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G E R D ' s

E L E V E N T Y

H I M M E L S W U R Z

Thomas Buchtipp

Das Buch, das ich (Thomas) diesmal für meinen Buchtipp ausgewählt habe, behandelt ein Thema, das einen schmalen Grat zwischen Beziehungskunst und Beziehungskonflikt bildet.

Andreas Kohl und Karl Blecha stellen in Ihrer Publikation die Frage:

Fressen die Alten den Kuchen weg ?

Der Titel soll provozieren.

Das Buch, das nicht Kohl und Blecha selbst, sondern die Wirtschaftswissenschafterin Christa Chorherr nach deren Ideen und Plänen geschrieben hat, handelt vom Miteinander der Generationen:

Alt mit Jung, nicht gegen. Denn die Vertreter beider Altersgruppen sind sich wohl weitgehend in jenem Punkt einig, dass das faktische Pensionsalter angehoben werden muss. Der Seniorenverband fordert auch, dass Arbeitnehmer schon in jüngeren Jahren mehr verdienen und dafür die Gehaltskurve abgeflacht wird - damit junge Menschen das Geld "dann haben, wenn sie es brauchen".

"Tickt die Zeitbombe der Vergreisung ? Droht eine Altenschwemme ? Sind Pensionisten Vampire ?"

Mit solchen Bildern wird der Konflikt zwischen den Generationen geschürt, während es höchste Zeit ist, der Realität des demographischen Wandels zu begegnen. Denn die Zahl der über 60-Jährigen, die mobil und produktiv sind, steigt in der EU jährlich um etwa 2 Millionen. Wenn zwischen 2015 und 2035 die Babyboom-Generation das Pensionsalter erreicht, wird sich die Arbeitswelt fundamental geändert haben müssen, denn angesichts der derzeitigen Dauer einer Pensionszeit von 25 bis 30 Jahren ist eine Reform der Arbeitswelt eben dringend notwendig.

Neben den demographischen Tatsachen spielen im behandelten Konfliktfeld auch wirtschaftliche, soziologische und medizinische Aspekte mit.

 

Karl Blecha und Andreas Khol stellen als Seniorenratspräsidenten ihre Antworten auf damit verbundene Fragen vor:
Wie muss altersgerechte Arbeit in Zukunft aussehen ? Wie können angemessene Pensionen garantiert werden ? Wie bleiben alte Menschen aktiv und gesund ?
Welche Rolle spielen ihre Erfahrungen und ihre Bedürfnisse für die Wirtschaft ?

Das österreichische Pensionssystem darf nicht leichtfertig schlecht gemacht werden. Das Umlageverfahren gilt als wichtiger Teil des heimischen Sozialsystems zum Schutz vor Altersarmut.

Vom von Experten vorgeschlagenen schwedischen Modell, das ein Pensionskonto vorsieht, bei dem man selbst bestimmen kann, wann man in Pension geht, halten weder Khol noch Blecha etwas. Diesen aktuellen Vorschlag von Ökonomen und Unternehmern nennt Kohl ein "Modell des Raubtierkapitalismus", das nicht der sozialen Marktwirtschaft entspreche. Der Vorschlag berücksichtige in keiner Weise beitragslose Zeiten und sei daher sozial ungerecht.
Mit dem Reformpaket des Seniorenrats werde dagegen das solidarische System des Umlageverfahrens nachhaltig gesichert, beispielsweise durch ein Bonus-Malus-System für längeres Arbeiten, argumentiert er. Sie betonen, dass das Pensionssystem auch weiter finanzierbar sei, vorausgesetzt, die Wirtschaft wachse wieder. Außerdem wehren sich die beiden gegen das Hinausmobben von älteren Arbeitnehmern aus dem Job. Zu unterbinden sei dies nicht zuletzt dadurch, dass letztlich die Unternehmen in solchen Fällen die Frühpension zu zahlen hätten. Die aktive Teilhabe älterer Personen an Arbeitsmarkt und Gesellschaft sollte als Vorteil und nicht als Bedrohung von Politik und Wirtschaft wahrgenommen werden, so das Plädoyer des Buches.

Alte Menschen säßen nicht mehr taubenfütternd auf Parkbänken, sondern wollen einen Beitrag leisten.

"Fressen die Alten den Kuchen weg ?" umfasst 248 Seiten, ist am 25. September 2012 unter der ISBN 978-3-70173281-4 im Residenzverlag erschienen und um 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

 

Anm.d.Red: In der beruflichen Umgebung vieler Menschen im Umkreis unserer Zeitung wird die Erfahrung gemacht, dass die älteren Arbeitnehmer (50+) gerade wegen ihrer Erfahrungen weniger begehrt sind. Denn den Erfahreneren kann das abgehobene Management nicht so leicht etwas vormachen, als jenen, welche sich das praktische Erfahrungswissen noch nicht so angeeignet haben, bzw. noch nicht ein Interesse daran entwickelt haben. Auch mehren sich die Fälle, wo den Betrieben der Taschenrechner abhanden gekommen ist, wenn sie ihre besten Mitarbeiter kündigen. Sie vermögen nicht einmal mehr eine betriebswirtschaftlich-platte Kosten-Nutzen Rechnung zwischen dem verdienten Geld und dem der Firma Eingebrachtem des Mitarbeiters anzustellen ... geschweige denn, zu bewerten.

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