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G E R D ' s

E L E V E N T Y

P d M . 5 0

Der heilige Tanz des Yü

als Erklärung zum Titelbild

Weil unsere Hauskreise einen Werkstätten-Charakter haben, habe ich dieses Mal eine Skizze zum Titelbild gewählt.

Im Wiener Hauskreis haben wir uns mit dem Tanz des Yü, welcher alle acht Elemente des Trigramms (aus dem Buch der Wandlungen) wie auch die eigene Mitte integriert, beschäftigt. Die Schritte dieses Tanzes stellen für uns einen Prozess zur Krisenbewältigung dar, welcher sich mit eigenen Erfahrungen belegen lässt.

 

Die Position der acht Charaktere ergibt sich durch den „nachgeburtlichen Himmel“, was (für mich) soviel bedeutet, der Himmel über (oder in) uns, während wir in der Welt leben. Damit müsste sich der Tanz des Yü praktisch anwenden lassen. Die Himmelsrichtungen sind weltlich, also gleich wie auf Karten (und nicht wie im Sternenhimmel, wo Osten und Westen, oder der Norden und Süden, vertauscht sind).

Die Ausgangslage ist eine Krise, oder zumindest eine Situation mit Handlungsbedarf. Im Tanz wird dies durch das Wasser, das im Norden steht, ausgedrückt. Wasser bedeutet Gefahr, wie etwa Überschwemmungen, oder eben wenn „einem das Wasser bis zum Hals steht“. Es wirkt abgründig und man hat die Angst unterzugehen. Das Schwimmen steht für die erste Handlung. Eine Projektleiterin hat das mal so ausgedrückt: Rein äußerlich ist sie wie ein Schwan, souverän, sicher und alles bestens; aber unter der Wasseroberfläche strampelt sie sich ab, nach festem Grund suchend. Der Norden hat einst für unseren Kulturkreis auch Gefahr bedeutet: die Nordmänner, welche auf Viking waren; bei den Römern die Barbaren, bei den Chinesen die Mongolen, usw.

Der feste Grund ist auch die nächste Station im Tanz des Yü. Wenn man wieder den Boden unter seinen Füßen spürt und sich im sicherem Hafen weiß, ist man auf der Erde, welche im Südwesten liegt, angekommen. Erde bedeutet Sicherheit, Ruhe und wohl auch die nötige Schwere, um von seiner Aufregung „wieder herunter zu kommen“. Erde ist der tragfähige Boden, worauf ich mich verwurzelt weiß. Handelt es sich um die „Erde im Himmel“, von der ich in der Ausgabe Taì 12/13 erzählt habe, kann Erde auch Gottvertrauen und Glaube bedeuten.

Wahrlich dann wird die Erde zur Handlungsgrundlage, und dann steigt von unten her ein Wachstumsimpuls auf, gleich wie aus der guten Erde das Leben von unten nach oben strebt. Der Tanzende kommt im Donner, der im Osten, wo die Sonne aufgeht, steht, in Bewegung. Der Donner ist der Erregende und erinnert uns in seiner Art die Erde nicht zu materiell zu verstehen und nicht auf ihr oder den einmal entwickelten Formen und Praktiken kleben zu bleiben. Ich weiß da von einer Projektleiterin, welche mir hier eine schöne Ergänzung zu meinem beruflichen Charakter im Team ist. Im Jahreskreis findet sich der Donnercharakter zu Frühlingsbeginn, wo das junge Leben den Durchbruch schafft und aus dem Dunkel der Erde in das Licht tritt. Der Donner hat marsianische Eigenschaften.

In der Bewegung befreit sich der Tanzende von der Lähmung aus der Last jener Krise, weil sich vom aufsteigendem Impuls tragen lässt. Erst jetzt beginnt er zum Tanzenden zu werden. In der Weite und Freiheit gewinnt er neue Perspektiven und löst sich von gewohnten Mustern, welche möglicherweise die Krise mit verursacht haben. Nun ist er im Wind-Charakter, welcher im Südosten weht, angekommen. Aus dem zuerst aggressiv wirkenden Impuls sind fließendere und geschmeidigere Bewegungen geworden. Der Wind macht frei für Neues und für das Wesentliche, für die nächsten Station im Tanz des Yü, nämlich die (eigene) Mitte.

