Weil
unsere Hauskreise einen Werkstätten-Charakter
haben, habe ich dieses Mal eine Skizze zum
Titelbild gewählt.
Im
Wiener Hauskreis haben wir uns mit dem Tanz des
Yü, welcher alle acht Elemente des Trigramms
(aus dem Buch
der Wandlungen)
wie auch die eigene Mitte integriert,
beschäftigt. Die Schritte dieses Tanzes
stellen für uns einen Prozess zur
Krisenbewältigung dar, welcher sich mit
eigenen Erfahrungen belegen lässt.
Die
Position der acht Charaktere ergibt sich durch den
nachgeburtlichen Himmel, was (für
mich) soviel bedeutet, der Himmel über (oder
in) uns, während wir in der Welt leben. Damit
müsste sich der Tanz des Yü praktisch
anwenden lassen. Die Himmelsrichtungen sind
weltlich, also gleich wie auf Karten (und nicht wie
im Sternenhimmel, wo Osten und Westen, oder der
Norden und Süden, vertauscht sind).
Die
Ausgangslage ist eine Krise, oder zumindest eine
Situation mit Handlungsbedarf. Im Tanz wird dies
durch das Wasser, das im Norden steht,
ausgedrückt. Wasser bedeutet Gefahr, wie etwa
Überschwemmungen, oder eben wenn einem
das Wasser bis zum Hals steht. Es wirkt
abgründig und man hat die Angst unterzugehen.
Das Schwimmen steht für die erste Handlung.
Eine Projektleiterin hat das mal so
ausgedrückt: Rein äußerlich ist sie
wie ein Schwan, souverän, sicher und alles
bestens; aber unter der Wasseroberfläche
strampelt sie sich ab, nach festem Grund suchend.
Der Norden hat einst für unseren Kulturkreis
auch Gefahr bedeutet: die Nordmänner,
welche auf Viking waren; bei den Römern die
Barbaren, bei den Chinesen die Mongolen,
usw.
Der
feste Grund ist auch die nächste Station im
Tanz des Yü. Wenn man wieder den Boden unter
seinen Füßen spürt und sich im
sicherem Hafen weiß, ist man auf der Erde,
welche im Südwesten liegt, angekommen. Erde
bedeutet Sicherheit, Ruhe und wohl auch die
nötige Schwere, um von seiner Aufregung
wieder herunter zu kommen. Erde ist der
tragfähige Boden, worauf ich mich verwurzelt
weiß. Handelt es sich um die
Erde
im Himmel,
von der ich in der Ausgabe Taì
12/13
erzählt habe, kann Erde auch Gottvertrauen und
Glaube bedeuten.
Wahrlich
dann wird die Erde zur Handlungsgrundlage, und dann
steigt von unten her ein Wachstumsimpuls auf,
gleich wie aus der guten Erde das Leben von unten
nach oben strebt. Der Tanzende kommt im Donner, der
im Osten, wo die Sonne aufgeht, steht, in Bewegung.
Der Donner ist der Erregende und erinnert uns in
seiner Art die Erde nicht zu materiell zu verstehen
und nicht auf ihr oder den einmal entwickelten
Formen und Praktiken kleben zu bleiben. Ich
weiß da von einer Projektleiterin, welche mir
hier eine schöne Ergänzung zu meinem
beruflichen Charakter im Team ist. Im Jahreskreis
findet sich der Donnercharakter zu
Frühlingsbeginn, wo das junge Leben den
Durchbruch schafft und aus dem Dunkel der Erde in
das Licht tritt. Der Donner hat marsianische
Eigenschaften.
In
der Bewegung befreit sich der Tanzende von der
Lähmung aus der Last jener Krise, weil sich
vom aufsteigendem Impuls tragen lässt. Erst
jetzt beginnt er zum Tanzenden zu werden. In der
Weite und Freiheit gewinnt er neue Perspektiven und
löst sich von gewohnten Mustern, welche
möglicherweise die Krise mit verursacht haben.
Nun ist er im Wind-Charakter, welcher im
Südosten weht, angekommen. Aus dem zuerst
aggressiv wirkenden Impuls sind fließendere
und geschmeidigere Bewegungen geworden. Der Wind
macht frei für Neues und für das
Wesentliche, für die nächsten Station im
Tanz des Yü, nämlich die (eigene)
Mitte.
