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G E R D ' s

E L E V E N T Y

H A U S B E R G

Omann

Johannes Wort dieser Ausgabe

© evang@burgenland (Zeitung der Superintendentur Burgenland)

Wie üblich handelt es sich hier um einen Schreibfehler - selbstverständlich sollte es ursprünglich "Obmann" heißen.
Tatsächlich handelt es sich um einen ernsthaften Obmann, nämlich den des Gustav-Adolf-Vereines. Aber wie auch immer - das Wort, das stattdessen abgedruckt wurde, ist es doch wert, darüber zu schreiben.

 

Wir alle kennen wohl den Stoßseufzer "Oh, Mann!", der am besten dann verwendet wird, wenn etwas entweder so richtig schief läuft oder so richtig dämlich ist.
Insofern wäre die Berufsbezeichnung eines "Ohmannes" durchaus vertretbar. Das wäre dann etwa jemand, der gerufen wird, wenn es schief läuft oder eine wirklich dumme Idee aufgetaucht ist.
Damit ist natürlich ein wichtiger Aspekt der Tätigkeiten eines Obmannes recht gut beschrieben, insbesondere, wenn es sich um einen Verein handelt, der tatsächlich über eine nicht unerhebliche Menge Geldes verfügt.

 

Aber es wäre doch wohl sicherlich wünschenswert, wenn es eine Person gäbe, die gerufen werden kann, wenn es schief läuft.
Das gibt es und nennt sich Troubleshooter, auf Deutsch wäre das der Problemschießer, also jemand, der Probleme erschießt (lässt wahrscheinlich tief blicken, wie in der englischsprachigen Wirtschaft Probleme betrachtet werden). Aber die Tätigkeit eines Omannes wäre noch weitreichender. Er würde genauso sehr den Sündenbock spielen müssen, also sich alles an Ärger anhören können, was gerade anfällt und bei irgendjemandem abgeladen werden muss. Das würde ihn andererseits in die glückliche Lage versetzen, tatsächliche Probleme zu sehen.

Was zu einem dritten, sehr bedeutsamen Aspekt der Handlungsweise so eines Menschen führen würde.
Ein Omann könnte nämlich auch derjenige sein, der Probleme seinerseits feststellt und den Zuständigen im Vorfeld mitteilt. Manchmal denke ich, es wäre äußerst notwendig, jeder größeren Organisation jemanden zuzuteilen, dessen alleinige Aufgabe darin besteht, die Wirklichkeit festzustellen und den Verantwortlichen weiterzusagen.

Das klingt ein wenig eigenartig, aber es ist nichts desto weniger bedeutend; die meisten Unternehmungen glauben ja ganz genau zu wissen, wie die Wirklichkeit aussieht, und handeln dann gemäß ihrer Prämissen. Je weiter diese von der Realität abweichen, desto heftiger weigern sich diese Organisationen, die Wahrheit zur Kenntnis zu nehmen. Nicht umsonst war es in Rom üblich, dass hinter jedem siegreichen Imperator (Feldherren, mehr bedeutet das Wort nicht) bei einem Triumphzug ein Sklave auf dem Wagen stand, der ihm den Lorbeerkranz über den Kopf hielt. Und dabei immer wieder darauf hinwies, dass der Geehrte bloß ein Mensch sei - und kein Gott oder so etwas ähnliches.

 

Ja, derartiges müsste wohl vielen Leuten immer mal wieder mitgeteilt werden, ganz besonders solchen, die von ihrer eigenen Unfehlbarkeit restlos überzeugt sind. Nicht umsonst gibt es das Wort "Cäsarenwahn", dass eben von dem Wahn eines Cäsaren, mehr oder weniger allmächtig zu sein, ableitet. Heute würden wir wohl eher sagen, dass die Betreffenden sich für fehlerlos halten würden.

Nur ein Beispiel gebe ich jetzt mal an: Bei Börsenspekulanten wurde festgestellt, dass Einsicht in Fehler ihrerseits nicht vorkommt. Sie halten sich tatsächlich für fehlerfrei, selbst wenn ihre Irrtümer längst offensichtlich sind. Da sie jedoch dafür auch weiterhin genauso viel Geld beziehen, als wären sie real erfolgreich, kann sich so ein Irrtum wohl leicht einstellen.

Da liegt einem ein "Oh, Mann!" doch auf der Zunge.

 

Anm.d.Red.: In Gerd's beruflichem Umfeld werden jene "Omänner" Service-Verantwortliche oder auch Applikations-Verantwortliche genannt.
Wegen der
unglaublichen Attraktivität dieser Tätigkeit im Hintergrund eignen sich manche Punkte einer Aufgabentransferliste (wäre wohl auch ein schönes Wort ?) langfristig offen zu bleiben.

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