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evang@burgenland (Zeitung der Superintendentur
Burgenland)
Wie
üblich handelt es sich hier um einen
Schreibfehler - selbstverständlich sollte es
ursprünglich "Obmann" heißen.
Tatsächlich handelt es sich um einen
ernsthaften Obmann, nämlich den des
Gustav-Adolf-Vereines. Aber wie auch immer - das
Wort, das stattdessen abgedruckt wurde, ist es doch
wert, darüber zu schreiben.
Wir
alle kennen wohl den Stoßseufzer "Oh, Mann!",
der am besten dann verwendet wird, wenn etwas
entweder so richtig schief läuft oder so
richtig dämlich ist.
Insofern wäre die Berufsbezeichnung eines
"Ohmannes" durchaus vertretbar. Das wäre dann
etwa jemand, der gerufen wird, wenn es schief
läuft oder eine wirklich dumme Idee
aufgetaucht ist.
Damit ist natürlich ein wichtiger Aspekt der
Tätigkeiten eines Obmannes recht gut
beschrieben, insbesondere, wenn es sich um einen
Verein handelt, der tatsächlich über eine
nicht unerhebliche Menge Geldes verfügt.
Aber
es wäre doch wohl sicherlich
wünschenswert, wenn es eine Person gäbe,
die gerufen werden kann, wenn es schief
läuft.
Das gibt es und nennt sich Troubleshooter, auf
Deutsch wäre das der Problemschießer,
also jemand, der Probleme erschießt
(lässt wahrscheinlich tief blicken, wie in der
englischsprachigen Wirtschaft Probleme betrachtet
werden). Aber die Tätigkeit eines Omannes
wäre noch weitreichender. Er würde
genauso sehr den Sündenbock spielen
müssen, also sich alles an Ärger
anhören können, was gerade anfällt
und bei irgendjemandem abgeladen werden muss. Das
würde ihn andererseits in die glückliche
Lage versetzen, tatsächliche Probleme zu
sehen.
Was
zu einem dritten, sehr bedeutsamen Aspekt der
Handlungsweise so eines Menschen führen
würde.
Ein Omann könnte nämlich auch derjenige
sein, der Probleme seinerseits feststellt und den
Zuständigen im Vorfeld mitteilt. Manchmal
denke ich, es wäre äußerst
notwendig, jeder größeren Organisation
jemanden zuzuteilen, dessen alleinige Aufgabe darin
besteht, die Wirklichkeit festzustellen und den
Verantwortlichen weiterzusagen.
Das
klingt ein wenig eigenartig, aber es ist nichts
desto weniger bedeutend; die meisten Unternehmungen
glauben ja ganz genau zu wissen, wie die
Wirklichkeit aussieht, und handeln dann
gemäß ihrer Prämissen. Je weiter
diese von der Realität abweichen, desto
heftiger weigern sich diese Organisationen, die
Wahrheit zur Kenntnis zu nehmen. Nicht umsonst war
es in Rom üblich, dass hinter jedem
siegreichen Imperator (Feldherren, mehr bedeutet
das Wort nicht) bei einem Triumphzug ein Sklave auf
dem Wagen stand, der ihm den Lorbeerkranz über
den Kopf hielt. Und dabei immer wieder darauf
hinwies, dass der Geehrte bloß ein Mensch sei
- und kein Gott oder so etwas
ähnliches.
Ja,
derartiges müsste wohl vielen Leuten immer mal
wieder mitgeteilt werden, ganz besonders solchen,
die von ihrer eigenen Unfehlbarkeit restlos
überzeugt sind. Nicht umsonst gibt es das Wort
"Cäsarenwahn", dass eben von dem Wahn eines
Cäsaren, mehr oder weniger allmächtig zu
sein, ableitet. Heute würden wir wohl eher
sagen, dass die Betreffenden sich für
fehlerlos halten würden.
Nur
ein Beispiel gebe ich jetzt mal an: Bei
Börsenspekulanten wurde festgestellt, dass
Einsicht in Fehler ihrerseits nicht vorkommt. Sie
halten sich tatsächlich für fehlerfrei,
selbst wenn ihre Irrtümer längst
offensichtlich sind. Da sie jedoch dafür auch
weiterhin genauso viel Geld beziehen, als
wären sie real erfolgreich, kann sich so ein
Irrtum wohl leicht einstellen.
Da
liegt einem ein "Oh, Mann!" doch auf der
Zunge.
Anm.d.Red.:
In Gerd's beruflichem Umfeld werden jene
"Omänner" Service-Verantwortliche oder auch
Applikations-Verantwortliche genannt.
Wegen der unglaublichen
Attraktivität dieser Tätigkeit im
Hintergrund eignen sich manche Punkte einer
Aufgabentransferliste (wäre wohl auch ein
schönes Wort ?) langfristig offen zu
bleiben.
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