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Gudula Walterskirchen
Oberwähnte
Erfinderin des Wortes ist ihres Zeichens
Buchautorin und hat das Wort, über das ich
mich heute auslassen möchte, in dem
schönen Buch "Die österreichische
G'sellschaft" verwendet.
Ein auch ansonsten lesenswertes Buch,
übrigens.
Beginnen
wir hinten, damit es nicht zu logisch wird: Was
sind Metastasen? Nun, wie wir (leider) heutzutage
wohl so ziemlich alle wissen, sind Metastasen
bösartige Wucherungen, die als
Folgeerscheinung von Krebs auftreten, der
eigentlich ein anderes Organ befallen hat.
Metastasen sind somit ein ziemlich schlechtes
Zeichen, was die Gesundung der Betroffenen angeht -
einerseits ist die Heilung damit erschwert,
andererseits hatte der Krebs schon ziemlich viel
Zeit, zu wachsen und sich auszubreiten.
Genug
davon. Was einkaufen ist, wissen wir (leider) auch
alle - es handelt sich um das Tauschgeschäft,
bei dem wir wenig Geld für ein Produkt und
viel Geld dafür zahlen, dass es vom Erzeuger
(der einen Teil des wenigen Geldes bekommt) zu uns
gebracht und so präsentiert wird, dass wir uns
einreden können, es tatsächlich kaufen zu
wollen. Alternativ können wir, die wir das
Glück haben, im ländlicheren Raum zu
wohnen, auch direkt vom Erzeuger bzw. Hersteller
kaufen. Jedenfalls ist es ein Geld gegen
Ware-Tauschgeschäft, das wir meist ziemlich
einseitig durchführen und von der anderen
Seite lediglich manipuliert werden, das zu wollen,
von dem die andere Seite will, dass wir es
wollen.
Die
Kombination heißt eigentlich
"Einkaufszentrum", "Shopping City" oder dergleichen
mehr und zeichnet sich durch folgende, besonders
umweltfreundliche Eigenschaften aus: Sie ist
möglichst flach und groß und von so
vielen Parkplätzen umgeben wie möglich,
die natürlich alle ebenerdig liegen. Als
Ausgleich für die viele versiegelte
Fläche wird sie bevorzugt ins Grüne, also
auf die beste Ackererde, gebaut, wo wir sie nur mit
dem Auto erreichen können. Öffentliche
Verkehrsmittel verkehren dort nicht. Danach wird
sie mit Billig-Geschäften gefüllt, die
Konzernen gehören, zu deren Strategie es
gehört, erst mal ein paar Jahre kein
Geschäft zu machen, bis alle Kunden wissen,
dass es hier billig ist, und dann, sobald alle
kleineren Konkurrenten in der Stadt oder in zu
Fuß oder mit öffentlichen
Verkehrsmitteln erreichbaren Gegenden verschwunden
sind, die Preise anzuheben. Somit tragen sie auch
noch zu dem wunderbaren Phänomen bei, dass wir
in jeder Stadt malerische Ruinen, früher
Einkaufsstraßen, bewundern
dürfen.
Und
wir, aufgeklärt, ökologisch, rational wie
wir doch sind, fahren natürlich dorthin, denn
a) muss man das ja mal gesehen haben, b) sind die
dort angeblich viel billiger - sprich: nur wenig
teurer - und c) wozu in der Nähe bleiben, wenn
es etwas nicht wesentlich Schlechteres auch in
mittlerer Entfernung geben könnte? Sobald Zeit
ist, stürzen wir uns in ein mobiles
Blechkistchen, fahren damit in die stationären
Riesenblechkisten (unter möglichster
Vermeidung von frischer Luft oder Sonnenlicht,
bäh!) und verbringen unsere Zeit begeistert
damit, Geld, das wir nicht haben, für Dinge
auszugeben, die wir nicht brauchen.
Und
somit wuchern diese Einkaufsmetastasen
glücklich in der Nähe aller Städte
(aber auf dem Gelände kleinerer Gemeinden, wo
sie weniger Steuern zahlen), tragen zum
Hauptproblem der Umwelt (Versiegelung der
Flächen) bei und locken uns mit zehntausend
Geschäften, die in je zehntausend Varianten
ganz genau dasselbe anbieten, was es beim
Greißler ums Eck auch gegeben hat.
Damals, als der Greißler ums Eck noch nicht
pleite oder ins Einkaufszentrum ausgewandert
war.
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