Liebe
Freunde, heute möchte ich euch mit ein paar
Gedanken über Kürzen und Längen (im
Rhythmus) begrüßen,
über jene Kürzen - und vor allem
über eine bestimmte Länge - sprechen,
welche wir in unserem Verein erleben und daraus
für das praktische Leben gewinnen
können.
In
den Kürzen tun
wir was,
wir treten auf und sind für andere wahrnehmbar
- in unseren Lesungen mit Textbänden, in
Bürgerinitiativen, auf unserer Hompage,
usw.
In
den Längen jedoch verhalten wir uns
völlig anders, da sind wir für andere
unsichtbar und im Verborgenen. Ich erlebe das als
einen Rahmen, worin wir äußerlich nichts
erreichen müssen (jedoch dürfen), aber
frei für innere
Verarbeitungen
sind. Was sich da ereignet, oder dass sich mitunter
auch gar nichts ereignet, ist mir schwer zu fassen
oder gar einzufangen (weil dies ja schon wieder
eine Kürze wäre). Ich bin der Meinung,
dass sich in den Längen das eigentliche
Lernen, das Werden und die Entwicklung vollzieht,
woraus dann durchaus Kürzen - innere Impulse
und äußerlich sichtbare Taten -
erwachsen können, aber nicht
müssen.
Freilich
ergeben sich, auch umgekehrt, Längen aus
gewürzten Kürzen, zum Beispiel, wenn ein
Text oder ein Tanz Jemanden Impuls wird, und dann
meist unbewusst weiter wirkt.
(Weiterführendes: ein z.B.
frühlingshaftes kurz-kurz-Lang
wäre der Impuls aus der voran gegangenen
Länge oder sogar Pause, dann das bewusste
Aufgreifen, und dann das weitere Einwirken-Lassen -
z.B. waches Beobachten des Wirkens ohne
einzugreifen, oder eben ein unbestimmtes aber doch
vorhandenes Weiter-Wirken, im Inneren.)
Wir
sind so Getriebene äußerlicher
Notwendigkeiten und Forderungen, von
Sachzwängen und moralisierenden Anweisungen -
zumeist setzt sich darin jede selbst unter Druck -
anstatt uns die
Längen für uns
selbst,
dass jede bei sich anzukommen vermag, zu
gönnen. Wir kommen (im Alltag) kaum zu uns
selber, sind immer so beschäftigt den
Wünschen und Anforderungen anderer
nachzukommen. Dabei wohnt gerade in jeder Selbst
soviel Potential für die Gesundung unserer
Beziehungen und unseres Verhältnisses zur
Welt.
Mir
ist es da wie in der Eurythmie: Was nicht von innen
her genährt wird, hat kaum eine
förderliche Wirkung für den Umkreis,
selbst wenn es äußerlich so schön
aussieht.
Die
Menschen bemerken
das!
Ich habe dies - ob Bewegungkunst oder
Prozessmanagement - von mehreren Seiten schon als
Feedback bekommen.
Ein
Beispiel für so eine Länge, welche wir
uns in den Hauskreistreffen unserer Vereinigung
zugestehen, sind unsere Geschichten aus der
Cinque
Terre:
Derzeit entwickeln wir gerade den Rahmen für
eine zweite Geschichte, welche mit einem
Side-Effect beginnt. Es tritt etwas aus
dem Agieren eines Charakters (d.h. Volkes) zu Tage,
was so üblicherweise gleich mal als ein
Problem bezeichnet wird. Welchem
Agierenden
geht's im Berufs- oder Familienleben nicht so
?
Der
Bogen jener ersten
Geschichte,
welche seit einem halben Jahr (aus Sicht des
mir
vertrauten
Charakters)
hier in Fortsetzungen
erscheint, hat mir zu denken gegeben:
In
jener Geschichte agieren die Charaktere durchgehend
vom Prolog bis zum Epilog frei.
Das
Problem erwächst aus dem freien
Agieren und war natürlich nicht
beabsichtigt, weil z.B. die mir
Vertrauten gar keine Absichten (i.S.v.
vorgenommenen Programmpunkten) verfolgen.
Sie
leben und tun, was sie
sind,
eben was ihrem Wesen entspricht. Daher stellen sich
ihnen auch nicht so Fragen nach richtig
und falsch, gut und
böse
Sie sind einfach nur
sie selbst (und darin musikalisch in
größere Zusammenhänge
eingebunden).
Die
Lösung des Problems ergibt sich
wiederum aus dem freien Agieren der Charaktere und
war schon gar nicht beabsichtigt, und
darüber hinaus erwächst dann noch viel
mehr, woraus im Nachhinein die Frage berechtigt
ist, ob denn das Problem überhaupt
ein Solches gewesen ist - und nicht vielmehr eine
Chance zum Fortschreiten zu etwas
Größerem und Großartigerem geboten
hat ?
Selbst
die Geschichte - zumindest was den zweiten Teil
angeht - war nicht so geplant, sie hat
sich in den Abenden unseres Wiener Hauskreises
recht schön ergeben,
und ich bin gespannt was wir uns in der nun
begonnenen zweiten
Geschichte
erzählen werden ...
Jenes
freie Agieren hat da nur folgende
Voraussetzungen:
*
Die Freiheit der Charaktere aus ihrem
natürlichen und friedlichem
Erwachsen
*
ihre Gegenwärtigkeit in der Welt (Wahrnehmung
des Kontextes)
*
ihr authentisches
Handeln
und
*
ihr freies Lernen und Entwicklung aus
Begegnungen
Demzufolge,
denke ich, der Friede
(in Christus).
So
lade ich uns ein aus der Länge unserer
Fünf Erden die Idee eines freien Willens mit
der Möglichkeit größerer
Zusammenhänge, als wir momentan zu
überblicken vermögen, in die Kürzen
unserer Handlungen mitzunehmen
und uns
(dabei) unseres Glaubens gewahr zu
werden.
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