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G E R D ' s

E L E V E N T Y

I N S EI ... d

Über Kürzen und Längen

als Begrüßung zu unserer Mitgliederversammlung

Liebe Freunde, heute möchte ich euch mit ein paar Gedanken über Kürzen und Längen (im Rhythmus) begrüßen,
über jene Kürzen - und vor allem über eine bestimmte Länge - sprechen, welche wir in unserem Verein erleben und daraus für das praktische Leben gewinnen können.

 

In den Kürzen tun wir was, wir treten auf und sind für andere wahrnehmbar - in unseren Lesungen mit Textbänden, in Bürgerinitiativen, auf unserer Hompage, usw.

In den Längen jedoch verhalten wir uns völlig anders, da sind wir für andere unsichtbar und im Verborgenen. Ich erlebe das als einen Rahmen, worin wir äußerlich nichts erreichen müssen (jedoch dürfen), aber frei für innere Verarbeitungen sind. Was sich da ereignet, oder dass sich mitunter auch gar nichts ereignet, ist mir schwer zu fassen oder gar einzufangen (weil dies ja schon wieder eine Kürze wäre). Ich bin der Meinung, dass sich in den Längen das eigentliche Lernen, das Werden und die Entwicklung vollzieht, woraus dann durchaus Kürzen - innere Impulse und äußerlich sichtbare Taten - erwachsen können, aber nicht müssen.

Freilich ergeben sich, auch umgekehrt, Längen aus gewürzten Kürzen, zum Beispiel, wenn ein Text oder ein Tanz Jemanden Impuls wird, und dann meist unbewusst weiter wirkt.
(Weiterführendes: ein z.B. frühlingshaftes „kurz-kurz-Lang“ wäre der Impuls aus der voran gegangenen Länge oder sogar Pause, dann das bewusste Aufgreifen, und dann das weitere Einwirken-Lassen - z.B. waches Beobachten des Wirkens ohne einzugreifen, oder eben ein unbestimmtes aber doch vorhandenes Weiter-Wirken, im Inneren.)

 

Wir sind so Getriebene äußerlicher Notwendigkeiten und Forderungen, von Sachzwängen und moralisierenden Anweisungen - zumeist setzt sich darin jede selbst unter Druck - anstatt uns die Längen für uns selbst, dass jede bei sich anzukommen vermag, zu gönnen. Wir kommen (im Alltag) kaum zu uns selber, sind immer so beschäftigt den Wünschen und Anforderungen anderer nachzukommen. Dabei wohnt gerade in jeder Selbst soviel Potential für die Gesundung unserer Beziehungen und unseres Verhältnisses zur Welt.

Mir ist es da wie in der Eurythmie: Was nicht von innen her genährt wird, hat kaum eine förderliche Wirkung für den Umkreis, selbst wenn es äußerlich so schön aussieht.
Die Menschen bemerken das! Ich habe dies - ob Bewegungkunst oder Prozessmanagement - von mehreren Seiten schon als Feedback bekommen.

 

Ein Beispiel für so eine Länge, welche wir uns in den Hauskreistreffen unserer Vereinigung zugestehen, sind unsere Geschichten aus der Cinque Terre:
Derzeit entwickeln wir gerade den Rahmen für eine zweite Geschichte, welche mit einem „Side-Effect“ beginnt. Es tritt etwas aus dem Agieren eines Charakters (d.h. Volkes) zu Tage, was so üblicherweise gleich mal als ein Problem bezeichnet wird. Welchem
Agierenden geht's im Berufs- oder Familienleben nicht so ?

Der Bogen jener ersten Geschichte, welche seit einem halben Jahr (aus Sicht des mir vertrauten Charakters) hier in Fortsetzungen erscheint, hat mir zu denken gegeben:

In jener Geschichte agieren die Charaktere durchgehend vom Prolog bis zum Epilog frei.

Das „Problem“ erwächst aus dem freien Agieren und war natürlich nicht „beabsichtigt“, weil z.B. die mir Vertrauten gar keine „Absichten“ (i.S.v. vorgenommenen Programmpunkten) verfolgen.
Sie leben und tun, was sie sind, eben was ihrem Wesen entspricht. Daher stellen sich ihnen auch nicht so Fragen nach „richtig“ und „falsch“, „gut“ und „böse“ … Sie sind einfach nur sie selbst (und darin musikalisch in größere Zusammenhänge eingebunden).

Die „Lösung des Problems“ ergibt sich wiederum aus dem freien Agieren der Charaktere und war schon gar nicht „beabsichtigt“, und darüber hinaus erwächst dann noch viel mehr, woraus im Nachhinein die Frage berechtigt ist, ob denn das „Problem“ überhaupt ein Solches gewesen ist - und nicht vielmehr eine Chance zum Fortschreiten zu etwas Größerem und Großartigerem geboten hat ?

Selbst die Geschichte - zumindest was den zweiten Teil angeht - war nicht so „geplant“, sie hat sich in den Abenden unseres Wiener Hauskreises recht schön ergeben,
und ich bin gespannt was wir uns in der nun begonnenen
zweiten Geschichte erzählen werden ...

 

Jenes freie Agieren hat da nur folgende Voraussetzungen:

* Die Freiheit der Charaktere aus ihrem „natürlichen und friedlichem Erwachsen“

* ihre Gegenwärtigkeit in der Welt (Wahrnehmung des Kontextes)

* ihr authentisches Handeln und

* ihr freies Lernen und Entwicklung aus Begegnungen

Demzufolge, denke ich, der Friede (in Christus).

 

So lade ich uns ein aus der Länge unserer Fünf Erden die Idee eines freien Willens mit der Möglichkeit größerer Zusammenhänge, als wir momentan zu überblicken vermögen, in die Kürzen unserer Handlungen mitzunehmen … und uns (dabei) unseres Glaubens gewahr zu werden.

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