zuletzt eine Entschuldigung des Autors bei den rosigen Rosetten, dass er sie mit Schlagersängern, Modefreaks und Politikern verglichen hat.

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