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G E R D ' s

E L E V E N T Y

B E R G L I C H T

Automagisch

Johannes Wort der Ausgabe

© Trion Worlds.

Dieses schöne Wort könnte tatsächlich das Ergebnis eines bewussten Wortspieles sein, immerhin stammt es von der Website eines Fantasy Online Rollenspiel. Zunächst ist man versucht, es für einen Tippfehler bezüglich des Wortes "automatisch" zu halten, aber es ist nun mal selten, dass ein Fehler so gut funktioniert. Wie ähnlich sich diese Worte sind - und wie viel dieses Wortspiel über uns aussagt, ist schon erstaunlich.

Bedenken wir doch nur, was das Verschwimmen von "automatisch" und "magisch" so alles bedeutet. Wir drücken also guten Mutes auf einen Knopf, und schon geschieht, was wir wollen. Wir sind immer mehr in einer Welt, wo wir zwar grundsätzlich eine Ahnung haben, was geschehen wird, wenn wir dies oder jenes technische Gerät auf eine bestimmte Weise verwenden - wir haben jedoch noch nicht einmal andeutungsweise eine Ahnung, was dazwischen so alles geschieht.

 

Ich werde ein Beispiel geben:
Wenn ich mit Pfeil und Bogen schieße, weiß ich, wie es funktioniert: Die Bogensehne und der Bogen werden verformt und schnellen, sobald der Druck wegfällt, wieder in ihre Ausgangsform zurück. Dabei wird der Pfeil beschleunigt.
Wenn ich jedoch auf eine Buchstabentaste drücke, weiß ich nicht, was genau geschieht. Ich weiß zwar, dass in der CPU, der central processing unit, bestimmte Kombinationen von null und eins bzw. von elektrischer Aufladung und nicht-Aufladung hin und her geschoben werden und auf Grund des Programms dann die Darstellung eines Buchstabens ergeben. Ich verstehe aber die Details nicht.

 

Oft habe ich auch den Eindruck, wir tendieren dazu, alles, was wir nicht verstehen, für richtig zu halten. Wenn also mein Computer etwas ausspuckt, wird es schon stimmen, ist es doch automagisch erzeugt worden. So. Wenn ich ein Miniatur-Programm schreibe, das einen Fehler macht, dann weiß ich natürlich, dass das Programm eben fehlerhaft ist. Aber was ist, wenn ein sehr viel komplexeres Programm einen Fehler enthält? Dann denke ich womöglich, es wäre so richtig und wir wären eben bisher im Irrtum gewesen.

Das hat natürlich auch mit der Abschiebung von Verantwortung zu tun. Sobald ich nicht weiß, was eigentlich geschieht, kann ich mir einreden, eigentlich nichts damit zu tun zu haben. Überspitzt formuliert: Ein Energiesparaufruf im Internet ist nur dann sinnvoll, wenn die davon Erreichten mehr Energie sparen als es kostet, den Aufruf zu speichern, zur Verfügung zu stellen und aufzurufen.

 

Seien wir also ein wenig misstrauisch, insbesondere dann, wenn eventuell weitere Interessen dahinter stehen. In dem Bereich, der die Spielwiese der "automagischen" Prozesse darstellt, lässt sich unglaublich vieles verstecken; man könnte es "schwarze Automagie" nennen. Beispielsweise sind Smartphones vor allem damit beschäftigt, alle sensiblen Daten ihrer Benutzer weiterzuleiten. Ich werde jetzt nicht über das Gesichtsbuch schreiben, aber es ist ja bekannt, dass es vor allem der Überwachung von Kunden durch Wirtschaftsbetriebe dient.

Daher: Versucht, festzustellen, was ihr tut. In dem Sinne, um "Jurassic Park" zu zitieren: "Gott stehe uns bei, jetzt sind wir den Technikern ausgeliefert." (Ian Malcolm, der Chaostheoretiker)

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