In der (eigenen) Mitte bin ich bei mir selbst angekommen. Das mag äußerlich wie ein Rückzug wirken, doch heutzutage geht nichts mehr ohne „mich selbst“. Die Außenwelt ist schwach, ratlos und deshalb unzuverlässig. Sie bedarf der Gestaltung von meinem, unserem, Innen her, und von dort werden wir kommen, uns neu sammeln und an der Wendezeit des Ausgleichs zum Guten (mit)wirken. Die heutigen Lösungen taugen nichts, hat daran nicht das Wesentliche (aus mir/uns) mitgewirkt.

Bei sich angekommen und das Wesentliche ergriffen, findet sich die Einzelne, und dann nach und nach auch wir uns gemeinsam, im Himmel, dessen Charakter dem Nordwesten (bzw. der gegenwärtigen Jahreszeit) zugeordnet wird. Aus der eigenen Mitte und dem gemeinsamen Himmel erwächst die Reformation des bisher Gewordenem. Zusammen gesehen sind sie mit dem italienischen „io“ verwandt.

In der Liebe zur Welt nimmt sich der Himmel der Erde an. Darin wohnt ein christlicher Impuls. Das „io“ gelangt zum See im Westen. Im Sich-Annehmen der Situation mit Handlungsbedarf beginnt die Ursachenforschung, in welcher man auf so manche Dämonen aus der Tiefe des zunächst trüben Sees treffen kann. Nun wird deutlich, warum die Schritte nach dem Donner so notwendig sind. Bliebe es beim Donner, so wäre er blind, und in der Wut des ungezähmten Bewegungs- und Veränderungsdranges würde mehr zerstört als das Problem behandelt werden. Die Generationen vor uns haben sich noch oft im blinden Donner-Charakter aufgehalten, und ihr Wirken war meist zwingend-autoritär.

Gestärkt durch unser gewonnenes „io“ (das ist jetzt für mich Chance und „Zukunftsmusik“) vermögen wir den trüben See zu klären und gemeinsam mit Christus die Dämonen zu erlösen … Im See zeigt sich (bildlich) der „Himmel auf Erden“, und wir gewinnen (Wissen) aus der Ursachenforschung, welche eben ziemlich unbequem sein kann. Im Tanz des Yü vollzieht sich eine Umkehr, vom Donner zum befreienden Wind, zur eigenen Mitte und dann vom gemeinsamen Himmel hinab in die Tiefen des Sees, sich der Welt zuwendend. Aus dem „io“ ist dann ein „ou“ geworden.
Das IO, die eigene Mitte mit unserem gemeinsamen Himmel, ist einfach
notwendig für das Umgehen mit unseren Problemen im Beruf und … wo auch immer !

Im Gewinnen der Erkenntnisse besteigen wir den Berg, welcher im Nordosten auf die Notwendigkeit der Substanz und Essenz verweist. Er hält den oberflächlichen Umtrieb auf und zeigt die Vertikale auf. Auf dem Berg wohnt der Erkenntnis-Ernst und das Festspiel des feierlichen Tanzes, welcher das Verborgene sichtbar macht. Die Ursachen der Krise und die Botschaft zu ihrer Bewältigung müssen weithin sichtbar sein, und das "Berglicht" vermag Orientierung für die Bewältigung der anfänglichen Krise zu geben.
Am Berg zeigt sich die „Erde im Himmel“, für deren Verständnis die Imagination und die Bilderwelt nicht ausreichen. Sie ist eine
Errungenschaft, eine Frucht aus dem Denken und aus der Meditation.

Im Schreiten aus dem Erkenntnis-Ernst in den Tanz der Handlung wandeln wir vom Berg in das begeisternde Li', das im Süden, im Jahreskreis zu Johanni, strahlt und im Sonnwendfest gefeiert wird.
Denn dann existiert endlich mal ein
Grund zum Feiern und zur sommerlichen Ausgelassenheit.

Die Skizze als Solches steht auch für Skizzen unserer Bewegungen im Leben, wie wir durch unser Leben schreiten.
Viele Vorsätze und Planungen beginnen mit Skizzen, einfach formulierte Absichten und Vorstellungen, was ich dann so machen werde … und ich hab' noch viel vor !

Ach ja, das „PdM 50“ weist auf „Papa di Marco“ und auf meinen fünfzigsten Geburtstag Mitte November hin. Außerdem ist dies die 50. Ausgabe unseres Vereinsorganes im Netz.

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