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G E R D ' s

E L E V E N T Y

T.d.W.ü/m.D

Minusarbeitsplätze

Johannes Wort dieser Ausgabe

© ich (Johannes) selbst.

 

In Zeiten wie diesen drängt sich so ein Wort förmlich auf, aber tatsächlich geht es dabei gar nicht um Krisen oder Pleiten. Im Gegenteil.
Es geht um Gewinn und Wachstum und große Leistungen; in diesem Fall müsste das Unmögliche erreicht werden. Die Geschichte hinter diesem Wort ist Folgende: Es ist ja üblich geworden, dass die Aktien von Unternehmen dann steigen, wenn diese Unternehmen Mitarbeiter „freisetzen“, wie die euphemistische Sprachregelung das nennt. Logisch fortgesetzt wäre die ideale Firma eine, die komplett ohne diese lästigen Leute auskommt und nur noch aus Maschinen (für die manuelle Arbeit), Computern (für die Steuerung) und Besitzern (für das Kassieren) besteht. Aber noch ein wenig weiter fortgesetzt, landen wir bei den Minusarbeitsplätzen.

Man stelle sich das vor: Ein Unternehmen würde es erreichen, dass weniger als niemand für es arbeitet! Es ist gar nicht auszudenken, was mit den Aktienkursen eines solchen Unternehmens geschehen würde. Bei normalen Kündigungen ist es ja so, dass eine Kündigung von, na sagen wir, fünf Prozent der MitarbeiterInnen (meist die Innen zuerst), etwa fünf bis zehn Prozent mehr für die Aktienkurse bringen.

Es ist den Versuch wert, darüber nachzudenken, wo dieses Phänomen herkommen mag.
Die einfache Erklärung ist, dass Mitarbeiter üblicherweise der größte Kostenfaktor sind. Weniger Mitarbeiter bedeutet weniger Ausgaben, also vielleicht mehr Gewinn. Die Rechnung weniger Mitarbeiter bedeutet weniger Leistung (Produktion, Dienstleistung etc.) wird offensichtlich eher selten angestellt. Das Interessante ist ja, dass davon ausgegangen wird, dass die Strukturen verbessert wurden und es nun möglich ist, mit weniger Mitarbeitern gleich viel zu produzieren - oder alternativ, dass das Unternehmen jetzt wieder auf eine tragfähige Größe zurückgeschrumpft ist. Mitarbeiter werden ja nur dann eingestellt, wenn ein Unternehmen mehr produzieren müsste als es momentan kann, also überoptimale Auftragsverhältnisse hat. Nur dann wird ihm verziehen, dass es - igitt! - Leute einstellt.

 

Könnte eine Firma nun Minusarbeitsplätze schaffen, würde sie allein für diese Idee das berühmteste und reichste Unternehmen aller Zeiten werden. Wie das gehen könnte ?
Nun ja - theoretisch wäre es möglich, dass eine Firma so berühmt wird, dass die Leute gerne Praktika machen möchten und sogar dafür eine gewisse Schulungsgebühr zahlen würde. Klingt unwahrscheinlich - wer würde dafür zahlen, dass er oder sie arbeiten darf ? - aber es ist durchaus nicht unrealistisch, wenn man bedenkt, was junge Menschen oft mit sich machen lassen. Falls ein Praktikum bei dieser Firma tatsächlich die späteren Berufschancen dramatisch erhöht, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass dieses Modell durchgeht.
(Hoffentlich liest das hier jetzt kein Firmeneigner...)
Wir haben aber welche in unserem Leserkreis ! (Anm.d.Red.)

 

Es ist aber auch wirklich schade, dass all diese wundervollen Betriebe immer noch mit Menschen auskommen müssen. Stellen wir uns das nur einmal vor: Sobald wir erst das Bezahlen komplett automatisiert haben, können verschiedene Computer Geld untereinander verschieben, an Hand dieser Informationen Produktions- und Handelsdaten errechnen und die Betriebe optimieren. Immerhin kostet ein sich selbst wartender, vollautomatisierter Betrieb nichts bis fast nichts, wenn die Maschinen stillgelegt sind. Und sie können lange stillgelegt werden, wenn nötig.

Der einzige Haken bei dem Modell wäre, dass die Zivilisation mit diesen komischen, haarlosen Affen zurechtkommen müsste, die überall versuchen, mit selbst angebautem Gemüse zu überleben.
Aber dagegen gäbe es bestimmt die eine oder andere Maschine.

Anm.d.Red. als Einladung an die Leser den Gedanken weiter zu spinnen:

Och, setzen wir doch den Gedanken von den Minusarbeitsplätzen im Reich der imaginären Zahlen fort, in welches wir über die komplexen Zahlen gelangen (ist doch alles spätestens seit Sinowatz Zeiten so kompliziert geworden). Denn mit imaginären Zahlen lassen sich Gleichungen lösen, deren Lösungen keine reellen Zahlen sein können. Das Quadrat einer Zahl ist dann negativ, ähnlich wie eine Stelle, worin Minusarbeit geleistet wird.

Sehen wir uns dann die Produkte und deren Konsumenten an, denn ein Unternehmen muss nämlich seine Produkte auch verkaufen, wenn es Gewinn machen will. Mit welchen Mitteln sollen also die Leute, die ihr Geld schon für ihr Arbeiten ausgegeben haben, nun diese tollen Produkte kaufen ? - fragt sich jetzt der Volkswirt. Aber selbst dies ist möglich, wenn das Unternehmen den Konsumenten für den Kauf seiner Produkte etwas bezahlt. Das existiert schon in der Werbebranche, worin der Angesprochene für seine Aufmerksamkeit bezahlt wird (in Form von Geschenken, Teilnahme an Glücksspielen oder von Gutscheinen).

Ein anderer Weg führt von der Minusarbeit in die Minusprodukte und damit schließlich zur Antimaterie. Irgendwann kommt es mal zum Krach, und dieser Donner wird dann gut vernehmbar sein ...

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