In
der (eigenen) Mitte bin ich bei mir selbst
angekommen. Das mag äußerlich wie ein
Rückzug wirken, doch heutzutage geht nichts
mehr ohne mich selbst. Die
Außenwelt ist schwach, ratlos und deshalb
unzuverlässig. Sie bedarf der Gestaltung von
meinem, unserem, Innen her, und von dort werden wir
kommen, uns neu sammeln und an der Wendezeit des
Ausgleichs zum Guten (mit)wirken. Die heutigen
Lösungen taugen nichts, hat daran nicht das
Wesentliche (aus mir/uns) mitgewirkt.
Bei
sich angekommen und das Wesentliche ergriffen,
findet sich die Einzelne, und dann nach und nach
auch wir uns gemeinsam, im Himmel, dessen Charakter
dem Nordwesten (bzw. der gegenwärtigen
Jahreszeit) zugeordnet wird. Aus der eigenen Mitte
und dem gemeinsamen Himmel erwächst die
Reformation des bisher Gewordenem. Zusammen gesehen
sind sie mit dem italienischen io
verwandt.
In
der Liebe zur Welt nimmt sich der Himmel der Erde
an. Darin wohnt ein christlicher Impuls. Das
io gelangt zum See im Westen. Im
Sich-Annehmen der Situation mit Handlungsbedarf
beginnt die Ursachenforschung, in welcher man auf
so manche Dämonen aus der Tiefe des
zunächst trüben Sees treffen kann. Nun
wird deutlich, warum die Schritte nach dem Donner
so notwendig sind. Bliebe es beim Donner, so
wäre er blind, und in der Wut des
ungezähmten Bewegungs- und
Veränderungsdranges würde mehr
zerstört als das Problem behandelt werden. Die
Generationen vor uns haben sich noch oft im blinden
Donner-Charakter aufgehalten, und ihr Wirken war
meist zwingend-autoritär.
Gestärkt
durch unser gewonnenes io (das ist
jetzt für mich Chance und
Zukunftsmusik) vermögen wir den
trüben See zu klären und gemeinsam mit
Christus die Dämonen zu erlösen
Im
See zeigt sich (bildlich) der Himmel auf
Erden, und wir gewinnen (Wissen) aus der
Ursachenforschung, welche eben ziemlich unbequem
sein kann. Im Tanz des Yü vollzieht sich eine
Umkehr,
vom Donner zum befreienden Wind, zur eigenen Mitte
und dann vom gemeinsamen Himmel hinab in die Tiefen
des Sees, sich der Welt zuwendend. Aus dem
io ist dann ein ou
geworden.
Das IO, die eigene Mitte mit unserem gemeinsamen
Himmel, ist einfach notwendig
für das Umgehen mit unseren Problemen im Beruf
und
wo auch immer !
Im
Gewinnen der Erkenntnisse besteigen wir den Berg,
welcher im Nordosten auf die Notwendigkeit der
Substanz und Essenz verweist. Er hält den
oberflächlichen Umtrieb auf und zeigt die
Vertikale auf. Auf dem Berg wohnt der
Erkenntnis-Ernst und das Festspiel des feierlichen
Tanzes, welcher das
Verborgene
sichtbar
macht. Die Ursachen der Krise und die Botschaft zu
ihrer Bewältigung müssen weithin sichtbar
sein, und das "Berglicht" vermag Orientierung
für die Bewältigung der anfänglichen
Krise zu geben.
Am Berg zeigt sich die Erde im Himmel,
für deren Verständnis die Imagination und
die Bilderwelt nicht ausreichen. Sie ist eine
Errungenschaft,
eine Frucht aus dem Denken und aus der
Meditation.
Im
Schreiten aus dem Erkenntnis-Ernst in den Tanz der
Handlung wandeln wir vom Berg in das begeisternde
Li', das im Süden, im Jahreskreis zu Johanni,
strahlt und im Sonnwendfest gefeiert wird.
Denn dann existiert endlich mal ein
Grund
zum Feiern und zur sommerlichen
Ausgelassenheit.
Die
Skizze als Solches steht auch für Skizzen
unserer Bewegungen im Leben, wie wir durch unser
Leben schreiten.
Viele Vorsätze und Planungen beginnen mit
Skizzen, einfach formulierte Absichten und
Vorstellungen, was ich dann so machen werde
und ich hab' noch viel vor !
Ach
ja, das PdM 50 weist auf Papa di
Marco und auf meinen fünfzigsten
Geburtstag Mitte November hin. Außerdem ist
dies die 50. Ausgabe unseres Vereinsorganes
im Netz.
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