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E R D ' s E
L E V E N T Y E
' G U T Wenn ich
einer wäre ... Als
Buchtipp könnte ich (Gerd) mal unsere
Textbände anpreisen, da diese
ausschließlich aus eigenen Werken unserer
Autoren des Kreativkreises bestehen. Jene Texte
sind also einmalig. Als
Beispiel wähle ich einen Text aus den
"WeltenErzählungen",
aus welchem vor ein paar Jahren gelesen worden ist,
zumal ich bereits mit ein paar Kollegen
darüber gesprochen habe. Wenn
ich einer
wäre,
der Bilder malen kann, ich
würde Landschaften malen. Bäume
und Wiesen und Berge, ein Meer grüner
Weite und Stille. Und
Wasser dazwischen, hier ein stiller Fluss,
ein
ruhiger Bach, aber auch reißende
Stromschnellen, einen
Wasserfall, tosend und
mächtig. Oder
einen Teich, angefangen bei der kleinsten
Lacke am Wegesrand, einen
Weiher, an dessen Ufer man verweilen
möchte, einen
See, der einlädt, sich zu
erträumen, was darunter
liegt, und
schließlich, ewig und gewaltig und
großartig: Das Meer. Der
Ozean käme nach hinten, dort, wo er
in die Ferne lockt, wo
er Ewigkeit verheißt. In die Mitte
kämen die Flüsse und
Berge, von
Wäldern bedeckt, nach vorne eine
Wiese mit Weiher darin, sanft
umschlossen von der restlichen
Landschaft. Rechts
hinten, den Horizont verdeckend, ein
höherer Berg, der
sich schroffer erhebt und oben grau ist,
ja schließlich
schneebedeckt. Vielleicht
blühen ein paar Bäume, es ist
Frühling. Das
Grün wird daher hell, aber
kräftig, in tausenderlei Farben und
Formen, alles
lebt und drängt nach Leben. Zur
besseren Beleuchtung lasse ich die Sonne
scheinen, aber
auch Wolken kommen vor, und alles ist
reich von Wasser genährt. Dazwischen
natürlich - die Tiere! Große
Tiere, im Wald erspäht, kleinere,
aber doch bemerkenswerte in der
Nähe. Auch
andere Landschaften würde ich
malen; Wüsten,
kahl und offen, voller Licht und
Raum; Steppen
voller Leben, dunkle Taiga bis hin zum
ewigen Eis. Und
natürlich - den Ozean, dunkel, still,
geheimnisvoll und weit, der
uns immer noch von Ferne und von
Möglichkeiten
erzählt. Alles
wunderschön, alles so berührend
und wertvoll, dass
alle, die es betrachten, sehen
müssten, wie schön unsere Welt
doch ist. Wäre
ich
einer,
der Musik schreiben
kann,
so schriebe ich ein Konzert. Eines,
in dem langsam und vorsichtig, gleich dem
Kennenlernen schüchterner
Menschen, die
einzelnen Stimmen zusammenfinden.
Vorsichtig, vielleicht mit
Flöten, kämen
sie in das leise Rauschen der anderen
Instrumente. Wenn
es dann schon besser geht, kämen die
anderen Instrumente auch mal
dran. Sie
könnten uns von Liebe singen,
besonders die Geigen, von
Klarheit, wie etwa das Klavier,
oder
von Kraft, wie all die Blechbläser
und die Trommeln. Das
ganze Leben würde ich schreiben, mit
Glück und Leid, ja,
sogar mit Stille, beispielsweise mit ein
paar sanften Holzbläsern und einem
Kontrabass. Verschiedene
Themen kämen wieder, um
Kontinuität zu schaffen, doch
jedes Mal abgeändert und anders
instrumentiert. Da
wäre von Liebe die Rede, von Freude -
eine laute, schnelle Abwandlung in
Dur, von
Hoffnung, Neugier, Überraschung,
Heiterkeit - aber
natürlich auch von Trauer, von
Nachdenklichkeit, von Schmerz und
Dunkelheit. Am
Ende kommt das erste Thema wieder,
zögernd
und nach und nach nur aufgegriffen,
danach
nimmt es alle ein, erobert im Sturm das
ganze Orchester; dann
endet das Stück mit einem einzigen
wundervollen Brausen. Alles
wunderschön, alles so berührend
und wertvoll, dass
alle, die es hören, spüren
müssten, wie wertvoll das Leben
ist. Wäre
ich
einer,
der kunstvoll schreiben
kann,
so schriebe ich ein Gedicht. Wäre
ich einer, der mit Worten malen kann, so
würde ich die Welt in Worten
malen, ich
würde das ganze Wunder in
sprachgewandte Sätze
packen, Rhetorik
und Lyrik versammeln an die Tafelrunde mit
Thalia, der
Muse der Dichtkunst, und würde Sterne
zum Leuchten bringen in allen, die
lauschen; mit
den Farben der tiefsten Gefühle
Schönheit unsichtbar zum Leuchten
bringen; mit
den Bewegungen brillanter Wortwahl die
ewige Dynamik der Welt
zeichnen; festhalten
all dies mit der Ebenmäßigkeit
und Schönheit der Sprache. Wäre
ich einer, der mit Worten komponieren
kann, so würde ich die Welt singen
lassen, ich
würde Leben, Gefühle, Bewegung
erzählen, sodass
sie in die kleinste Faser dringen, die
Seele ganz erfüllen; ich
würde sie jubeln lassen in den
wundervollen Kompositionen glanzreicher
Expressionen, ich
würde sie weinen lassen in den
dunkelsten Tiefen der unergründlichen
Konnotationen, ich
würde sie alles durchdringend dem
unbewussten, staunenden Kind in uns
erzählen. Alles
wunderschön, alles so berührend
und wertvoll, dass
alle, die es hören oder lesen,
wissen, was sie haben. Aber
ich bin
keiner,
der malen oder komponieren oder dichten
kann. Ich
kann die Menschen nicht verwandeln, nicht
mit Farben, Noten oder Worten. Ich
kann ihnen das Offensichtliche nicht
sichtbar machen. Alles,
was ich kann, ist, mich vorn an die Spitze
zu denjenigen zu gesellen, die
"Eisberg voraus!" rufen, und
hoffen, gehört zu werden. Eleventy.at
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Auch unsere Textbände sind erhältlich,
doch der Vertriebsweg läuft da am besten
über unsere Veranstaltungen und Treffen, oder
über persönlichem Kontakt mit einem
unserer Autoren ...
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